TOP SECRET - Die Sekte
zurückschob, um sie hinauszulassen. Als er zu dem einstöckigen Gebäude etwa fünfzig Meter entfernt sprintete, war James beeindruckt, wie zäh Rat war, trotz der Dehydrierung und den Schmerzen von den brutalen Schlägen.
Rat lief seitlich um das Gebäude herum und polterte eine Metalltreppe hinunter, die in die Erde führte. An einem Plastikgriff zog er eine Metalltür mit schwarzgelbem Strahlenschutzzeichen auf: Dekontaminierungs-Notfallbereich . Die Tür war fünfzehn Zentimeter dick, und Rat musste beide Füße in den Boden stemmen, um sie zu öffnen.
»Ich kenne hier jeden Tunnel«, erklärte er, als James ihm in einen düsteren Raum mit einer niedrigen Decke folgte. An einer Stange hingen Strahlenschutzanzüge und Duschköpfe ragten aus der Wand.
Durch eine zweite dicke Tür gelangten die Jungen in einen Gang, dessen glänzender Boden von Lichtreflektoren
gesäumt war. Die Luft war kühl, was James neue Kräfte verlieh, als er an Räumen mit Elektrogeräten, Vorräten und Equipment zur Belüftung vorbeikam, das nach älterem Datum aussah.
»Was ist das?«, rief er laut, da ihre Schritte und ihr Atem widerhallten.
Rat sah über die Schulter zurück. »An der Arche ist mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht. Sie reicht an manchen Stellen bis zu vier Stockwerke unter die Erde. Es gibt hier genug Dosenfutter, um uns jahrelang unter Tag zu ernähren.«
Die Arche begann, James wirklich Angst einzujagen. Die Survivors in Brisbane waren manipulativ und exzentrisch, aber sie hatten keine unterirdischen Bunker, Strahlenschutzanzüge oder Gewehre, und sie schlugen keine Kinder blutig, bevor sie sie in Metallschuppen brieten.
Normalerweise hätte James ein Vier-Minuten-Sprint nichts ausgemacht, aber als sie die Aufzugtüren am Ende des Ganges erreichten, war er völlig erschöpft. Der Schwitzkasten hatte ihm seine Kräfte geraubt, seine Muskeln waren verkrampft und in seinem Kopf hämmerte es.
»Okay«, meinte Rat, als sie in einen riesigen Lastenaufzug mit farbbekleckstem Boden stiegen. »Wenn wir aussteigen, solltest du lieber dein bestes Benehmen an den Tag legen. Das hier ist das Tempel-Restaurant.«
»Was ist das?«
»Da kriegen die Bosse der Arche etwas Vernünftiges
zu essen, nicht den Dosenfraß, den wir im Internat vorgesetzt bekommen. Also benimm dich und lass dich nicht in beiläufige Gespräche verwickeln.«
James erwartete etwas Besonderes, als sie ausstiegen, aber das Tempel-Restaurant war eine normale Kantine, auch wenn die schweren Holztische aussahen, als hätten sie einiges gekostet, und an den Wänden kunstvolle Schwarz-Weiß-Fotografien der Arche hingen.
Ein kleiner Mann mit weißem Hemd und schwarzen Hosen trat aus dem Restaurant, als sie hineingehen wollten. »Einen Moment bitte«, sagte er steif, offenbar wenig begeistert von zwei Jungen in Schuluniform.
Rat zog sein Halsband aus dem Ausschnitt und ließ die Goldperle baumeln.
Sichtlich nervös wich der Mann einen Schritt zurück. »Oh ja. Rathbone Regan, richtig?«
»Oh ja, richtig«, höhnte Rat. »Ist meine Stiefmutter da?«
»Sie isst normalerweise lieber allein. Ich würde nicht …«
Rat ignorierte den Mann und führte James zwischen den Tischen hindurch zu einer unglaublich schönen Frau, die einen Teller Minestrone aß. Sie hatte lange dunkle Haare und ein sorgfältig zurechtgemachtes Gesicht, das darauf schließen ließ, dass sie nicht dem hektischen Stundenplan der Survivors unterworfen war.
»Hallo Rat«, sagte Susie. Sie hatte einen amerikanischen Akzent und klang gleichzeitig misstrauisch, aber
auch erfreut, ihren Stiefsohn zu sehen. »Setzt euch doch.«
James war der Meinung, dass er sich genügend erholt hatte, um sitzen zu können, aber Rat schüttelte den Kopf. »Ich bleibe lieber stehen, wenn es recht ist.«
Susie grinste. »Oh Mann, wie viel hast du diesmal bekommen?«
»Neununddreißig.«
»Puh!«, machte Susie kopfschüttelnd und sah James an. »Ich glaube fast, das macht ihm Spaß, James. Er scheint eine masochistische Ader zu haben.«
James fragte sich, ob sie damit nicht vielleicht sogar ins Schwarze traf. In der Dusche hatte Rat James geradezu angefleht, ihn zu verprügeln.
»Es macht mir keinen Spaß«, sagte Rat wütend. »Ich will den Leuten nur zeigen, dass es nichts bringt, mir wehzutun.«
Das Lokal war ein Selbstbedienungsrestaurant, aber Susies gehobener Status verlieh ihr das Recht auf einen Kellner. Der Mann war genauso gekleidet wie der an der Tür.
»Belästigen die beiden Sie,
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