TOP SECRET - Die Sekte
dann an Chrissie weiter.
»Hey!«, beschwerte sich Lauren zornig.
Während Melanie Lauren ansah, als ob sie sagen wollte: Was willst du denn dagegen unternehmen, Zwerg? , hielt Chrissie die Schachtel ein paar Jungen hin.
»Hier, Pommy verteilt ihre Lollis.«
Die Jungen schnappten nach der Schachtel und ließen sie herumgehen, bis sie leer war. Als der Lehrer nach vorne zurückging, bemerkte er es.
»Entschuldigt mal, wer hat euch erlaubt, im Klassenzimmer zu essen?«
»Die sind von Lauren«, sagte Melanie.
Der Lehrer schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja, dass du neu bist, Lauren, aber bitte denke daran, dass während des Unterrichts nicht gegessen wird.«
Sobald sich der Lehrer wieder zur Tafel umdrehte, grinste Melanie Lauren an und zeigte ihr den Stinkefinger.
»Ziege!«, knurrte Lauren.
»Heul doch, Pommy!«
»Soll ich dir das Gesicht verschandeln?«
Melanie lachte. »Dazu bist du viel zu klein. Du reichst ja nicht mal bis zu meinen Titten.«
Lauren platzte fast vor Wut. Sie wusste, sie war eine ausgebildete CHERUB-Agentin, und ihre Rolle als Lauren Prince verlangte, dass sie ruhig und zurückhaltend auftrat, aber es war unglaublich schwer, diese Gängelei stundenlang zu ertragen.
Sie versuchte, an etwas Positives zu denken. Zum Beispiel daran, dass sie mit dieser Mission die jüngste CHERUB-Agentin aller Zeiten mit einem schwarzen T-Shirt werden konnte, sofern sie ihren Job gut machte. Oder wie sie mit Bethany und ihren anderen Freundinnen über diese Geschichte lachen würde, wenn alles vorbei war.
»Erde an Lauren, kannst du mich hören?«, erkundigte sich der Lehrer sarkastisch. »Hör bitte auf, deinen Tisch anzustarren, und fang an, die Diagramme von der Tafel abzuschreiben.«
Lauren nahm ihren Stift und begann, die Überschrift auf eine freie Seite in ihr Heft zu übertragen. Als sie halbwegs damit fertig war, die Tortendiagramme abzuzeichnen, spürte sie einen scharfen Schmerz in ihrem Oberarm. Sie war viel zu schockiert, um irgendeinen Laut von sich zu geben, als sich ein Blutstropfen auf ihrer Haut bildete. Melanie hatte sie mit der Spitze ihres Zirkels gestochen.
Bisher waren es Beleidigungen und ab und zu ein Schubser gewesen, aber jetzt begann die Sache deutlich zu eskalieren. Lauren unterdrückte den Drang, Melanie
zu schlagen, als sie das Blut mit einem Taschentuch abwischte.
»Und was machst du jetzt, Pommy?«
Lauren grinste unsicher. Ihr Arm tat weh, aber sie biss sich auf die Lippe und wandte sich wieder ihrem Übungsheft zu.
Konzentrier dich auf die Mission!
»Pooooommy!«, flüsterte Melanie und ließ drohend den Zirkel kreiseln.
Wieder stieß sie damit zu, aber dieses Mal war Lauren darauf vorbereitet. Sie sprang auf, stieß dabei ihren Stuhl um und griff Melanie am Handgelenk. Sie zog sie nach vorne und verpasste ihr mit der freien Hand einen Schlag, der so kräftig auf Melanies Lippen landete, dass sie seitlich aus ihrem Stuhl und auf Chrissies Schoß geworfen wurde.
»Zufrieden?«, erkundigte sich Lauren, ballte die Fäuste und forderte Chrissie heraus, aufzustehen und sich ebenfalls eine Abreibung zu holen.
Melanies Lippe blutete und im Klassenzimmer wurde nach Luft geschnappt, vereinzelt erklang ein »Ach du Scheiße!«. Als der Lehrer zwischen den Tischen auf sie zustürmte, begann Melanie zu heulen. Lauren ließ es zu, dass der Lehrer sie zurückstieß.
»Was zum Henker ist hier los?«, erkundigte er sich.
»Ich habe es satt, dass sie auf mir herumhackt«, schrie Lauren. »Sie tut es, seit ich hergekommen bin, und ich bin es leid!«
Lauren setzte sich wieder auf ihren Plastikstuhl und
fing zu schluchzen an. Das war teilweise gespielt, weil man erwarten konnte, dass ein Mädchen in der ersten Schulwoche durcheinander war, wenn es ernsthaft Ärger bekam, aber zum Teil war es auch echt. Sie war aus ihrer Rolle gefallen und machte sich Sorgen, dass es dem Einsatz schaden könnte.
Der Konrektor sah Lauren über seinen Schreibtisch hinweg an.
»Du sagst also, Melanie habe dich mit ihrem Zirkel gestochen und sie habe dich schikaniert. Aber warum bist du dann nicht gekommen und hast mit deinem Klassenlehrer darüber geredet? Gewalt war sicherlich keine angemessene Lösung.«
»Ich weiß, Sir«, sagte Lauren verlegen.
»Melanies Unterlippe musste mit vier Stichen genäht werden. Unter normalen Umständen hätte dein Benehmen zum sofortigen Schulverweis geführt. Das Blut auf deinem Hemd zeigt mir allerdings, dass du offensichtlich provoziert wurdest, und ich
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