TOP SECRET - Die Sekte
zurücktrat und das Paddle weiterreichte.
James’ Erleichterung währte nicht lange. Der zweite Schlag brannte schlimmer als der erste und danach wurde es mit jedem Mal schmerzhafter.
Nachdem das dreizehnte Mädchen James’ nacktem Hintern den letzten Schlag versetzt hatte, zog ihn Georgie vom Tisch und zerrte ihm das Plastikstück aus dem
Mund. Während die Mädchen den Raum verließen, um ihren Morgenunterricht zu beginnen, riss sich James den Polstergurt ab und zog sich die Hose hoch. Er bemerkte, dass das Holzpaddle auf dem Boden mit Blut bespritzt war, doch ein Griff an seinen Hintern verriet ihm, dass er nur einen leicht blutenden Kratzer hatte.
Dann trat er zurück und sah Rat an. Der Elfjährige hatte neununddreißig Schläge mit dem Paddle bekommen. Er fand nur schwer die Kraft, sich vom Tisch hochzuziehen, und Blut lief ihm die Beine hinunter.
»Steh auf, Junge«, sagte Georgie extrem selbstzufrieden. »Wir werden den Teufel noch aus dir herausprügeln, kleiner Rathbone.«
Rat stemmte sich vom Tisch hoch, und James griff ihn am Arm, um ihn zu stützen. Der Jüngere wischte sich die Tränen ab und sah Georgie trotzig an.
»Hat kein bisschen wehgetan«, behauptete er.
Georgie ignorierte ihn und trat auf James zu, um ihn böse anzusehen.
»Gut, Neuer«, sagte sie, nahm das blutige Brett hoch und wedelte ihm damit vor der Nase herum. »Das war ein Vorgeschmack darauf, was dich erwartet, wenn du die Teufel in die Arche lockst. Von jetzt an erwarte ich absoluten Gehorsam. Ist das klar?«
»Ja, Miss«, erwiderte James, obwohl er seinen Zorn kaum beherrschen konnte.
Ein weiterer Blick auf Rats blutige Beine ließ den Wunsch in ihm aufkommen, das Paddle zu nehmen und Georgie eine Kostprobe ihrer eigenen Medizin zu verabreichen.
Die Kraft dazu hatte er, doch als er sich auf die Mission eingelassen hatte, war ihm auch bekannt gewesen, dass er bei diesem Einsatz körperliche Strafen riskierte, und er hatte keine Lust, wegen eines Wutausbruchs sechs Wochen Arbeit aufs Spiel zu setzen.
»Guuut«, sagte Georgie und verzog das Gesicht zu einem bösartigen Lächeln. »Dann verzieht euch beide in den Schwitzkasten!«
James hatte schon vermutet, dass etwas, was sich Schwitzkasten nannte, kein klimatisierter Raum mit weichen Kissen war, und er hatte vollkommen recht. Georgie brachte die beiden Jungen zu einer Metallhütte am Rande der Arche. Innen maß sie drei Schritte in der Diagonalen, hatte einen Sandboden, und zwei Eimer standen darin. Der eine enthielt Trinkwasser, in dem ein Plastikbecher schwamm, der andere diente als Nottoilette.
Zögernd traten James und Rat ein. Es gab kein Fenster, aber durch die Ritzen im Metall fiel genügend helles Sonnenlicht, dass man etwas sehen konnte.
»Denkt über eure Sünden nach«, riet ihnen Georgie ernst.
Die Metalltür schloss sich scheppernd und wurde mit zwei Bolzen gesichert. James bekam Angst, als er die glühend heiße Luft einsog.
Rat sah, wie James kämpfte, und sagte mit fester Stimme: »Beruhige dich!«
»Ich kann nicht atmen!«
»Nimm kleine Atemzüge, bis sich deine Lungen an die Hitze gewöhnt haben«, sagte Rat und rieb ihm die Schulter, um ihn zu beruhigen. »Es wird alles gut. Komm nur dem Metall nicht zu nahe, sonst brutzelt es dir die Haut weg.«
Während James gemächlich tiefer einzuatmen begann, grub Rat mit seinem Schuh den heißen Sand um, um ein kühleres Fleckchen zum Hinsetzen zu schaffen.
»Wie lange bleiben wir hier drin?«, fragte James.
»Bis zum Schulende um eins.«
»Das sind fünf Stunden!«, stieß James hervor.
Er machte es Rat nach und grub den Sand um, bevor er sich auf die Seite legte, damit sein vor Schmerz pochender Hintern den Boden nicht berührte. Er musste an die Torturen während seiner Grundausbildung denken und an die Sprüche, die sie dort gesungen hatten:
Das hier ist hart, aber CHERUB -Agenten sind härter. Das hier ist hart, aber CHERUB -Agenten sind härter.
Er musste lächeln, als er erkannte, dass das eine Art Gehirnwäsche à la CHERUB gewesen war. Aber die Ähnlichkeiten zwischen der strengen Routine auf dem CHERUB-Campus und dem Leben in der Arche der Survivors reichten nicht weit: Jeder, der zu CHERUB kam, wusste, auf was er sich einließ, und es stand einem jederzeit frei, zu gehen.
Nach ein paar Minuten konnte James wieder normal atmen und glich seinen Flüssigkeitsverlust nach dem Morgenlauf mit drei Bechern Wasser wieder aus.
»Weißt du«, meinte Rat, der wegen der Hitze langsam sprach,
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