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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Schlüsselstellungen.
Gewiß, ein paar Zeitungen und Zeitschriften üben Kritik
an La Croix, aber die Franzosen lesen ja nicht mehr, sie sitzen
vorm Fernsehgerät, und die Ehrgeizlinge, die den
Präsidenten umgeben, beeinflussen mit Hilfe seiner Macht
unseren einzigen Fernsehsender. Damit nicht genug, haben sie ihre
Leute auch noch
überall in der Polizei sitzen, die seit dem Krieg
ausschließlich dem Innenminister untersteht. Was sollen wir
denn machen? Warten, bis er stirbt?«
    »Und vermutlich
sind Sie bereit, für Ihre Überzeugung in den Tod zu
gehen?«
    »Ja.«
    »Und du,
Michele? Wünschst du dir das? Einen toten
Ehemann?«
    »Ich stelle
Francis keine Fragen. Er muß seinen Beruf so ausüben,
wie er es für richtig hält. Ich werde nie so sein wie
Mama…« Andre starrte sie verwundert an. »Was
ist, Papa?«
    »Du versuchst ja
plötzlich, eine Frau zu sein.«

 
    86
    Der Wagen fuhr vom
SDECE-Hauptquartier die Avenue Gambetta entlang und schleuderte
leicht, als er auf dem regennassen Asphalt in die Avenue de la
Republique einbog; die rasende nächtliche Fahrt ging zum
Elysee-Palast. Am Steuer saß Charles Rochefort, einer der
höchsten Beamten des SDECE, und neben ihm Oberst Gabriel
Brune, der den Entfroster betätigte, um die Windschutzscheibe
wieder klar zu bekommen.
    Kaum hatten sie den
Palast erreicht und ihre Regenmäntel abgelegt, wurden sie auch
schon in die Privaträume des Präsidenten
geführt.
    La Croix arbeitete am
Schreibtisch vor dem Lichtschein des Kaminfeuers.
    Charles Rochefort war
nur ein durchschnittlicher Staatsbeamter, eine Marionette Oberst
Brunes. Er sprach als erster und erledigte die Formalitäten.
»Wir danken Ihnen, daß Sie uns zu dieser Stunde noch
empfangen, Herr Präsident, und bedauern, daß wir Sie
belästigen müssen, aber was wir über die
Kuba-Angelegenheit in Erfahrung gebracht haben, duldete keinen
Aufschub.«
    La Croix bedeutete
ihnen mit einer Handbewegung, ihm gegenüber vor dem
Schreibtisch Platz zu nehmen. Gabriel Brune öffnete seine
Aktentasche und holte einen Bericht mit dem Aufdruck GEHEIM
heraus.
    »Herr
Präsident«, begann er im Tonfall großer
Dringlichkeit, »wir haben ein phantastisches Ränkespiel
entdeckt. Wir sind der Überzeugung, daß die ganze
Raketenkrise nichts als ein ungeheurer Schwindel ist, den die
Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ausgeheckt
haben.«
    La Croix nahm die
Nachricht mit unbewegter Miene auf. Brune blätterte in dem
Bericht und suchte eine bestimmte Seite. »Nach
sorgfältiger Prüfung ist unser wissenschaftlicher
Untersuchungsausschuß der festen Meinung, daß es, rein
technisch gesehen, unmöglich gewesen wäre, Raketen dieses
Typs auf dem Seeweg zu transportieren.« Brune fuhr mit dem
Finger die Seite entlang. »Die elektronischen Steuersysteme
zum Beispiel sind so empfindlich, daß sie unmöglich die
Erschütterungen und Vibrationen einer langen Seereise
überstanden hätten. Dann hier … ja, Feuchtigkeit
und Hitze auf Kuba hätten den Mechanismus unbrauchbar gemacht.
Weitere wissenschaftliche Ergebnisse erhärten dies
noch.«             
    Die zu einem Schlitz
verengten Augen des Präsidenten verrieten nicht, wie heftig
die Gedanken hinter seiner Stirn arbeiteten. »Wie stellen Sie
sich zu der tatsächlichen Identifizierung der Waffen?«
fragte er.
    »Die
U-2-Aufnahmen sind aus sehr großer Höhe gemacht. Unsere
Fachleute halten diese Aufnahmen für ein höchst
fragwürdiges Beweismaterial. Es können ebensogut
Aufnahmen amerikanischer Raketenbasen oder geschickte
Fälschungen sein - oder es handelt sich um die alten
Abschußrampen der Boden-Luft-Raketen.«
    »Aber die
Raketen sind doch auch von Beobachtern auf Kuba identifiziert
worden.«
    »Niemand hat
eine dieser Raketen tatsächlich gesehen, Herr Präsident.
Gesehen wurden lediglich Reifenspuren, Rampen, Anhänger und
Kielflossen; die Raketen selbst waren stets von Planen verdeckt.
Auch die amerikanischen Flugzeuge haben immer nur abgedeckte
Zylinder, die an den Docks vertäut waren, fotografiert.
Niemand ist an Bord der Schiffe gegangen und hat sie besichtigt.
Unserer Meinung nach können es genausogut Attrappen gewesen
sein. Die tiefen Reifenspuren dürften daher rühren,
daß man die Fahrgestelle der Anhänger belastet
hat.«
    »Würde das
nicht bedeuten, daß Devereaux mit den Amerikanern unter einer
Decke steckt?«
    »Wir
glauben«, sagte Rochefort, »daß er getäuscht
und ausgenutzt worden ist.«
    La Croix' Finger
zuckten leicht, und zum erstenmal

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