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TOP SECRET - Die Sekte

TOP SECRET - Die Sekte

Titel: TOP SECRET - Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und beteiligte sich an dem, was immer sie gerade taten. Das reichte von Spielen bis zu Hausaufgaben machen oder dem Besuch eines der zahlreichen kurzen Gottesdienste, die jeden Abend stattfanden. Viele der Aktivitäten machten Lauren Spaß, besonders die Spiele in der Sporthalle und die heiter bis lustigen Gottesdienste, bei
denen getanzt und gesungen wurde. Aber nach dem überwältigenden Eindruck des ersten Abends wandte sie sorgfältig Miriams Gedankenkontrolltechniken an: Ein kurzer Gedanke an den Geruch von James’ Wäschekorb reichte durchaus, um jedes euphorische Gefühl in ihr zu unterdrücken.
    Da sich James gut einzufügen schien, brauchte er sich keiner Einzelberatung zu unterziehen wie Abigail und Dana, aber Eve und Ruth beaufsichtigten ihn ständig und warteten sogar vor der Tür, wenn er aufs Klo musste. Sie ermunterten ihn, an den Gottesdiensten und Vorträgen über die Lehren und das Leben von Joel Regan teilzunehmen. Jeden Tag besuchte er nach der Schule das Altersheim, und im Anschluss daran fuhr er häufig nicht nach Hause, sondern mit Eve gleich zum Gemeindezentrum.

    Einsatzleiter John Jones und seine Assistentin Chloe Blake wohnten in einem Hotel in Brisbane. Bis Abigail und die drei Cherubs vollständig in das Leben der Sekte integriert waren, war ihre Rolle bescheiden, aber sie hatten ein paar Hintergrundrecherchen angestellt, und ein Fakt, der dabei zutage trat, war, dass das North-Park-Seniorenheim den Survivors gehörte und von ihnen betrieben wurde.
    Langsam gewöhnte sich James an die Alten auf seiner täglichen Teewagen-Tour. Oft wurde er gebeten, denjenigen, die schlecht sehen konnten, Briefe vorzulesen.
Er hörte zu, wenn sie über ihre Gebrechen klagten und sich über das Personal beschwerten, das sie versorgte. Viele berichteten, dass ihnen Behandlungen und Ausflüge berechnet wurden, die sie nicht in Anspruch genommen hatten, und dass die Bettwäsche nicht gewechselt wurde. Die Wasserleitungen waren laut, das Wasser nie heiß, und die Klimaanlage funktionierte nicht. James konnte nicht sagen, wie viel davon wahr war und wie viel daher rührte, dass die Bewohner des Seniorenheims wenig mehr zu tun hatten, als fernzusehen und sich Sachen auszudenken, über die sie meckern konnten.
    Eve ermunterte James, Zeit mit den Bewohnern zu verbringen. Er stellte fest, dass sie sich nach einer Weile auf seinen kurzen Besuch am Nachmittag zu freuen begannen, und oftmals hatten sie schon etwas beiseitegelegt, über das sie mit ihm sprechen wollten: einen ausgeschnittenen Zeitungsartikel, die Orden ihrer Ehemänner oder Fotos aus ihrer Vergangenheit. James fand es beunruhigend, sich Bilder anzusehen, die jetzt gebrechliche und kaum mehr mobile Menschen als junge Bräute oder Soldaten mit nacktem Oberkörper zeigten.
    Mit Emily verbrachte James immer ein wenig mehr Zeit als mit den anderen Senioren, meist zehn bis fünfzehn Minuten. Das lag zum Teil daran, dass sie ihn an seine eigene Großmutter erinnerte, aber auch daran, dass sie lebhafter war als die anderen Heimbewohner und häufig sturzbetrunken.
    Während Emily eine Tasse Milch mit Wodka nach der anderen schlürfte, erzählte sie wunderbare Anekdoten
über ihren Sohn, den sie entweder als »Tollpatsch« oder »Hohlkopf« bezeichnete. Er hatte offenbar erst eine Billigfluglinie und dann eine Baumarktkette aus dem Boden gestampft und anschließend in den Ruin getrieben und so ein beträchtliches Familienvermögen verspielt. Emily behauptete, sie habe nur noch »ein paar letzte Millionen Kröten« . Am liebsten mochte James die Geschichte, wie Hohlkopf es schaffte, sich selbst an eine Rigipswand zu nageln, als er die Kraft eines der Geräte aus seinem Baumarkt demonstrieren wollte. Verstimmt über den Hohn, hatte er sich dann entschlossen, einen der Spötter anzugreifen, der sich unglücklicherweise als der australische Meister im Fliegengewicht entpuppte.
    Als James am Freitag, dreizehn Tage nach dem ersten Besuch im Gemeindezentrum, in Emilys Zimmer kam, saß sie vor einer nagelneuen Mini-Stereoanlage und lauschte den Worten von Joel Regan.
    »Das hat mir Elliot gegeben, als er mir die neuen Handtücher und die Matten für das Bad gebracht hat«, kam Emily James’ Frage zuvor. »Ich will dich ja nicht beleidigen, denn ich weiß, dass du zu diesem Haufen gehörst, aber für mich hört sich das alles nach ziemlichem Unfug an.«

    Als James aus dem Altersheim zurückkehrte, war es sechs Uhr abends. Er ging sofort unter die Dusche und gesellte

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