Topas
das Fleisch in Fetzen vom nackten Körper gerissen. Sein
Gesicht war von den Schlägen grotesk entstellt, ein Auge war
ganz zugeschwollen, die gebrochene Nase nur noch ein
häßlicher matschiger Klumpen, und die Lippen glichen
roher Leber.
Juanita ging ins
Badezimmer, feuchtete ein paar Handtücher an und wischte Rico
das Blut aus dem Gesicht; ein Tuch drückte sie ihm in den
Nacken. Ohne um Erlaubnis zu fragen, nahm sie ihm den Knebel aus
dem Mund.
Was er sagte, war
wegen der geschwollenen und aufgesprungenen Lippen kaum zu
verstehen. »Verdammt saubere Art zu krepieren. Komische Welt.
Als wir in den Bergen kämpften, war Munoz mein
Schützling. Immer geahnt, daß das Schwein feige
ist.«
»Ich bleibe bei
dir, solange sie mich lassen«, sagte sie.
»Weißt du,
Juanita … habe nie erwartet, daß du dich in mich
verlieben würdest… wollte nur, es hätte dir ein-
oder zweimal richtig Spaß gemacht…«
»Rico
…«
»Lüg
nicht… Was für ein Teufelsweib du bist! Bezahlst eine
Schuld bis auf den letzten Peso … na ja … kommst mit
dem Franzosen vielleicht im Himmel zusammen.«
»Schnauze
halten!« schrie Munoz. »Nun… wie gefällt
euch euer Liebesnest, meine Turteltäubchen?« Er kam in
den Raum und bedrohte sie mit dem Peitschenstiel. »Wir alle
wissen jetzt, von wem die Yankees die Sache mit den Raketen
erfahren haben.«
»Was immer
Wahres daran sein mag, Rico Parra ist jedenfalls unschuldig«,
sagte Juanita.
»Weil er sein
Vaterland für ein Weibsstück verkauft
hat?«
»Kuba kann stolz
auf Sie sein, Senor Munoz. Wann bin ich dran?«
Munoz lachte leise.
»Vorläufig noch nicht. Du hast zu viele Freunde auf
Kuba, deren Namen wir gern wissen möchten. Oh, vielleicht
willst du nicht gleich mit der Sprache heraus, dann sieh dir nur
erst mal an, was wir mit Rico machen, jetzt… morgen …
übermorgen … das wird dir die Zunge schon lösen.
Das ergibt sich so, wenn man den Verstand
verliert.«
Juanita wurde an eine
breite Kommode gebunden, genau Rico gegenüber - in etwa
fünf Meter Abstand. Sie ließ es geschehen, ohne zu
zittern oder die Augen zu schließen.
Dann ging Munoz um den
aufgehängten Rico herum. »Warum spuckst du nicht?«
höhnte er. Er trat ihn mit dem Stiefel zwischen die Beine.
Rico bäumte sich auf, er stöhnte leise und schwankte hin
und her.
Doch dann
lächelte Rico. »Zielsicher wie eine Frau,
Munoz.«
Munoz schäumte
vor Wut. Er trat Rico wieder und wieder, aber Rico ließ
keinen Schmerzenslaut über die Lippen; schließlich
erbrach er sich, und Munoz hatte seinen Sieg.
Er rollte wie irr die
Augen und ließ nicht ab von seinem Opfer.
Schweißüberströmt schlug er auf das schutzlose,
geschwollene Gesicht ein, bis ihm die Fingerknöchel
schmerzten. Erst als Rico das Bewußtsein verlor, hörte
Munoz auf und taumelte erschöpft gegen den halbtoten Mann.
Sogar einige seiner blutrünstigen Kumpane wandten sich ab. Nun
torkelte Munoz auf Juanita zu, riß ihr die Kleider vom Leib
und zückte ein blitzendes Springmesser, das scharf wie eine
Rasierklinge war. »Du, Täubchen, wirst besonders
künstlerisch behandelt«, keuchte er. »Deine
hübschen Brüste werden nicht mehr ganz so hübsch
aussehen, wenn ich sie ein bißchen zurechtgeschnitzt habe
… legt das Liebespaar ins
Brautbett.«
Rico wurde
abgeschnitten und Rücken an Rücken mit Juanita
zusammengebunden, dann warf man sie auf das Bett, das im Nu von
Blut durchdränkt war.
*
Als Munoz im
Grünen Haus an der Avenida Quinta, dem G-2-Hauptquartier,
ankam, duschte er und zog sich um, aber den Gestank und das
vergossene Blut konnte er in seinem ganzen Leben nicht
wegwaschen.
Der sowjetische
Resident Oleg Gorgoni wartete schon ungeduldig in seinem Büro.
»Ich habe soeben aus Moskau die dringende Anweisung erhalten,
daß Juanita de Cordoba nicht das geringste geschehen darf.
Sie ist unter sowjetischen Gewahrsam zu stellen.«
»Nein«,
erwiderte Munoz. »Ich habe auch meine
Anweisungen.«
»Machen Sie
keine Geschichten, Munoz.«
»Wer macht
Geschichten? Ich habe nein gesagt.«
»Und ich habe
gesagt, daß es dringend ist.«
»Ich habe es
gehört.«
»Hüten Sie
sich. Juanita de Cordoba muß aus Gründen, die für
die Sowjetunion von großer Bedeutung sind, am Leben
bleiben.«
»Und sie
muß aus Gründen, die für Kuba von Bedeutung sind,
bekommen, was sie verdient.«
»Sie
verärgern nur die Sowjetunion.«
»Das ist ja
wirklich noch schöner!« empörte sich Munoz.
»Sie bilden sich wohl ein,
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