TOP SECRET - Die Sekte
auf Danas Brust. »Du wirst genau das tun, was ich dir sage! Wenn du das vermasselst, trifft dich die erste Kugel in den Rücken. Jetzt steh auf und geh !«
Barry schubste Dana vorwärts, sodass sie fast gestürzt wäre. Wäre es Nina gewesen oder auch nur ein etwas weniger kräftiger Mann, hätte sie versucht, nach der Waffe zu greifen. So aber konnte sie nur zwischen den Häusern zu dem Auto hinüberstolpern. Plötzlich schien sich alles zu verlangsamen. Jeder Schritt in ihren Turnschuhen und jede Bewegung ihrer Arme schien ewig zu dauern. Ihre Haut fühlte sich glühend heiß an, als ob sie die Kugel bereits spüren konnte, die sie zerreißen würde, wenn sie eine falsche Bewegung machte.
Bitte lieber Gott oder irgendjemand! Bitte holt mich hier raus!
Dana warf einen Blick auf die verlassenen Häuser zu beiden Seiten und überlegte, in eines abzutauchen. Doch die Fenster waren verrammelt und die Türen mit Vorhängeschlössern gesichert.
Sie trat aus dem Schatten in das helle Abendlicht auf der Einfahrt und ging hinten um das Auto herum. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie sich herabbeugte
und an das Fahrerfenster klopfte. Sie konnte versuchen, die beiden Menschen zu warnen, aber wenn Barry sie hörte, würde er sie töten.
Als das Fenster heruntersurrte, konnte Dana kurz die beiden Agenten sehen, die in ihre Richtung blickten. Die Frau war dünn und trug eine Menge Make-up. Der Mann - fast noch ein Junge - war Anfang zwanzig, unscheinbar, mit einem dürren kleinen Hals.
Ihr werdet sterben.
»Hören Sie …«, begann Dana und hielt dann einen Moment inne, unentschlossen, ob sie das Spiel mit dem Freund durchziehen oder stattdessen versuchen sollte, das Leben der beiden zu retten, wahrscheinlich auf Kosten ihres eigenen.
Aber sie hatte gar keine Zeit mehr für ein weiteres Wort. Barry hatte seinen Sprint gut berechnet und hielt die schallgedämpfte Waffe bereits durch die Lücke im Beifahrerfenster. Aus nächster Nähe schoss er der Frau in die Brust. Der junge Mann erschrak und sah Barry einen Sekundenbruchteil lang an, bevor sein Herz explodierte.
Es gab weniger Blut, als Dana erwartet hatte, und der gedämpfte Knall erinnerte sie an den Zusammenprall zweier Kissen bei einer Kissenschlacht. Barry hielt die Mündung höher, und Dana trat schnell vom Auto zurück, um nicht hinsehen zu müssen. Sie wusste, dass Barry die Arbeit mit zwei Kopfschüssen beenden würde.
Als die Kugeln ins Auto drangen, verspürte Dana die heftigste Gefühlsexplosion ihres Lebens.
Ich habe gerade zwei Menschen sterben sehen.
Sie fürchtete schon, sie müsse sich übergeben. Dann begann sich alles im Kreis zu drehen. Sie bekam Panik: Ihr wurde schwindelig, sie wusste kaum noch, wo sie war, und grüne und rote Lichter tanzten vor ihren Augen.
»Komm schon!«, befahl Barry und zog sie am Arm. Seine Stimme klang seltsam weit entfernt.
Er zerrte Dana mit sich und streckte die Hand nach einem silbernen Autotürgriff aus. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Nina gerade herangefahren war.
»Komm jetzt, mach schnell!«
Dana zitterte, als die Autotür zuknallte und Nina aufs Gas trat. Sie sah zu dem roten Holden zurück und hoffte - betete -, dass das gerade eben in Wahrheit nicht passiert war.
Als sie sich wieder umdrehte, grinste ihr Barry vom Beifahrersitz entgegen.
»Tut mir leid, dass ich dich grob angefasst habe, Süße, aber wir mussten die beiden loswerden. Du hast dich gut gehalten!«
Dana versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen, und starrte um sich. »Ist das ein anderes Auto als das von vorhin?«
»Klar.« Barry feixte. »Es stand seit Wochen in einer Garage ein paar Häuser weiter. Hier drin sucht uns niemand.«
Dana klemmte die Hände unter die Achseln, um ihr Zittern zu verbergen. Es war zu schrecklich: Das Team,
das ihr Haus beobachtete, war tot, und das Auto mit dem Ortungssender stand immer noch in der Garage und wartete darauf, mit dem Haus in Flammen aufzugehen. Doch Dana wusste, dass sie diese Gedanken überwinden und sich zusammenreißen musste. Zwei unschuldige Menschen waren gestorben. Sie musste dafür sorgen, dass es die einzigen blieben.
35
Lauren hatte recht gehabt, sie hatten sich nicht weit verlaufen. In weniger als drei Minuten hatte Rat den nach Vanille duftenden Gang zu Joel Regans Wohnung gefunden.
»Euer Vater ist also ein Spion?«, fragte er, während sie dahinliefen, offensichtlich nicht überzeugt.
»Nicht direkt ein Spion«, entgegnete James ausweichend, der versuchte, seine
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