TOP SECRET - Die Sekte
Erklärung plausibel klingen zu lassen, ohne die Existenz von CHERUB zu verraten. »Unser Dad kennt ein paar Leute, die für den australischen Geheimdienst arbeiten. Als unsere Mum durchgedreht und zu den Survivors gegangen ist, hat er sie gebeten, uns bei der Flucht zu helfen. Sie haben auch zugestimmt, unter der Bedingung, dass wir uns in Susies Büro umsehen, bevor wir verschwinden.«
»Aha«, meinte Rat misstrauisch. »Wie haben sie mit euch Verbindung aufgenommen?«
»Wir haben versteckte Funkgeräte«, erklärte Lauren.
»Und warum interessiert sich der australische Geheimdienst für Susie Regan?«
James zuckte die Schultern und gab sich mit Absicht so gereizt über die vielen Fragen, dass Rat hoffentlich keine weiteren stellte. »Ich habe keine Ahnung und es ist mir auch egal. Hauptsache, wir kommen hier raus und können wieder bei unserem Dad wohnen.«
Glücklicherweise musste Rat still sein, weil sie die geschwungene Rampe zur Wohnung erreicht hatten.
»Der Butler wird uns aufhalten, wenn wir den Weg nehmen«, flüsterte Rat. »Ich kenne einen Hintereingang. Ihr zwei wärt ohne meine Hilfe nicht weit gekommen.«
»Schon gut«, sagte James. »Hör auf, darauf herumzureiten. Tut mir leid, dass ich dich nicht gebeten habe, mit uns zu kommen.«
Rat führte sie durch eine Tür, die nur durch einen eingelassenen Hebel in der Marmorwand zu erkennen war. Die drei fanden sich in einem muffigen Ankleidezimmer wieder. An den langen Kleiderstangen zu beiden Seiten hingen leere Kleiderbügel aus Holz.
»Augen auf, Mund zu!«, befahl Rat, als er die Tür am hinteren Ende des Raums erreichte. »Normalerweise haben außer dem Butler ein paar Reinigungsleute und die Krankenschwester meines Vaters Dienst.«
»Wer wohnt denn da oben eigentlich?«, erkundigte sich James.
»Nur Susie und mein Vater.«
»Gut«, fand James. »Wohin gehen wir?«
»Wenn ihr in Susies Büro wollt, führe ich euch durch den Keller. So stoßen wir direkt auf die Hintertreppe. Wenn ihr oben ankommt, liegt Susies Büro hinter der zweiten Tür links.«
»Wirst du nicht mit uns kommen?«, fragte Lauren.
»Ich hab mir oft genug den Arsch versohlen lassen, viel zu oft. Ich warte an der Treppe.«
Vorsichtig schlichen sie durch die Kellerräume der Regan-Residenz: eine Waschküche und ein Trockenraum sowie eine unbenutzte Küche, die groß genug war, um dort Partys mit Hunderten von Gästen vorzubereiten. Schließlich gingen sie durch einen schmalen Gang und kamen an den Türen der zellenartigen Behausungen der Krankenschwester und des Butlers vorbei.
Als sie durch die letzte Tür gingen, sahen sie entsetzt, dass die schwarzen Hosenbeine und glänzend polierten Schuhe des Butlers unter der Treppe hervorragten. Rat beobachtete verstört, wie James dem Mann die Hand vor den Mund hielt, um seine Atmung zu überprüfen.
»Ich kann keine Verletzung erkennen«, sagte James. »Aber ich bezweifle, dass er unter der Treppe zusammengebrochen ist. Jemand hat ihn hier versteckt.«
Lauren nickte. »Offenbar betäubt.«
»Für wie lange wird er wohl weggetreten sein?«, fragte Rat.
»Kommt darauf an, was man ihm gegeben hat«, meinte Lauren achselzuckend. »Vielleicht eine knappe Stunde,
vielleicht auch einen Tag oder länger, wenn ein heftiges Beruhigungsmittel wie Ketamin oder so benutzt wurde.«
James sah seine Schwester an. »Meinst du, wir sollten weitermachen?«
»Na ja …«, meinte Lauren und überlegte kurz. »Es könnte gefährlich sein, aber irgendwas geht da vor sich. Ich glaube, wir sollten zumindest versuchen herauszufinden, was. Es könnte für die Mission entscheidend sein.«
»Was für eine Mission?«, fragte Rat.
Lauren erkannte, dass sie sich verplappert hatte. »Ich meine unsere Flucht«, sagte sie lahm.
»Was spielt denn das für eine Rolle?«, fragte Rat. »Warum verschwinden wir nicht einfach und sagen diesen Spionen, dass wir nicht in Susies Büro reingekommen sind? Sie werden uns ja wohl kaum zurückschicken, oder?«
»Wir haben es unserem Dad versprochen«, erklärte James.
»Na, ich sollte mich eigentlich nicht beklagen«, meinte Rat halb grinsend. »Mein ganzes Leben habe ich mich schon beschwert, dass hier nichts Aufregendes passiert.«
Als James den Fuß auf die unterste Treppenstufe setzte, hatte Rat einen Geistesblitz. Er bückte sich und nahm aus der Jacke des Butlers einen Schlüsselbund. Dann gingen sie vier Stockwerke nach oben. Die ersten beiden Treppen bestanden aus nacktem Beton, dann
bedeckte ein weicher
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