TOP SECRET - Die Sekte
anderen Jungen waren entweder fast komplett angezogen oder schon zum Frühstück hinuntergegangen.
»Vielen Dank, dass ihr mich verpetzt habt, Jungs«, rief Rat niemand im Besonderen zu, als er das Handtuch wegschleuderte und in die Dusche stürmte, um sich das Shampoo aus den Haaren zu waschen.
James zog seine verschwitzten Sachen aus und folgte ihm in den dampfenden Raum. Sie waren die Einzigen und Rat wich ängstlich zur Wand zurück.
»Ich sollte dich windelweich prügeln«, drohte James ihm zornig mit dem Finger, als er eine Shampooflasche vom Regal nahm.
»Ich hab keine Angst vor dir«, behauptete Rat, wirkte aber ziemlich unsicher, als James auf ihn zukam. Schließlich stand er mit dem Rücken zur Wand und hatte James’ Brust ein paar Zentimeter vor seiner Nase.
»Los, schlag mich«, forderte Rat ihn trotzig heraus. »Mir egal. Das will die Kuh doch, und du bist nicht der Erste, der zuhaut.«
Da James schon öfter, als ihm lieb war, Schwierigkeiten bekommen hatte, weil er zugeschlagen hatte, war er in letzter Zeit ein Meister in der Taktik des Hinhaltens der anderen Wange geworden.
»Warum hast du mir so einen blöden, unsinnigen Streich gespielt?«
»Schlag mich schon, und bring es hinter dich, aber erwarte nicht, dass ich vor dir krieche«, erwiderte Rat verächtlich.
James wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte. War Rat eine Art Survivor-Rebell oder hatte er nur ein paar Schrauben locker?
»Wie wird unsere Strafe aussehen?«, wollte James wissen.
»Oh, das wird dir gefallen.« Rat grinste, drehte sich um und zeigte James seinen Hintern.
Erschrocken trat James zurück, als er die Narben und blauen Flecken sah, von denen einige noch ziemlich frisch waren.
»Ist das dein Ernst?«, stieß er hervor. Plötzlich machte er sich wesentlich mehr Sorgen darum, Ärger zu haben.
Rat zuckte mit den Achseln. »Die können mich prügeln, so viel sie wollen. Ich werde nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Und wenn ich so darüber nachdenke, bist du wohl auch keiner, oder?«
»Kein was?«
Rat lächelte. »Du glaubst nicht wirklich .«
»Wie kommst du darauf?«, fragte James nervös, als er sich einseifte. »Ich habe den Eid geschworen und ich habe ein Halsband.«
»Vielleicht hast du ein Halsband«, meinte Rat, »aber wenn du wirklich gläubig wärst, wärst du nie mit mir in den Heizungsraum gekommen, um dir nackte Mädchen anzusehen. Und jetzt würdest du mir einen Vortrag halten, zu bereuen und unsere Strafe zu akzeptieren.«
»Vielleicht bin ich nur etwas dämlich und leicht zu beeinflussen«, widersprach James.
Rat schüttelte den Kopf. »Wenn du blöd wärst, würde ich jetzt mit einer blutigen Nase am Boden sitzen.«
»Bilde dir bloß nichts ein, Rat, das kann immer noch kommen.«
»Wie bist du hier gelandet?«
Während sie in den Schlafsaal gingen und sich abtrockneten, erzählte James ihm, wie Elliot niedergestochen worden war und Ween es vertuscht hatte.
»Den kenne ich«, meinte Rat nickend. »Wir haben ihn Elliot den Aal genannt, weil er so schleimig ist. Weißt du, dass ihr beide, du und deine Schwester, die ersten Neuen in der Arche seit drei Monaten seid?«
»Ja, die Leute in Brisbane haben gesagt, dass hier gerade viel gebaut wird oder so.«
Rat grinste. »Hast du etwas davon gesehen?«
James fiel auf, dass das nicht der Fall gewesen war. »Was geht dann vor sich?«
»Joel Regan stirbt«, erklärte Rat. »Die Spinne will nicht, dass das außerhalb der Arche bekannt wird, denn wenn mein Vater stirbt, dann gehen ein paar Milliarden Kröten den Bach runter.«
»Warum?«, fragte James.
Rat war offensichtlich froh, jemanden gefunden zu haben, der hören wollte, was er zu sagen hatte. »Die ganze Survivor-Religion basiert darauf, dass Gott Joel Regan dazu auserwählt hat, eine Arche zu bauen und die Menschheit zu retten. Wie aber soll er sie retten, wenn er tot ist?«
»Ja.« James nickte bedächtig. »Ja, das ist knifflig.«
»Außerdem tobt ein Krieg darüber, wer die Führung übernimmt, wenn er stirbt.«
»Zwischen wem?«
»Der vierten Frau meines Vaters, Susie, und meiner ältesten Schwester Eleanor, der Spinne. Susie ist vernünftig, sie trägt nicht mal ein Survivor-Halsband. Eleanors Leute sind das genaue Gegenteil, sie glauben jedes Wort im Handbuch. Sie sagen, wenn mein Vater stirbt, bevor die Apokalypse eintritt, dann ist das ein Zeichen, dass der Teufel gewinnt. Sie werden ausflippen, wenn er auf einmal tot ist.«
»Ausflippen? Wie zum Beispiel?«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher