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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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dem Messer beigebracht hatte. Fauchet
kam auf Devereaux zu.
    »Ich habe schon
gehört, daß Sie wegen der Raketengeschichte in Paris
sind«, sagte er mit rauher Stimme.
    »Hallo, Fauchet.
Seit wann haben Sie Ihre Arbeit in der Unterwelt
aufgegeben?«
    Fauchet atmete tief
ein, lachte dann und stocherte mit dem Nagel seines kleinen Fingers
in den Zähnen. »Ich habe zwar nicht besonders viel
für Sie übrig, und Sie mögen mich auch nicht, aber
als Ihr langjähriger Kollege möchte ich Ihnen doch einen
guten Rat geben.«
    »Welchen?«
    »Warnen Sie Ihre
Tochter, sie ist in schlechter Gesellschaft. Der junge Mann macht
sich sehr unbeliebt mit seiner Schmiererei.«
    Damit ließ
Fauchet ihn stehen. Andre ärgerte sich über seine Worte.
Voller Bewunderung hatte er Picards Artikel im Moniteur gelesen. Er focht den
Kampf aus, von dem Andre selbst nicht lassen konnte - aber wenn er
an Michele dachte … Sie winkte ihn zu sich, und er bahnte
sich einen Weg zu dem Paar. Nach gegenseitiger Vorstellung setzten
sie sich an einen Tisch im Inneren des Restaurants und bestellten
Pernod. Das Getränk war für Andres amerikanischen
Geschmack eine Zumutung, aber Bourbon war noch nicht bis auf das
linke Seineufer
vorgedrungen.           
    Michele drückte
Francois die Hand. Beide verbreiteten eine Atmosphäre
trauriger Verzweiflung um sich. Mein Gott, dachte Andre, warum
schwärmen junge Liebesleute ausgerechnet für die
Trübsal? Wie nett ist es doch, wenn man als älterer
Liebhaber einen Raum betritt und sich dort mit jemandem trifft, der
glücklich ist und auf unkomplizierte Weise liebt. Aber junge
Leute verlangt es nach einer Tragödie. Das hatte er mit Nicole
erlebt. Für die Jugend ist Liebe Verschwendung und
Verwirrung.
    Wie Michele
angekündigt hatte, sah der junge Mann recht gut aus, war
außerordentlich intelligent und ungeheuer
idealistisch.
    »Ich bin
Nachrichtenredakteur im Ersten Programm.«
    »Ja, das hat
Michele mir erzählt.«
    »Monsieur
Devereaux, ich möchte Ihnen offen und ehrlich sagen, daß
ich Ihre Tochter sehr liebe.«
    »Auch das hat
sie mir erzählt. Und was haben Sie nun vor?«
    Michele und Francois
sahen einander an wie geprügelte Hunde.
    »Wir wollen so
bald wie möglich heiraten.«
    »Nun hören
Sie mir mal zu, Picard. Michele hat Ihnen doch sicher erzählt,
daß wir zwei ein sehr vertrautes Verhältnis zueinander
haben.«
    »Ja.«
    »Dann darf auch
ich offen sprechen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn ihr beide
erst einmal in einer der großartigen Pariser
Einzimmerwohnungen, vierter Stock, ohne Fahrstuhl, wohnt, dann
verliert die Rose ihren Schmelz.«
    »Papa…«
    »Michele ist
faul und verwöhnt. Sie hat keine Ahnung, wie man mit Geld
umgeht. Und nun soll sie Ihre Strümpfe und Unterhosen waschen
- kochen, saubermachen, Ihre Geliebte sein und nebenher noch
weiterstudieren?«
    »Papa, bitte
…«
    »Und Sie, junger
Mann. Was geschieht, wenn plötzlich ein weibliches Wesen
für immer in Ihre Junggesellenbude einzieht und Strümpfe,
Büstenhalter und Höschen über die Schiene Ihrer
Duschkabine hängt? Ein Mann verändert sich unter der
Belastung einer Ehefrau. Und nach kurzer Zeit seht ihr jeder die
Pickel auf dem Rücken des anderen, die ihr jetzt einfach nicht
sehen wollt.«
    Francois zuckte die
Achseln. »Du hattest es mir ja vorher angekündigt, mein
Schatz, daß er so sein würde. Wollen Sie damit sagen,
Monsieur Devereaux, daß wir nicht heiraten
sollen?«
    »Allerdings will
ich das. Michele ist froh, daß sie an der Sorbonne studieren
kann. Sie hat ein nettes Zuhause und einen hübschen
Monatswechsel. Ich schlage vor, daß ihr beide zusammenzieht,
nicht in Ihre und nicht in Micheles Wohnung, sondern in eine
gemeinsame dritte. Lebt einmal sechs Monate zusammen, und wenn ihr
dann immer noch entschlossen seid, heiratet meinetwegen. Wenn
nicht, scheidet als Freunde.«
    »Ich
wußte, daß du irgend so etwas vorschlagen
würdest«, sagte Michele.
    »Ihr schlaft
doch schon miteinander, nicht wahr?«
    Ihr verlegenes
Schweigen sagte genug.
    »Dann paßt
um Himmels willen auf, daß ihr kein Kind
kriegt.«

 
    84
    Man sah Robert Prousts
Wohnung in der Rue Poussin an, daß sie einem in bescheidenen
Verhältnissen lebenden Bürokraten gehörte. Es ging
Proust nicht besonders gut, er war ein abgestumpfter, müder
Mann, dem die Haare ausfielen.
    Aus dem Fenster in
Roberts Arbeitszimmer warf Andre einen verstohlenen Blick in den
Bois de Boulogne. Er ließ die Vorhänge wieder zufallen
und wandte

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