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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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verschiedener
lateinamerikanischer Diktatoren hatten legendären Charakter,
Zusammenkünfte, die von spanischsprechenden Reportern und
allerlei Anhängern des entsprechenden Lagers besucht wurden.
Ja, alle waren in das alte Hotel San Martin gekommen und hatten
seine schäbigen Zimmerfluchten gefüllt. Außerdem
hatte es eine Anzahl von lateinamerikanischen
Unterhaltungskünstlern und Boxern angelockt. Unter den kleinen
Berühmtheiten war auch ein gewisser Benny Garcia gewesen, der
damals als Sugar Cane Kid bekannt war. Benny Garcia besaß das
übliche Format kubanischer Boxer dieser Zeit. Er war ein
gewandter Weltergewichtler mit einem gefährlichen Uppercut,
aber seine Fähigkeiten reichten nicht aus, um in seiner
Gewichtsklasse höher als auf den vierten Platz zu kommen.
Benny Garcias Stern verblaßte, wie das bei solchen Leuchten
immer der Fall war, einige Jahre, nachdem er ein paar Kämpfe
zuwenig bestritten hatte. Sein kurzer Ruhm ging zu Ende und er
mußte jüngeren, stärkeren und ehrgeizigeren
Männern weichen. Sugar Cane Kid blieb auf der West Side und
wurde zu einem festen Bestandteil des San Martin, zuerst als
berühmter Portier und Rausschmeißer, dann als Mitglied
der Hauspolizei des Hotels. Er und das Hotel gerieten gemeinsam in
Vergessenheit. Aber Benny Garcia bewährte sich als
Hoteldetektiv viel besser als früher im Ring Für einen
gewandten Mann gab es jederzeit eine Kleinigkeit zu verdienen.
Mädchen waren gefragte Ware, ein Zimmer als Versteck, ein Raum
zum Würfeln. Benny stellte Päckchen zu, nahm Wetten an,
gab Tips weiter und stellte keine Fragen.
    Die plötzliche
und dramatische Ankunft Rico Parras und seiner kubanischen
Delegation verschaffte dem San Martin auf einmal wieder
neuen Glanz.
    Als kubanischer
Landsmann konnte Sugar Cane Kid, an den sich viele von der
Delegation noch erinnerten, mancherlei Dienste anbieten.
    Rico Parra selbst war
ein Fanatiker und tugendhaft bis zur Unerträglichkeit. Er
zeigte die strenge Auffassung und das Moralaposteltum, das für
Revolutionäre typisch ist - und trieb seine Spiele im
Verborgenen.
    Dies war noch in der
Anfangszeit der Revolution, und das traditionell heiße Blut
der anderen kubanischen Delegierten war noch nicht durch solchen
Idealismus abgekühlt worden. Da gab es für Sugar Cane Kid
viele, viele Möglichkeiten.
    Einen hohen Rang unter
den Delegierten nahm ein gewisser Luis Uribe ein, ein dünner,
nervöser, kettenrauchender Übersetzer, der gleichzeitig
Privatsekretär von Rico Parra war.
    Das Auftauchen Sugar
Cane Kids im vierten, fünften und sechsten Stock wurde in der
lose überwachten, undisziplinierten Atmosphäre der
kubanischen Delegation zur Selbstverständlichkeit. Uribe legte
besonderen Wert darauf, sich mit dem ehemaligen Boxer
anzufreunden.
    Benny Garcia begriff
schnell die Andeutungen, daß Luis Uribe etwas abzuladen habe.
Vielleicht hatte Uribe, der wußte, daß er in die
Vereinigten Staaten kommen würde, ein paar Edelsteine aus Kuba
herausgeschmuggelt. Viele taten das. Vielleicht suchte Uribe auch
eine Gelegenheit zur Flucht. Das konnte ein gutes Geschäft
für Garcia werden, wenn er dabei half, die Sache
durchzuführen. Was Uribe auch immer im Sinn haben mochte,
Benny Garcia ließ durchblicken, daß er in ihm einen
Verbündeten gefunden habe.
    Eine Woche nach der
Ankunft der Kubaner war Benny auf einer seiner üblichen
Runden, holte verschiedenerlei Sachen ab, überbrachte
Nachrichten und besorgte Mädchen. Luis Uribe folgte ihm bis
zum Aufzug.
    »Ich muß
mit Ihnen sprechen.«
    »Kommen Sie in
zehn Minuten in mein Zimmer hinunter.«
    Benny schloß die
Tür hinter sich ab. Die verschlissenen Rollos wurden
herabgelassen und verdunkelten das muffige kleine
Zimmer.
    Luis Uribe sah aus wie
ein Mann, der vor einer schrecklichen Entscheidung steht.
»Ich muß meine Familie aus Kuba herausholen«,
stieß er endlich hervor. »Das Land ist ruiniert. Was
aus mir selbst wird, ist mir egal. Ich werde bleiben und das
Gefängnis auf mich nehmen. Aber ich habe drei Söhne, und
die müssen eine Zukunftschance haben.
    Benny hielt das
für eine höllisch selbstlose väterliche Haltung,
aber sein von Kämpfen gezeichnetes Gesicht zeigte weiter kein
Mitgefühl.
    »Ich habe alles
zusammengekratzt, was ich habe. Ich kann ein Boot besorgen, aber
ich brauche noch weitere zweitausend Dollar.«
    »Mann, das ist
eine Menge Kies«, sagte Benny.
    Luis Uribe zitterte
sichtbar. Sein Mund wurde trocken. Er bat um Wasser und füllte
sich ein Glas unter dem

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