Topas
Botschaft. Er kam
in Foggy Bottom in Hose, Sporthemd und Mokassins an und wurde
sofort in Nordstroms Hauptkonferenzzimmer geführt. Die Spuren
der vorausgegangenen Schlacht waren deutlich: Überreste von
hastig verschlungenen Bockwürsten, halb geleerte Kaffeetassen,
unzählige Zigarettenstummel, Stapel von Notizblättern und
Fotos waren noch nicht weggeräumt. Die drei im Konferenzzimmer
zurückgebliebenen Männer waren abgekämpft. Sogar der
sonst untadelig gepflegte Marshal McKittrick sah nicht mehr frisch
aus.
»Zuerst
möchten wir Ihnen danken, Andre«, sagte Michael
Nordstrom. »Es ist unnötig zu wiederholen, welche
Bedeutung die Sache für uns hat.«
Hooper zog an einer
fast leeren Pfeife. »Wir halten die Rico-Parra-Papiere
für echt.«
»Ich hatte auch
das Gefühl, daß sie echt seien«, bestätigte
Andre. »Ich konnte nirgends eine falsche Information
finden.«
»Wir sind
überzeugt«, fuhr Hooper fort, »daß die
Sowjetunion etwas vorhat, möglicherweise die Einschleusung von
Offensivwaffen nach Kuba.«
»Das ist
durchaus möglich«, sagte Andre.
»Ich habe vor
einigen Stunden mit dem Präsidenten gesprochen«, sagte
McKittrick. »Er hat eine drastische Verstärkung der
U-2-Flüge angeordnet.«
»Es ist Ihnen ja
sicher bekannt«, warf Hooper ein, »daß Kuba seit
mehr als einem halben Jahr routinemäßig von unseren
U-2-Flugzeugen überflogen wird. Diese Finca San Jose ist schon
aufgefallen. Die Rico-Parra-Papiere stimmen genau mit unseren
Beobachtungen überein. Sehen Sie sich mal das hier an!«
Hooper breitete eine Anzahl Luftaufklärungsfotos vor Andre
aus. Andre nahm eine Lupe zur Hand und betrachtete sie
genau.
»Was uns Sorge
macht, ist die Bautätigkeit hier«, sagte
Hooper.
»Ich kenne die
Gegend. Würde sich gut für eine Raketenbasis
eignen«, erwiderte Andre.
»Das ist auch
unsere Vermutung.«
»Der
Präsident ist der Ansicht, eine Konfrontation mit der
Sowjetunion wäre zur Zeit nicht gut«, sagte McKittrick.
»Wenn wir nicht mehr Beweise haben als diese, können die
Russen alles abstreiten.«
Andre sah von einem
zum anderen. Die Amerikaner machten unerbittliche Gesichter. Er war
ihnen jetzt weit voraus. »Sie wollen damit sagen, daß
Sie positive Beweise aus Kuba selbst brauchen«, sagte
Andre.
»Ja«,
antwortete Nordstrom.
»Und Ihre
eigenen Informationsquellen auf der Insel sind
unzureichend.«
»Das wissen Sie
ja.«
»Darf ich das so
verstehen, daß Sie gern die Hilfe Frankreichs in Anspruch
nehmen würden?«
»Die Hilfe
Devereaux'«, antwortete Nordstrom.
»Ich soll Paris
nichts über Kuznetow sagen, und ich soll Paris vertrösten
über einen Stapel von Anfragen, die unbeantwortet auf Ihrem
Schreibtisch liegen. Ich glaube, ich habe allmählich genug von
diesem Einbahnverkehr.«
»Andre
…«
»Nein,
verflucht!« Er stand auf, beugte sich über den Tisch und
sah sie böse an. »Ich habe Sie vor den russischen
Flugabwehrraketen in Kuba gewarnt. Auch vor den russischen
Düsenbombern …«
»In unserer
Macht steht nur das Sammeln von Informationen,
Andre.«
»Ich habe Sie
seit dem Tag gewarnt, an dem Castro aus den Bergen herunterkam. Ich
habe Sie beide gewarnt, Sie, McKittrick, und Sie, Mike. Ich habe
Ihnen gesagt, Che ist ein Kommunist, und Rico Parra ist ein
Kommunist. Aber Sie haben sich mit ihnen eingelassen. Jetzt, nach
diesem Unfug, den Sie in der Schweinebucht veranstaltet haben, ist
es vielleicht zu spät, die russischen Raketen draußen zu
halten.«
»Andre«,
sagte Mike ruhig, »Sie wissen, wie sehr wir Sie
schätzen.«
»Wenn ich Ihre
Dreckarbeit mache.«
»Ich habe Ihnen
Geheimnachrichten vorenthalten«, sagte Nordstrom, weil wir
undichte Stellen beim SDECE befürchten. Ich erwarte nicht,
daß Sie mir zustimmen, aber ich weiß, daß Sie
nichts dagegen sagen können. Was die Nachrichten über
Kuba betrifft, so sind zwei Präsidenten über alles
unterrichtet worden, was Sie gesagt oder vermutet haben. Und
außerdem«, fügte Nordstrom hinzu, »wie steht
es mit Ihnen und Präsident La Croix? Wie weit haben Sie ihn
überzeugt?«
Andre ging zur
Tür und klopfte, um den Posten draußen zum Öffnen
aufzufordern. »Ich bin sehr müde. Ich habe
achtundvierzig Stunden ohne Unterbrechung über den
Parra-Dokumenten gesessen. Ich werde Ihnen Bescheid geben, ob ich
nach Kuba gehe.«
»Übrigens«, sagte
Nordstrom, »ich sah gestern Kuznetow. Er läßt Sie
grüßen. Er macht ausgezeichnete Fortschritte.
»Ich bin nicht
so sicher, ob das ein Glück für ihn ist
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