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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Hause. Er hatte noch für eine halbe
Nacht Arbeit daliegen.
    Botschafter d'Arcy
wandte sich zum Foyer und stieg die Treppe zum Balkon hinauf. Das
Orchester spielte einen Tusch. Aus dem Musikzimmer, den Salons, von
der Terrasse und aus dem Speisezimmer strömten die Gäste
herein. Der kleine dicke Rene d'Arcy hatte sich vor einer Trikolore
und einem riesigen Porträt von Präsident Pierre La Croix
aufgestellt. Er erhob sein Glas. »Wir erheben das Glas auf
die älteste Allianz in der westlichen Welt. Auf die Einigkeit
zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten!«
    Nach diesem
Trinkspruch zog er sich ins Grüne Zimmer zurück, ins
Allerheiligste für die Auserkorenen. Grüngepolsterte, an
ägyptische Formen erinnernde Empiremöbel
trugen napoleonische Kronen. Während Rene d'Arcy sein
berühmtes Ritual des Zigarrenanzündens vorführte,
herrschte ehrfurchtsvolle Stille. Auf einem schweren Silbertablett
wurde mit großem Pomp eine Zigarre hereingetragen, und ihr
Ende hielt eine Kerze in einem silbernen Leuchter. Volle fünf
Minuten lang führte d'Arcy die Zigarre der Länge nach
über der Flamme hin und her, um sie anzuwärmen. Ohne zu
ziehen, hielt er dann die Spitze in die Flamme, so daß sie
von selbst zu brennen begann. Ein allgemeines »Ah«
wurde im Grünen Zimmer laut.
    Courvoisier Reserve,
ein Hundertfünfzigjähriger, wurde eingeschenkt, und die
Gäste im Allerheiligsten drängten d'Arcy, ein paar
gepfefferte französische Witze zu erzählen und sie mit
seinen Imitationen von Churchill und Hitler zu
ergötzen.
    Andre ging mit Molly
Spearman auf den Balkon hinaus. Molly Spearman war vor
fünfzehn Jahren als ungeschliffener Halbedelstein aus dem
Westen gekommen, hatte sich aber bald in einen Brillanten
verwandelt. Sie und Andre hatten eine Vorliebe füreinander.
Nur ein wenig von ihnen entfernt stand Nicole und unterhielt sich
mit einem jüngeren Militärattache der kanadischen
Botschaft. Sie war keine Schönheit, seine Nicole, aber was sie
hatte, setzte sie wirkungsvoll ein. Jeder Mann fand sie
begehrenswert. Nicole besaß Würde und Eleganz, und sie
flirtete zurückhaltend. Andre fragte sich, wie schon so oft,
ob sie wohl Liebhaber hatte. Es hätte ihm nicht viel Mühe
gemacht, sich über Nicoles Treue Gewißheit zu
verschaffen, aber es wäre ihm etwas unter seiner Würde
vorgekommen. Aber wo, in Gottes Namen, würde dieser
gefährliche Kurs hinführen? Würde Nicole von dem
verzweifelten Verlangen gepackt werden, sich zu beweisen, daß
sie begehrenswert war, und würden sich seine Vorstellungen so
erfüllen? Er hatte immer wieder versucht, sie von seiner Liebe
zu überzeugen, aber Nicole hatte nie richtig zugehört
oder nicht
verstanden.             
    Marshal McKittrick
trat neben ihn. Andre bat Molly Spearman um
Entschuldigung.
    »Boris Kuznetow
hat einen Herzanfall gehabt. Er ist im Marinehospital
Bethesda.«
    »Ach, du
großer Gott.« Er seufzte.
    »Ich fahre jetzt
mit Mike hin. Folgen Sie uns in einer
Viertelstunde!«
    »In
Ordnung.«
    Einen Augenblick
später verschwanden Marshal McKittrick und Mike Nordstrom. Liz
Nordstrom stand verlassen am Haupteingang und sah ihnen
nach.
    Er würde jetzt
Nicole aufsuchen und dann auch gehen. Er bat Tucker Brown, seine
Frau nach Hause zu bringen, drückte Rene d'Arcy sein Bedauern
aus und folgte den Amerikanern zum Bethesda-Hospital.

 
    13
    Andre betrat das
Krankenzimmer. Er stellte sich neben Marshal McKittrick und
Nordstrom vor das Sauerstoffzelt, das den Körper Boris
Kuznetows bedeckte. Das Kantige des Gesichts wurde durch, die
wächserne Unbeweglichkeit noch mehr betont. Man hörte das
Ringen nach Atem, das Zischen des Respirators, die leisen Schritte
der Krankenschwester und ab und zu das Weinen von Olga
Kuznetow.
    Amerikaner knirschen
mit den Zähnen. Franzosen ringen die Hände. Russen weinen
ungezwungen. Olga Kuznetows ausdrucksloses Gesicht war naß
von Tränen. Verzweifelt zerknüllte sie ihr
durchgeweichtes Taschentuch zwischen den Fingern. Tamara stand
über ihre Mutter gebeugt. Auch sie weinte, aber still, mit
starrem Blick.
    »Ist es
schlimm?« fragte Andre.
    »Ja«,
antwortete Nordstrom.
    Andre trat einen
Schritt vor, und als sein Blick auf Kuznetow ruhte, erfaßte
ihn plötzlich Angst. Er sah sich selbst in dem Bett liegen und
um sein Leben ringen. Er hörte das Weinen von Nicole und
Michele. Ja, so würde es sein - und auch bei ihm würden
Marsh und Mike im Zimmer sein. Das ist das Ende, das bei diesem
Beruf auf uns alle wartet,

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