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TOP SECRET - Die Sekte

TOP SECRET - Die Sekte

Titel: TOP SECRET - Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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die Mission war es zwar gut, in die Kommune zu ziehen, aber James stimmte es nicht gerade froh. Bislang hatte er immer noch etwas Zeit für sich haben können, auch wenn es nur eine lange Dusche und eine halbe Stunde an der Playstation nach seiner Runde durchs Altersheim gewesen war. Sobald sie bei den Survivors einzogen, war er ihren Gedankenspielchen rund um die Uhr ausgesetzt.
    Am frühen Samstagmorgen hielten zwei weiße Lieferwagen vor dem Haus. Ein Survivor mittleren Alters stieg aus jedem Transporter und begann, Taschen mit Kleidern und Habseligkeiten, die sie am Abend zuvor gepackt hatten, einzuladen. Sie nahmen auch einen Computer und einen Großbildfernseher mit, den Abigail für die Ausstellung im Einkaufszentrum spenden wollte.

    Auf der Straße war noch kein Verkehr, als die Familie Prince abfuhr und in ihrem Mercedes den Lieferwagen folgte.
    James war überrascht, dass ihn Eve nicht am Eingang des Gemeindezentrums erwartete. Stattdessen begrüßte ihn Paul, ein Junge, den er zwar schon in der Schule und in der Kommune gesehen hatte, mit dem er aber bislang noch nicht gesprochen hatte.
    Paul war dreizehn und rundlich, was ihn jünger wirken ließ. Er nahm eine von James’ Taschen und führte ihn hinein. Sie gingen zwei stillstehende Rolltreppen hinauf ins zweite Stockwerk des Einkaufszentrums. So weit oben war James nie zuvor gewesen. Er betrat einen kompakten Bereich mit gläsernen Wänden und einem Innenhof, der ursprünglich eine Bar und ein Dachrestaurant beherbergt hatte.
    In dem stickigen Raum lagen Matratzen an den Wänden, und es roch nach dem Schweiß und den Fürzen der zwanzig Jungen, die hier jede Nacht schliefen. Paul wies auf eine Reihe von Schränken hinter einer Bar.
    »Unsere Sachen sind alle da drin.«
    Die meisten Schranktüren standen offen und die Kleidung der Jungen hing über den Regalbrettern. Im Näherkommen sah James, dass es Gemeinschaftsschränke waren; in jedem Fach wurden bestimmte Kleidungsstücke aufbewahrt.
    »Woher wisst ihr, wem was gehört?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Hier gibt es keinen persönlichen Besitz, James. Wir teilen alles, außer
Turnschuhe und Zahnbürsten, weil das unhygienisch ist.«
    James machte es fertig, dass er seine Designerklamotten und die drei Wochen alte Schuluniform zu den zerschlissenen Sachen im Schrank legen sollte, aber er hatte keine Wahl. Zumindest hatte er daran gedacht, seine gute Uhr und die Playstation nicht mitzubringen.
    »Ich habe ja ganz dein Willkommensgeschenk vergessen«, sagte Paul, griff in die Gesäßtasche seiner Shorts und zog ein dünnes Taschenbuch mit dem Titel Das Survivor-Handbuch heraus. Auf dem Umschlag klebte ein Zellophanpäckchen mit einer weißen Perle.
    James bemühte sich, fröhlich zu klingen. »Danke, Mann.«
    »Gratuliere!«, sagte Paul heiter. »Jetzt bist du ein Engel, Kumpel.«

    James hatte das Survivor-Handbuch bereits gelesen. Es enthielt die grundlegenden Vorstellungen von Joel Regans Sekte. Die erste Ausgabe war 1963 erschienen, und der Text war im Laufe der Jahre einige Dutzend Male überarbeitet worden, wobei das Datum und der Grund für die Apokalypse mit jeder neuen Ausgabe vager wurden.
    Das Handbuch stellte Regans Theorie über Engel, Teufel und den bevorstehenden nuklearen Holocaust vor, der die Menschheit angeblich auslöschen sollte. Regan behauptete, dass es das Werk des Teufels sei
und dass Gott ihm eine Botschaft geschickt und ihm befohlen habe, eine Arche zu bauen und einen kleinen Teil der Menschheit zu retten, indem er sie zu Engeln machte. Der Teufel hasste die Survivors, weil Gott sie auserwählt hatte, seine Pläne von der Vernichtung der Menschheit zu durchkreuzen.
    In dem Buch hieß es, die Survivors seien nur sicher, wenn sie ihr Leben und ihre Religion innerhalb der Kommunen vollzögen, wo Gott über sie wachen würde. Sie müssten es vermeiden, sich der Außenwelt übermäßig auszusetzen, insbesondere den Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung. Untätigkeit und eine negative Einstellung würden den Teufel ermutigen, in die Kommunen einzudringen, und jeder, der die Survivors verließe, würde Gott den Rücken zuwenden, nachdem er zuvor schon den Teufel verärgert hatte. Die Survivors zu verlassen oder mit einer Person Kontakt aufzunehmen, die aus der Gemeinschaft ausgetreten war, bedeutete, einen qualvollen Tod zu riskieren und für immer in die tiefsten Tiefen der Hölle verbannt zu sein.
    Miriam Longford merkte in ihrem Buch über die Survivors an, dass Regans

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