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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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hatte auch er, Andre, zu La Croix'
Anhängern gehört, dann hatte er sich in den immer kleiner
werdenden Kreis der Unabhängigen unter den höheren
Diplomaten eingereiht. Andre hatte seine proamerikanische
Einstellung bis aufs äußerste strapaziert und sah den
fortschreitenden Verfall der Beziehungen zu Frankreich hilflos mit
an.             
    Andre Devereaux hatte
jedoch eine einmalig starke Stellung in der Botschaft. Seine
Integrität als Franzose stand außer Zweifel. Anderseits
besaß er bei den Amerikanern hohes Ansehen. Falls der SDECE
an Andres Amt rütteln sollte, würde er die Beziehungen zu
den Amerikanern nur weiter verschlechtern. Andre war für Paris
immer noch von großem Wert als ehrlicher
Vermittler.
    Er trat unter die
Dusche.
    Die Geschichte mit
Kuznetow hatte ihn auch wieder in eine unangenehme Situation
gebracht. Wie lange konnte er dem französischen Hauptquartier
seine Kenntnis von dem russischen Überläufer noch
verheimlichen? Jedesmal wenn er sich entschlossen hatte, das
Fernschreiben an den französischen Geheimdienst abzuschicken,
hatte er sich der Warnung des Russen erinnert und vor sich selbst
einen weiteren Aufschub gerechtfertigt.
    Er trat aus der
Duschkabine.
    Seine Gedanken
landeten plötzlich bei dem Klavierspiel, das er
gewöhnlich hörte, wenn er Camp Patrick betrat. Tamara
Kuznetow. Wie verschieden Töchter doch sein konnten! Das
russische Mädchen war grobschlächtig und ohne einen
Funken von Raffinesse. Andererseits verschlang sie gierig
Bücher, sie lebte ganz in ihrer Musik und träumte davon,
einst Unterricht zu geben oder in einem Symphonieorchester zu
spielen. Keinerlei Unsinn in dem Mädchen. Ein durch und durch
konstruktives Leben. Vielleicht könnte seine kleine Michele
viel von ihr lernen. Wie würde Michel es Leben verlaufen? Eine
gute Heirat mit einem reichen Mann und dann ein Leben in der Welt
der Drohnen. Der Herrgott helfe ihr, wenn sie sich einmal ihren
Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit verdienen muß. Aber die
Schuld trifft mich. Nicole und mich. Wir haben Michele nicht anders
erzogen. Was sind ihre Wertbegriffe? Woher wird sie in einer Krise
die Kraft nehmen?
    Keiner hilft mir,
schimpfte er leise vor sich hin, während er sich mit den
Kragen- und Manschettenknöpfen, der schwarzen Schleife, den
Hosenträgern und mit der lästigen Vorrichtung
abmühte, die das Hemd am Herausrutschen hindern sollte. Ohne
seine Aufmachung noch einmal im Spiegel zu prüfen, setzte er
die große Hornbrille auf, die er zum Lesen trug, wenn seine
Augen müde waren, und begann die New Yorker und Washingtoner
Zeitungen durchzusehen.
    Nach etwa einer Stunde
waren die Frauen fertig und stellten sich an seiner Tür
vor.
    »Ihr seht beide
großartig aus. Warum habe ich nur so ein
Glück?«
    Er küßte
seine Frau auf die Wange, und er meinte es ehrlich. An der
Haustür klingelte es. Das mußte dieser Dummkopf Tucker
Brown IV. sein, ein pünktlicher Amerikaner. Andre hakte beide
ein, und sie machten sich auf den Weg zum Empfang der Ehrenlegion,
um die Glorie Frankreichs zu erhalten und zu
verteidigen.

 
    12
    Es wird behauptet, das
Gebäude der französischen Botschaft in der Kalorama Road
sei noch großartiger als das Weiße Haus. Das wäre
bei diesem abendlichen Empfang ein schwieriges Gesprächsthema
gewesen. Eine lange Autoschlange wurde durch Polizeikordons in die
halbkreisförmige Auffahrt geschleust, um das eleganteste
Publikum der Saison vor dem schweren Eisengittertor abzusetzen. Die
delikatesten Gefechte sollten sich in dem Krieg ergeben, den man
Protokoll nennt. Fünfhundert Kämpfer: zweihundert
Amerikaner aus den höchsten diplomatischen, kulturellen,
militärischen und politischen Kreisen in Washington gegen
zweihundert Angehörige der Creme der französischen
Kolonien New Yorks und Washingtons. Weitere hundert Prominente aus
anderen Nationen waren da - und wie immer die übliche Zahl der
pfiffigen Ungeladenen, die sich von dem ernähren, was sie bei
abendlichen Cocktailpartys in Washington ergattern.
    Frankreich führte
an diesem Abend, tatsächlich einen heimlichen Krieg zur
Erhaltung, Verteidigung und Verbreitung der Legende von der
französischen Überlegenheit. Seine Streitkräfte
waren einige Millionen Pariser, seine Fahnen etwas verblichen und
verschlissen. Was an Zahl fehlte, wurde durch Kampfgeist und
Arroganz der Pariser wettgemacht.
    Andre und Nicole
betraten das prachtvolle Foyer. Am anderen Ende des großen
Raumes standen der Botschafter Rene d'Arcy

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