Topas
zu
rasieren.
Es klopfte.
»Herein!«
Leonows Sekretär
blieb gegenüber dem Toilettenbecken stehen und räusperte
sich.
»Was
gibt's?«
»Eben hat das
Weiße Haus angerufen, Genosse Leonow. Der Präsident hat
seine heutige Verabredung mit Ihnen abgesagt.«
»Nanu? Was hat
denn das zu bedeuten?«
»Es wurde gerade
angesagt, daß der Präsident heute eine Fernsehansprache
hält.«
*
In der ewigen
Trostlosigkeit der sowjetischen Botschaft hatten sich Leonow, der
russische Botschafter, der Resident und verschiedene Herren des
diplomatischen Corps vor dem Fernsehgerät versammelt und
harrten gespannt der Dinge, die da kommen sollten.
Der amerikanische
Präsident saß in seinem Arbeitszimmer vor den
schußbereiten Fernsehkameras; eine Sekretärin fuhr ihm
noch einmal mit Kamm und Bürste über das widerspenstige
Haar.
»Meine Damen und
Herren, der Präsident der Vereinigten
Staaten.«
»Guten Abend,
liebe Mitbürger. Wie versprochen, hat die Regierung die
Stationierung sowjetischer Waffen auf der Insel Kuba
schärfstens überwacht. In der vergangenen Woche haben wir
den unwiderleglichen Beweis dafür erhalten, daß auf
dieser geknechteten Insel eine Reihe von Basen für
Angriffsraketen errichtet werden. Der Zweck dieser
Abschußrampen kann nur darin liegen, die Möglichkeit
eines nuklearen Schlages gegen die westliche Hemisphäre zu
schaffen …
… imstande ist,
Washington, den Panamakanal, Cape Canaveral, Mexico City zu
vernichten und …
Weitere
Abschußbasen, die noch nicht vollendet sind, scheinen
für Mittelstreckenraketen bestimmt zu sein …
… und damit
eine Vernichtungsgefahr für alle Großstädte der
westlichen Hemisphäre …
… Darüber
hinaus werden zur Zeit in Kuba Düsenbomber, die nukleare
Waffen tragen können, ausgeladen und zusammengebaut,
während gleichzeitig die entsprechenden Flughäfen
angelegt werden …«
Wassilij Leonow
umklammerte die Armlehnen seines Sessels, um das Zittern seiner
Hände zu verbergen. Er wagte nicht, nach rechts und links in
die sprachlosen und erschrockenen Gesichter seiner Kollegen zu
blicken. Der amerikanische Präsident sprach jetzt mit
eindringlicher Aufrichtigkeit, aber ohne zu drohen. Ja, er war doch
der schweigsame Cowboy, den man zu sehr gereizt hatte und der nun
auf das Herz des Gegners zielte. Der Präsident fuhr fort, die
Sowjetunion im Falle Kubas vorsätzlicher Lügen und
Täuschungsmanöver zu bezichtigen, und warf ihr mit den
Worten, weder Freund noch Feind dürften Amerikas Mut und seine
Einsatzbereitschaft unterschätzen, den Fehdehandschuh
hin.
»Alle Schiffe
aller Typen mit Kurs auf Kuba, von welchem Land oder Hafen auch
immer sie kommen, werden, wenn sie Angriffswaffen geladen haben,
zur Umkehr gezwungen …
Lebenswichtige
Güter weisen wir diesmal noch nicht zurück, wie es die
Sowjets bei ihrer Berliner Blockade 1948 versucht haben
…
… Ich fordere
Ministerpräsident Chruschtschow auf, einzuhalten und diese
heimliche, leichtsinnige und provokatorische Bedrohung des
Weltfriedens einzustellen … Ich fordere ihn ferner auf,
seinen auf die Beherrschung der Welt gerichteten Kurs zu verlassen
… er erhält jetzt Gelegenheit, die Welt vom Abgrund der
Vernichtung zurückzureißen …«
*
Im Karibischen Meer
schwärmten an die zweihundert Kriegsschiffe der US-Marine aus
und überwachten die Seewege nach Kuba, während ihre
Beobachtungsflugzeuge nach, verdächtigen Objekten Ausschau
hielten.
Aus unterirdischen
Stellungen wurde den amerikanischen Militärbasen per Funk
höchste Alarmstufe durchgegeben.
B-47-Maschinen wichen
von Militärflugplätzen auf zivile Flughäfen aus, um
im Fall eines sowjetischen Raketenangriffs der Zerstörung zu
entgehen.
Einhundertachtzig
Interkontinentalraketen, ausreichend, um die Städte, Fabriken
und Militärbasen der Sowjetunion zu vernichten, lagerten
abschußbereit in ihren Bunkern.
Das Strategische
Luftkommando versetzte seine B-52-Bomber in Alarmbereitschaft. Ein
Teil erwartete den Einsatzbefehl in der Luft, ein Teil stand am
Boden, bereit, innerhalb von fünfzehn Minuten mit Kurs auf
sowjetische Ziele zu starten.
Heer und Marine
hielten ihre Divisionen kampfbereit. Sobald der Befehl kam,
würden sie zu Lande, zu Wasser und aus der Luft über Kuba
herfallen.
Jagdbomber, bis an die
Grenze ihrer Tragfähigkeit mit Vernichtungswaffen beladen,
standen auf dem Sprung, um die Raketenbasen auf Kuba im Handstreich
zu erledigen.
Diese rascheste,
ruhigste und glänzendste
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