Topas
tropfenden Hahn. »Ich habe etwas, das
soviel wert ist.«
»Vielleicht kann
ich einen Käufer für Sie finden. Was haben Sie
denn?«
Uribe konnte die Worte
nicht über die Lippen bringen.
»Na,
Mann?«
»Wie Sie wissen,
bin ich der Privatsekretär Rico Parras und habe Zugang zu
seinen Räumen.«
»Ja…«
»Was ich zu
verkaufen habe, sind die Dokumente in Rico Parras
Diplomatentasche.«
16
Benny Garcia
führte oft Gelegenheitsaufträge aus, wenn ihm die
Bezahlung günstig schien. Mal wollte ein eifersüchtiger
Ehemann, daß der Liebhaber seiner Frau eine Abreibung
erhielt. Ein andermal wollte ein Mann seinen Geschäftspartner
krankenhausreif schlagen lassen. Gelegenheitsaufträge dieser
Art. Garcia verstand sich gut mit dem Polizeidetektiv Leeman, der
für den Bereich zuständig war, zu dem auch das
Hotel San
Martin gehörte. Manchmal kam ein
Gangster in Leemans Bereich, aber es gab keine rechte gesetzliche
Handhabe, ihn aus der Stadt auszuweisen. Dann gab Leeman Benny
einen Fingerzeig, und der sorgte dafür, daß der Kerl
sich schnell aus dem Staub machte.
Vor einem Jahr hatte
Leeman Benny einen merkwürdigen Auftrag erteilt. Es sollte
einer eins verpaßt bekommen, aber es war kein Gangster.
Jemand auf der vornehmen East Side, ein sehr angesehener
Ausländer. Leeman war Bennys Freund, also fragte Benny nicht
viel, sondern übernahm den Job und führte ihn aus. Es
handelte sich um einen algerischen UNO-Delegierten, der so lange
»aufgehalten« werden mußte, bis andere Leute sein
Appartement durchsucht hatten.
Die letzten
Anweisungen hatte er von einem Franzosen erhalten. Benny
wußte, daß die Algerier und die Franzosen einander
nicht grün waren, und konnte sich die Dinge zusammenreimen.
Der Auftraggeber mußte irgendein hochstehender Franzose
gewesen sein. Benny war gut bezahlt worden. Nun dachte er über
Luis Uribes Angebot nach. Er wußte, daß er bei den
Franzosen schon für gute Arbeit bekannt war; vielleicht
wären sie bereit, das Geschäft mit ihm zu machen. Es
wäre möglich, daß sie sich für die Papiere in
Rico Parras Aktentasche interessierten. Er ging zur Polizeistation,
um mit Detektiv Leeman zu sprechen. »Leeman, wie komme ich an
jemanden vom französischen Geheimdienst ran?«
»Was haben Sie
vor, Benny?«
»Ich habe einen
Tip, der die Franzosen interessieren könnte. Ich schwöre,
es hat nichts mit Ihrer Aktion von damals zu tun. Dafür haben
Sie mein Wort.«
»Der
französische Geheimdienstoffizier wird Spezialbeauftragter
für Arbeitskräfteanwerbung genannt. Gehen Sie zu dieser
Arbeitsvermittlung in der Madison Avenue. Der Mann heißt
Prevost, Gustave Prevost. Sind Sie auch sicher, daß Sie mir
keine Scherereien machen?«
»Sie haben doch
mein Wort, Leeman, mein festes Versprechen.«
»Ich werde
Prevost anrufen und einen Termin vereinbaren.«
*
Gustave Prevost
schaukelte in seinem Sessel hin und her, tippte die Fingerspitzen
gegeneinander und atmete heftig und stoßweise, während
Benny Garcia die Geschichte von Luis Uribe und seinem Angebot
erzählte.
»Sie sagten, er
hat freien Zugang zu Parras Papieren?«
»Ja,
Sir.«
»Gehen auch
andere Leute in den Räumen des Kubaners ein und
aus?
»Ja, aber die
sind alle entwaffnet, diese Leute machen immer so einen Wirbel -
aber ich, ich komme und gehe, wie es mir
paßt.«
»Was will Mr.
Uribe für die Papiere haben?«
»Zweitausendfünfhundert«,
antwortete Benny, der seine Vermittlungsgebühr von fünf
Hundertern gleich dazugeschlagen hatte. Weiß Gott nicht
zuviel für solche Arbeiten.
»Wo sind Sie zu
erreichen?«
»Hotel San
Martin. Ich
habe dort ein Appartement.«
»Ich werde die
Informationen an jemanden weitergeben, der daran interessiert sein
könnte. Sie werden von uns hören.«
17
Wenige Stunden nach
seiner Unterredung mit Benny Garcia war Gustave Prevost schon an
Bord einer Maschine nach Washington, und dort ging er geradewegs zu
seinem Chef Andre Devereaux in die Belmont Road. Andre Devereaux
verabscheute den Mann. Er gehörte zu dem Heuschreckenschwarm,
der in den französischen Geheimdienst eingefallen war, zu den
Leuten, die den Job überhaupt nur des Geldes wegen angenommen
hatten, in der Hoffnung auf ein leichtes Leben, wegen der
Gesellschaften und Festlichkeiten, die dazu gehörten, und ohne
die tiefe Überzeugung und Vaterlandsliebe eines
verantwortungsbewußten Geheimdienstagenten. Gustave Prevost
hatte keine dieser Eigenschaften, ebensowenig wie die anderen aus
dem Haifischschwarm, der mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher