Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
einzige Möglichkeit, den Aramov-Clan zu Fall zu bringen, ist also, ihn zu infiltrieren und von innen heraus zu vernichten?«
»Genau!«, bestätigte Dr. D. fröhlich. »Ach, weißt du, Ryan, ich habe so ein gutes Gefühl bei deiner Aura! Ich spüre, dass wir sehr gut zusammenarbeiten werden!«
Ryan bemerkte, wie Amy und Zara verlegene Blicke tauschten. Dr. D. schien ein schräger Vogel zu sein.
»Und was spiele ich für eine Rolle?«, fragte Ryan.
Amy neigte sich vor und wandte sich zu Ryan, um ihm zu erklären: »Vor drei Wochen hat die CIA, die die Stationen in Afghanistan überwacht, ein verschlüsseltes Telefongespräch zwischen dem Hauptbüro des Aramov-Clans in Kirgisien und einer Frau namens Gillian Kitsell in Santa Cruz in Kalifornien aufgenommen. Für Kriminelle ist es eigentlich ungewöhnlich, verschlüsselte Auslandsgespräche übers Telefon zu führen.«
Ryan wusste, warum, und um das auch zu zeigen, warf er ein: »Weil das verschlüsselte Signal an sich schon verdächtig ist. Das Gespräch muss entweder sehr dringend oder ein Fehler gewesen sein.«
»Genau«, bestätigte Amy.
»Und was haben sie gesagt?«, wollte er wissen.
»Wunschdenken, Ryan«, lachte Amy. »Der Aramov-Clan benutzt einen hochkomplizierten Verschlüsselungs-Algorithmus. Man kann ihn nicht knacken, wenn man nicht acht Monate uneingeschränkten Zugang zu einem Hundert-Millionen-Dollar-Computer hat. Doch das FBI hat damit begonnen, das Haus und den Arbeitsplatz von Gillian Kitsell zu überwachen. Wir glauben, dass es sich bei ihr eigentlich um Galenka Aramov handelt. Sie ist die Tochter der Clanchefin Irena, doch die beiden haben sich entfremdet.«
Ryan überlegte.
»Eine entfremdete Tochter weiß womöglich nichts über die Familienangelegenheiten.«
»Das ist schon möglich«, gab Amy zu. »Aber Gillian Kitsell besitzt und betreibt eine Firma in Silicon Valley, die sich auf hochmoderne Datensicherung und Verschlüsselungssysteme spezialisiert hat. Also selbst wenn Kitsell nichts von den täglichen Geschäften des Clans weiß, dann hat sie doch auf jeden Fall das technische Wissen, mit dessen Hilfe wir anfangen könnten, die E-Mails und Telefongespräche des Aramov-Clans zu entschlüsseln.«
»Dabei müssen wir in ganz winzigen Schritten vorgehen«, fügte Dr. D. hinzu. »Wenn der Clan auch nur den leisesten Verdacht schöpft, dass Gillian Kitsell unter Beobachtung steht, werden sie innerhalb von Stunden die Codes und ihre Betriebsmethoden ändern. Gillian hat einen zwölfjährigen Sohn namens Ethan, und es ist deine Aufgabe, sein neuer bester Freund zu werden.«
»Weiß Ethan, wer seine Mutter ist?«, fragte Ryan.
»Da sind wir uns nicht sicher«, antwortete Dr. D. »Aber sie wohnen in einem Acht-Millionen-Dollar-Haus am Strand und haben kein Personal.«
Ryan nickte. »Reiche Leute machen nicht selbst sauber, es sei denn, sie haben etwas zu verbergen.«
»Amy und ein TFU-Agent namens Ted Brasker werden mit dir zusammenarbeiten«, sagte Dr. D. »Ted wird dein Vater sein und Amy deine Halbschwester.«
»Das heißt, wenn du bereit bist für die Mission«, meinte Amy.
»Klar bin ich das«, erwiderte Ryan fröhlich. »Wann fliegen wir los?«
3
Sechs Wochen später in Dandong, China
Fu Ning hasste vieles an ihrem Leben, aber es gefiel ihr, wenn sie sich morgens beim Weckerklingeln das Kissen über den Kopf ziehen und zur Wand drehen konnte. Sie stellte sich vor, dass ein Schlauch in ihren Arm hinein und ein anderer aus ihrem Po herausführte. Dann könnte sie für immer im Bett bleiben: Sie musste nie lernen, würde nie angemeckert werden, weil sie faul war, und musste sich nie damit abfinden, dass sich ihre Stiefeltern jeden Morgen stritten.
Aber wenn sich Ning auch nicht für ewig ins Bett kuscheln konnte, so konnte sie doch noch zehn Minuten weiterdösen, anstatt um sechs Uhr wie vorgeschrieben unter die Dusche zu gehen.
»Aufwachen, die Sonne scheint!«, rief ihre Zimmergenossin Daiyu fröhlich, als sie hereinkam.
Daiyu war spindeldürr und mit elf Jahren genauso alt wie Ning. Sie trug einen rosa Hello-Kitty-Bademantel und hatte tropfnasse Haare. Gleich hinter Daiyu kam ihre andere Zimmergenossin Xifeng herein und warf sanft mit ihrem Nylon-Toilettenbeutel nach Ning.
»Willst du, dass das alte Schlachtross hier hereinstürmt und herumbrüllt und unsere Unordnung tadelt?«
»Verzieh dich«, verlangte Ning und zog die Decke fester um sich.
»Können wir nicht mal einen Tag erleben, an dem du kein Theater
Weitere Kostenlose Bücher