Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
Vom Netzwerk:
schwamm. Seine Talente lagen auf
dem Gebiet der verschlagenen Praktiken, die notwendig waren, um
seine Mittelmäßigkeit zu verbergen. Andre hätte ihn
schon längst an die Luft gesetzt, aber all die Gustave
Prevosts schützten sich die Flanken durch eine Reihe von
Bündnissen in ihrer Selbstschutzgemeinschaft auf
Gegenseitigkeit. Andre wußte, daß der SDECE mit solchen
Leuten durchsetzt war, und mußte mit ihnen
auskommen.
    Gustave zündete
sich mit seinem massiv goldenen Feuerzeug eine Zigarre an und
ließ dabei ein Paar goldene Manschettenknöpfe sehen.
Protzerei für einen Mann in seiner Stellung. »Die Sache
riecht faul«, sagte er und schnupperte blasiert.
»Gestellt. Die Kubaner wollen uns mit einem Packen falscher
Informationen beliefern.«
    »Es spielt keine
Rolle, ob der Inhalt von Rico Parras Diplomatentasche echt oder
gefälscht ist. Er wird uns angeboten. Wir müssen ihn
nehmen. Seinen Wert werden wir später feststellen«,
sagte Andre.
    Das war genau das, was
Prevost zu hören wünschte, denn jetzt hatte Devereaux
entschieden, nicht er. Er war die Verantwortung los. Wenn die Sache
klappte, konnte er das Verdienst in Anspruch nehmen. Wenn sie
schiefging, konnte er später nach Paris melden, er habe
Devereaux gewarnt, daß ein Trick dahinterstecken
könne.             
    So ein Dreckskerl, der
meinen Posten haben möchte, dachte Andre. Was wird er einmal
machen, wenn er die Verantwortung nicht mehr abschieben kann und
selbst Entscheidungen treffen muß?
    »Das wird ein
teures Geschäft, Monsieur Devereaux. Ist das in unserem Etat
noch drin?«
    »Ein guter
Geheimdienst läßt sich nicht mit Kleingeld betreiben.
Geben Sie eben in den nächsten Monaten nicht so viel für
unsinnige Dinge aus, Prevost! Vielleicht ein Geschenk weniger
für die Damen.«
    »Wollen Sie mich
beschuldigen …«
    »Gewiß tue
ich das. Ihre Rechnungen bei verschiedenen Juweliergeschäften
werden entschieden zu hoch.«
    Gustave Prevost wurde
rot und schluckte.
    »Fliegen Sie
zurück nach New York!« sagte Andre verächtlich.
»Ich werde die ganze Sache von hier aus in die Wege leiten.
Und, Prevost, ich rate Ihnen, verpfuschen Sie mir ja
nichts!«

 
    18
    Brigitte Camus klopfte
und betrat, ohne zu warten, Andres Büro. Sie wußte
sofort Bescheid, als sie ihn ansah. Auf Andres Stirn standen
Schweißperlen. Er hatte wieder einen seiner Anfälle. Er
warf ihr einen warnenden Blick zu, der sie beschwor, nichts zu
sagen. Brigitte Camus, seit einem Jahrzehnt seine Sekretärin,
verstand die Situation und war voller Mitleid. Sie näherte
sich langsam seinem Schreibtisch, um auch gegen seinen Willen den
Arzt zu rufen.
    »Nun?«
fragte Andre zwischen mühevollen Atemzügen.
    Sie legte einige
Rollen Kleingeld auf den Tisch. »Pepes Flugschein ist am
Abfertigungsschalter der National«, sagte sie.
    Andre streckte
mühsam die linke Hand aus, ergriff den Federhalter auf dem
Schreibtisch und kritzelte den unleserlichen Haken, der seine
Unterschrift sein sollte, auf ein Dutzend Briefe, Fernschreiben und
verschlüsselte Nachrichten. Sie nahm die Papiere und ging zur
Tür. Dann wandte sie sich um: »Monsieur
Devereaux!«
    »Das ist alles,
Madame Camus.«
    »Möchten
Sie vielleicht ein Glas Sherry?« fragte sie, um einen Grund
zum Bleiben zu haben.
    »Lieber einen
Bourbon, einen steifen.«
    Der erste Schluck tat
ihm gut, und der Anfall ließ nach. Seine Augen folgten ihr,
während sie mit Papieren hantierte, um sich noch länger
in seinem Büro aufhalten zu können. Die gute Brigitte.
Immer noch eine hübsche und begehrenswerte Frau, obwohl hoch
in den Vierzigern. Eine Witwe mit einem Sohn auf dem College, aber
sie fand immer noch Bewunderer. Als echte Französin verstand
sie es, ihre Talente wirkungsvoll einzusetzen. Es war ein Trost,
sie in diesen Tagen kommen und gehen zu sehen und sie um sich zu
haben. Sie war um ihn besorgt und ihm treu ergeben.
    »Rufen Sie
Madame Devereaux an und sagen Sie ihr, daß ich später
komme!«
    »Habe ich schon
getan.«
    »Was steht
für heute abend auf dem verdammten
Terminkalender?«
    »Frühe
Cocktailparty, Botschaft von Ghana. Späte Cocktailparty,
Botschaft von Sierra Leone. Morgen ein Essen für den
abreisenden Botschafter von Nigeria.«
    »Afrikawoche«, brummte
Andre. Die Franzosen trieben es schon schlimm genug mit dem
Protokoll und vergeudeten viel zuviel wertvolle Zeit damit, aber
erst die Afrikaner! Die Afrikaner stellten ihre neugewonnene
Anerkennung mit Gewalt zur Schau. Ihre diplomatischen

Weitere Kostenlose Bücher