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TOP SECRET - Die Sekte

TOP SECRET - Die Sekte

Titel: TOP SECRET - Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und seiner angeblichen Schwester und zog in Richtung des Klassenzimmers davon, das ihm der Konrektor am Nachmittag zuvor gezeigt hatte.
    James ging langsam, um seinen neuen Mitschülern keinen falschen Eindruck zu vermitteln. Bislang hatte er sich bei seinen Missionen mit Jungs einlassen müssen, die eine ähnlich lasche Einstellung zu Arbeit und Disziplin hatten wie er selbst. Diesmal musste er seine Neigung, Mist zu bauen und zu den Kumpels zu gehören,
überwinden. Er musste scheu und bedrückt wirken, das Bild eines Jungen abgeben, den die Scheidung seiner Eltern sehr mitgenommen hatte und der sich jetzt gezwungenermaßen in einer neuen Umgebung zurechtfinden musste. Schon die jüngsten Survivors sollten nach neuen Mitgliedern Ausschau halten, und die Idee, die hinter James’ Verhalten steckte, war, das Interesse der an die siebzig Schüler der North-Park-Highschool auf sich zu lenken, die in der nahen Survivors-Gemeinde wohnten. Unglücklicherweise hatte ASIS die Operation kurzfristig planen müssen und nicht herausfinden können, ob in James’, Laurens oder Danas Klassen irgendwelche Survivors waren.
    Als James aus dem hellen Sonnenlicht in das Klassenzimmer trat, suchte er sich absichtlich einen freien Platz in der hintersten Ecke, von dem aus er seine Klassenkameraden beobachten konnte. Zwar trugen alle Kinder Schuluniformen, aber James hatte erfahren, dass Joel Regan beileibe kein Geld dafür ausgab, die Kinder, die in seinen Kommunen wohnten, in Designerklamotten zu kleiden. James überflog die Reihen. Nike-Air-Turnschuhe, teure Rucksäcke, schicke Uhren und Schmuck waren Anzeichen dafür, dass man nicht in einer Kommune lebte.
    James brauchte ein paar Minuten, bis er etwas sah, was ihm gefiel: Ganz vorne, wo die braven Kinder ihre Plätze hatten, saßen ein Junge und ein Mädchen nebeneinander. Das Mädchen hatte eine gute Figur und ein hübsches Gesicht, aber ihr langes Haar war zu einem
strengen Knoten zurückgebunden, ihre Uniform sah abgetragen aus, und sie hatte einfache Leinenturnschuhe mit grell pinkfarbenen Socken an. Der Junge neben ihr war untersetzt, hatte dunkle Schweißflecken in seinem Polohemd, stoppeliges kurzes Haar, durch das die Akne auf seiner Kopfhaut durchschien, und seine Füße steckten in Laufschuhen, deren Sohle an der Ferse abbröckelte.
    Die nächste Stunde war Geschichtsunterricht, und James erreichte es, dass er neben dem verschwitzten Jungen saß. Die Lehrerin war eine junge Frau mit einem markanten Kinn und Schultern wie ein Mann. Sie hatte noch nicht ganz die Kontrolle über die Klasse, woraufhin eine Gruppe von Jungen die Gelegenheit ergriff und sich über einen Streit an diesem Morgen vor der Schule unterhielt und über irgendein Zeug, das sie vergangenen Freitagabend am Strand gekippt hatten. Kurze Zeit später hatten sich ein paar der Jungen von ihren Sitzen erhoben und zu ihren Kumpels umgedreht und die Lehrerin verlor die Geduld.
    »Setzt euch jetzt auf der Stelle hin!«
    Daran, wie die Jungen zu ihren Plätzen zurückschlenderten, erkannte James, dass sie nicht viel Respekt vor der Lehrerin hatten. Fünf Sekunden nachdem die Frau sich wieder der Tafel zugewandt hatte, warf einer mit einer durchgekauten Papierkugel und traf die aufgerollte Projektionsleinwand.
    »Okay«, rief die Lehrerin, »wer war das?«
    Ein Mädchen direkt hinter James hob die Hand und
verbiss sich mühsam das Lachen. »Miss, ich glaube, das kam durchs Fenster.«
    »Sei nicht albern«, mahnte die Lehrerin.
    Mittlerweile lachten alle Kinder im hinteren Teil des Klassenzimmers und führten sich wüst auf. James konnte es kaum ertragen, nicht mitmachen und lachen zu dürfen. Er wollte alles über den Streit wissen, er wollte das grinsende Mädchen mit den unglaublichen Beinen hinter ihm anquatschen, doch stattdessen musste er in sich zusammensinken und James Prince, den einsamen Jungen, spielen. Es war qualvoll: Als ob man in einem Süßigkeitenladen wohnte und nur Gemüse essen durfte.
    Im Laufe der Stunde wurden die Schweißflecken auf dem Hemd des Jungen neben ihm immer größer, aber er sprach kein Wort. Am Ende der Stunde klopfte ihm James auf den Rücken und fragte höflich: »Entschuldige?«
    Obwohl er den Jungen angesprochen hatte, antwortete das Mädchen. »Was gibt es?«, wollte sie wissen, lächelte leicht und legte den Kopf zur Seite. Das gezierte Verhalten ließ sie mütterlich und wesentlich älter als vierzehn wirken.
    »Hm, die nächste Stunde«, begann James und versuchte, verwirrt

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