Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Vorschein.
Ryan ging weiter in den Raum und steckte seine eigene Tasche in ein Fach ein paar Schritte von dem von Guillermo entfernt. Das Gummiband mit dem Schlüssel streifte er sich über das Handgelenk und lief hinaus. Mr Oldfield wartete am Ausgang auf ihn, während in der Halle Jungen an Seilen zur Decke emporkletterten.
»Mit dir stimmt doch was nicht, Brasker«, stellte Oldfield fest.
Ryan fragte sich, ob Shawn Verdacht geschöpft und ihn verpetzt hatte.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, antwortete er misstrauisch.
»Du hast Muskeln«, sagte Oldfield und neigte sich zu ihm. »Hast du schon mal gerungen?«
»Nein, Sir«, antwortete Ryan.
»Du bist gebaut wie jemand, der ringen oder Ball spielen kann. Aber deine Einstellung ist Mist.«
Ryan antwortete nicht.
»Nicht wahr?«, wiederholte Oldfield laut genug, dass die Jungen an den Seilen sich zu ihnen umsahen.
»Wie Sie meinen, Sir«, sagte Ryan.
»Zwanzig Runden, dann machst du bei den anderen mit. Und jetzt los!«
Ryan unterdrückte ein Lächeln, als er zu laufen begann. Zwanzig Runden um eine kleine Turnhalle waren nichts, und auch wenn es knapp gewesen war, war der erste Teil seines Plans doch gut ausgeführt worden.
11
Zehn Minuten vor dem Läuten zur Mittagspause strömten drei Klassen Siebtklässler in den Umkleideraum. Ein paar gingen duschen, doch den meisten reichten ein Spritzer Deo und ein frisches T-Shirt.
Die sechs Latino-Jungen im hinteren Teil gehörten alle zur Nicht-Duscher-Gruppe. Ryan stand ein paar Meter weiter und rieb sich mit seinem zusammengeknüllten Sporthemd über die verschwitzte Brust.
Gleich als er zu seinem Schließfach kam, sah Guillermo seine Schlüssel auf dem Fußboden davor liegen. Wie Ryan gehofft hatte, bemerkte er, dass sein Telefon fehlte, als er sie wieder in die Shortstasche steckte.
Obwohl viele Jungen herumschrien und die Schließfachtüren knallten, konnte man Guillermos wutentbrannten Schrei hören: »Wer von euch Schwanzlutschern hat mein Telefon?«
Niemand beachtete ihn. Guillermo nahm alles aus seinem Schließfach, um sicherzugehen, dass es nicht nach hinten gerutscht war, sah sich dann nach allen Seiten um und bückte sich, um unter die Holzbank zu sehen.
»Hast du es vielleicht in den Rucksack gesteckt?«, fragte ihn ein magerer Junge.
Guillermo baute sich vor ihm auf und sagte aggressiv: »Ich habe mein Handy nicht im Rucksack, es gehört zusammen mit meinen Schlüsseln in die Hosentasche.«
Der Junge war nur halb so groß wie Guillermo und trat mit erhobenen Händen zurück. »Ich will ja nur helfen.«
»Wenn sich da jemand einen Witz erlaubt, sollte er jetzt lieber aufhören!«, schrie Guillermo.
Obwohl er behauptet hatte, das Telefon könne nicht in seinem Rucksack sein, machte er alle Reißverschlüsse auf und räumte ihn sicherheitshalber aus. Als er fertig war, war er hochrot im Gesicht, und seine Bewegungen waren eckig, als würde er gleich explodieren.
»Wenn mich einer von euch reinlegen will, Mann«, warnte er wütend. Dann schrie er wieder los: »Wer hat mein verdammtes Telefon?«
Ryan war mittlerweile angezogen und wurde nervös. Gleich würde es läuten. Die Jungen, die bereits umgezogen waren, würden zum Ausgang strömen, und wenn Ethan Guillermos Telefon hinaustrug, bevor jemand versuchte, es anzurufen, war sein schöner Plan im Eimer.
Es hätte verdächtig ausgesehen, wenn Ryan vorgeschlagen hätte, dass jemand Guillermos Telefon anrief, aber er war so verzweifelt, dass er es fast getan hätte, als schließlich ein Junge namens Sal mit seinem eigenen Handy auf Guillermo zutrat.
»Keine Panik, Bruder«, sagte Sal zu Guillermo. »Wie ist deine Nummer? Ich rufe es an.«
Guillermo sah noch wütender drein als vorher. Aber Sal war einer der größten Jungen in der siebten Klasse, daher fuhr er ihn nicht an.
»Es ist auf Vibrationsalarm gestellt«, sagte er nur.
»Aber vielleicht hört man es trotzdem«, meinte Sal. »Kann ja nicht schaden, oder? Wie ist deine Nummer?«
Der Klingelton war zwar durch den Lärm der vierzig aufgedrehten Jungen kaum zu hören, aber es reichte aus, dass Sal und Guillermo losschossen.
Ryan täuschte Desinteresse vor, als die beiden sich durch die Menge drängten und durch den Raum stapften, bis sie vor dem verdutzten Ethan standen, der in seiner Tasche nach dem klingelnden Telefon suchte.
Guillermo packte Ethan am Genick seines Kapuzenshirts und stieß ihn heftig gegen ein Schließfach.
»Was machst du mit meinem Telefon, du
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