Topas
er.
»Eines davon ist, ein Sole à la Carton zu
verschmähen. Alex würde bis an sein Lebensende
gekränkt sein. Doch Spaß beiseite - es ist besser, wenn
Michele erst einmal allein damit fertig wird.«
Nicole nickte. Ein
verlegenes Schweigen entstand. Andre klingelte nach der Bedienung.
Stumm ließen sie die Suppe auftragen, kosteten sie und sagten
dann etwas Lobendes.
»Was ist mit
uns?« fragte Nicole zitternd.
»Ich glaube, wir
sollten uns jetzt nicht darüber unterhalten. Die
Auseinandersetzung zwischen Russen und Amerikanern im Atlantik
reicht mir.«
»Ich habe viel
Zeit gehabt, um über alles nachzudenken«, sagte
sie.
»Ja … es
gäbe wohl einiges darüber zu sagen.«
»Als mir zum
erstenmal bewußt wurde, zu was für einem Leben ich mich,
durch die Trennung von dir verurteilt hatte, wollte ich, ohne
Rücksicht auf das, was in der Vergangenheit geschehen war,
zurückkommen. Ich wollte um jeden Preis bei dir bleiben
… ich hätte mir eingeredet, es geschehe aus Liebe
… und mich damit entschuldigt, daß man einen Menschen,
den man liebt, mit all seinen Fehlern anerkennen
muß.
Als wir geheiratet
haben«, fuhr sie fort, »brachte jeder seine
Verliebtheit mit in die Ehe, aber auch seine kindischen
Schwächen und bösen Geister - Dinge, die jede Ehe
zerstören, wenn man sie nicht eindämmt. Eine Frau wie ich
verlangt von ihrem Mann gewisse Rechte, eine gewisse Anerkennung
und Gleichberechtigung. Aber erhält sie, was sie will, ist sie
keine Frau
mehr.
Ein Mann heiratet
selten die Frau, die er braucht, sondern meistens die, die er
bekommt. Manche Frauen können ihrem Mann nicht genügen,
wenige können es und wollen es auch, aber die meisten - und
das sind die schlimmsten - wollen es nicht. Wir verwenden unsere
ganze Kraft darauf, Barrieren zu errichten … wagen nicht, in
uns hineinzusehen … sondern versuchen nur, unsere
Unzulänglichkeit zu rechtfertigen.
Eine Ehe verlangt von
einer Frau … Geschicklichkeit und einfach unerhört
harte Arbeit. Aber wir sind zu blöde und zu faul, wir
verstecken uns hinter unseren Abwehrmauern und weisen das, was wir
für Angriffe halten, tückisch
zurück.«
Andres Gesicht nahm
einen gespannten Ausdruck an. Er wußte, daß sie sich
mit ihren Grübeleien zu verschlossenen Toren vorgetastet und
sie aufgestoßen hatte… ihre eigenen und auch die
seinen.
»Von Anfang an
hast du mich von einem Teil deines Lebens ausgeschlossen. Du hast
eine Mauer errichtet und gesagt: ›Komm mir nicht zu nahe.
Wenn du es doch tust, stoße ich dich zurück.‹ Ich
habe ständig in der Angst gelebt, du würdest in einer
anderen Frau finden, was ich dir nicht geben konnte. Vieles von
dem, was du mein besitzergreifendes Wesen nennst, ist reine Angst
gewesen. Und daß ich dir nicht helfen konnte, als du mich
brauchtest, lag vielleicht daran, daß du diese Hilfe im
Grunde gar nicht wolltest. Du hattest Angst, von mir abhängig
zu werden.«
»Also …
sind wir beide schuld?«
»Ja, Andre, wir
sind beide schuld. Ich kann die Fehler nicht ungeschehen machen
… aber glaube mir, ich sehe ein, was ich getan habe, und ich
werde mein Leben irgendwie weiterleben …«
*
Nicole saß auf
Micheles Bettrand - ein Bild längst vergangener Vertrautheit,
das sie beide für unwiederbringlich gehalten
hatten.
»O Mama …
Mama!«
»Seht…
ich bin ja jetzt bei dir.«
»Ich schäme
mich so, daß ich eingehängt habe, wenn du
anriefst.«
»Du brauchst gar
nichts zu erklären, Michele«, sagte sie, hüllte
ihre Tochter fest in die Bettdecke ein und strich ihr übers
Haar.
»Papa versucht,
es vor mir zu verheimlichen … aber ich weiß, ich werde
Francois nie wiedersehen.«
»Es liegt jetzt
in Gottes Hand, Liebes. Michele …«
»Ja,
Mama.«
»In gewisser
Weise bist du sehr glücklich dran.«
»Das verstehe
ich nicht.«
»Wenn ich vor
zwanzig Jahren deinem Vater auch gleich all das gegeben hätte,
was du Francois von Anfang an gegeben hast, wäre ich heute
vielleicht nicht allein.«
»Aber du hast
doch …«
»Nicht wirklich.
Ich habe wie die meisten Frauen immer zuerst gefragt: Wo liegt der
Vorteil für mich? Ich habe mich aber niemals richtig gefragt:
Was kann ich für ihn tun?
Und so bereiten wir
die Mahlzeiten, weil es eben getan werden muß, aber wir gehen
nicht in die Küche, weil wir uns freuen, daß wir unseren
Männern etwas Gutes antun können. Wir kochen, um unsere
Stellung zu behaupten, um gelobt zu werden, und letztlich, weil es
unsere Pflicht ist, was
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