TOP SECRET - Die Sekte
davon chemisch so behandelt, dass sie getragen aussahen - und alles, was man erwarten konnte, von Schreibblöcken bis zum Surfboard, einen Computer und sogar einige zerschlissene Brettspiele und Plüschtiere aus der Kindheit seines Alter Ego.
James stellte die Klimaanlage an und begann, seine neue Garderobe zu durchforsten, um zu entscheiden, was er anziehen wollte, wenn er aus der Dusche kam.
11
Nach fünfunddreißig Stunden in Flughäfen und Flugzeugen in Kombination mit einer zehnstündigen Zeitverschiebung hatte James den Jetlag seines Lebens. In der Nacht rumorte er in seinen Bettlaken herum und verbrachte die ersten Stunden des Montags hellwach an seiner Playstation.
Als die Sonne aufging, hatte er Kopfschmerzen und fühlte sich wie erschlagen. Mit Shorts bekleidet, schwamm er ein paar Runden im Pool, um halbwegs wach zu werden.
Der Morgen verging mit den üblichen Aufgaben, die einen erwarten, wenn man irgendwo neu einzieht. James mähte etwa vier Hektar Rasen mit einem Aufsitzmäher, während Dana herumtelefonierte, um jemanden zu finden, der regelmäßig den Pool reinigte; außerdem brauchten sie einen Klempner, der einen kaputten Wasserhahn in einem der Bäder reparierte. Abigail und Lauren fuhren solange zum Supermarkt, um Lebensmittel einzukaufen.
Nach dem Mittagessen verließen sie gemeinsam das Haus und besichtigten ihre Highschool, die etwa drei Kilometer entfernt war. Die Schule stand mitten auf einer großen Rasenfläche. Die Klassenzimmer waren in vier langen Reihen ebenerdig angeordnet und gingen auf einen überdachten Gang hinaus, der alle Schulgebäude miteinander verband. Sie hatten ein kurzes Vorstellungsgespräch bei ihrem neuen Konrektor und anschließend gab Abigail fünfhundert australische Dollar im Uniformladen aus.
Auf dem Rückweg hielten sie bei Target und kauften Lauren ein Fahrrad - was ASIS offenbar versäumt hatte -, bevor sie in einem edlen Lokal am Brisbane River zu Abend aßen.
Es gab mexikanisches Essen, das sie in einem privaten Veranstaltungsraum genossen, mit Blick auf den
Hafen voller schneller Jachten, Rennboote und Motorbarkassen. John und Chloe waren auch da, sowie Miriam Longford, eine Psychologieprofessorin der Universität von Brisbane. James erinnerte sich sofort an ihren Namen; er hatte ihn während des Fluges in einem der Bücher gelesen.
Longford hatte Hunderte ehemaliger Survivors-Mitglieder beraten, die nach ihren Erlebnissen mit der Sekte traumatisiert waren. Kürzlich hatte sie wegen eines Buches, das sie über die Survivors verfasst hatte, einen Rechtsstreit mit ihnen ausfechten müssen.
Longford war zwar bereits als Profiler für ASIS und die Polizei von Queensland tätig gewesen, doch über die Existenz von CHERUB war sie erst vor wenigen Stunden informiert worden und hatte Geheimhaltung schwören müssen. Sie war fasziniert von der Idee, Kinder bei Undercover-Operationen einzusetzen.
Während sich das Abendessen über Dessert, Kaffee und drei Extrarunden Getränke hinzog, beantwortete Longford Dutzende Fragen der Kinder und stellte selbst Dutzende. Als sie das Lokal verließen, hatten die Cherubs das Gefühl, dass sie die Survivors jetzt besser verstanden, als sie es je aus Büchern hätten lernen können.
Bis Abigail sie in ihrem E-Klasse-Mercedes nach Hause gebracht hatte, war es bereits dunkel. James stellte erleichtert fest, dass er am Ende dieses Tages richtig müde war, doch die Aussicht, den nächsten Tag in der Schule sitzen zu müssen, machte ihn niedergeschlagen.
Wenigstens war die Schuluniform nicht übel: Polohemd mit dem Logo der Schule auf der Brust, dunkelblaue Cargoshorts und Schuhe und Socken frei nach persönlicher Lust und Laune. Bevor Abigail zu ASIS gekommen war, hatte sie während ihres Studiums in der Küche eines erstklassigen Hotels gearbeitet. So begannen die drei Cherubs den Tag mit einem warmen Frühstück plus Obst und Toast. Zu ihrem Lunchpaket gehörten sehr delikat aussehende Brötchen, frischer Obstsalat und hausgemachter Kuchen aus einer Bäckerei, die Lauren auf der Rückfahrt vom Supermarkt entdeckt hatte.
Um zwanzig vor neun machten sich die drei mit ihren Fahrrädern auf den Weg. Je näher sie der Schule kamen, desto mehr Fahrräder waren auf der Straße unterwegs, bis sie von einer Menge lärmender Kinder umgeben waren, die von ihren Rädern absprangen und sie in einen überdachten Unterstand schoben, um sie an Metallständer anzuketten.
»Bis später«, verabschiedete sich James von seiner richtigen
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