TOP SECRET - Die Sekte
alle, dass ihr wiederkommt«, sagte Mary. »Ihr seid so eine nette Familie.«
Elliot trat zu ihnen. Er trug eine Tüte mit Geschenken, die er Abigail reichte, und meinte: »Ich bringe euch noch zum Auto. Das hier sind die Bücher und CDs, von denen ich gesprochen habe, und ich habe auch
ein Päckchen unserer Nicaragua-Röstung und ein paar Stück Kuchen für die Kinder hineingetan.«
Abigail betrachtete die Sachen in der Tüte. »Dafür schulde ich Ihnen doch sicherlich etwas?«
»Davon will ich nichts hören!«, wehrte Elliot ab. »Versprechen Sie einfach, mich anzurufen, wenn Sie über irgendetwas sprechen möchten.«
Als James, Lauren und Abigail den Hauptgang entlang zum Ausgang gingen, begleiteten sie Elliot, Eve, Ruth, Mary und ein paar jüngere Mädchen, mit denen sich Lauren angefreundet hatte. Sie folgten ihnen durch die Automatiktüren und standen um das Auto herum.
Obwohl es schon dunkel war, war es extrem warm, und Abigail stellte die Klimaanlage im Auto an. Bis es im Wagen etwas abgekühlt war, warteten sie noch einen Augenblick draußen.
Eve lächelte James an. »Du kommst doch wieder, oder?«
»Klar.« James nickte begeistert. »Nächsten Samstag.«
»Vielleicht sogar schon früher«, schlug Elliot vor. »Ihr könntet mitkommen, wenn eure Mutter am nächsten Mittwoch unsere Gruppe für Alleinerziehende besucht.«
»Ich denke schon«, meinte Lauren lächelnd. »Vielleicht kann meine große Schwester dann auch mitkommen.«
Die Survivors gingen wieder nach drinnen und winkten, als Abigail den Motor anließ, während sich James und Lauren hinten anschnallten.
»Das hat Spaß gemacht«, stellte Lauren fest.
»Ich glaube, die Mission läuft gut an«, meinte Abigail.
James wurde klar, dass er den ganzen Abend mit den Survivors Sport gemacht und gesungen hatte und die letzte Stunde überhaupt nicht an die Mission gedacht hatte.
Besorgt betrachtete er seine Schwester. »Vielleicht haben wir uns da drinnen ein bisschen zu sehr amüsiert.«
»Was?«, fragte Lauren und wischte sich die glänzende Stirn an ihrem T-Shirt ab.
»Ich will wirklich wiederkommen und es noch mal erleben«, erklärte James. »Mit den lächelnden Mädchen, und alle berühren dich und schenken dir viel Aufmerksamkeit. Das ist wirklich schön.«
Lauren erkannte, auf was ihr Bruder anspielte. »Wir wussten, wie es funktioniert. Wir haben die Bücher gelesen und so und sind doch darauf hereingefallen.«
Abigail drehte sich zu ihren beiden Passagieren um. »Habt ihr wirklich das gesagt, was ich zu hören glaube?«
James rieb sich die Augen und sah beschämt drein. »Es war, als ob man verzaubert würde.«
15
Abigail machte sich Sorgen darüber, wie schnell die Kinder ihre Objektivität verloren hatten und schon wenige Stunden nach Betreten der Kommune von den Survivors geködert worden waren. Und auch sie hatte den Abend mit dem charmanten Elliot genossen.
Am Sonntagmorgen rief sie als Erstes John an und er bat die Psychologin Miriam Longford um Rat. Miriam bereitete gerade das Mittagessen für ihre Familie vor, doch sie erklärte sich bereit, mit Abigail und den Kindern zu sprechen, vorausgesetzt, sie kamen zu ihrem Haus in der Nähe der Universität auf der anderen Seite der Stadt.
In der Einfahrt begrüßte sie ein rotbrauner Setter, der James’ Hand beim Aussteigen warm ableckte. Miriams kleine Nichten und Neffen rannten herum und planschten im Pool, als die Psychologin Abigail und die drei Cherubs zu einer stickigen Doppelgarage führte. Die Autos waren hinausgefahren worden und Miriam hatte Plastikklappstühle im Kreis aufgestellt. Das war nicht ideal, aber zumindest hatten sie dort ihre Ruhe, denn im Rest des Hauses wimmelte es nur so von Familienangehörigen.
Abigail erklärte, was während der letzten achtundvierzig Stunden passiert war, angefangen mit Laurens Wutanfall in der Schule und ihrem Termin bei der studentischen Beraterin bis zum Besuch im Gemeindezentrum der Survivors am Abend zuvor.
»Okay.« Miriam lächelte. »Es ist verständlich, dass ihr über den plötzlichen Ausbruch positiver Gefühle gestern Abend besorgt seid. Aber ich glaube, dass das ganz gut so ist, denn jetzt seid ihr vor der Macht gewarnt, die Gehirnwäschetechniken über Menschen haben können, die nicht aufmerksam genug sind. Das hat mit der Macht des Kontexts zu tun. Hat einer von euch schon einmal vom sogenannten Aufzugtüren-Experiment gehört?«
Sie schüttelten die Köpfe, daher holte Miriam zu einer Erklärung aus.
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