Topas
oder
nicht«, sagte Andre.
Die drei Amerikaner
mochten einander eine ganze Weile nicht ins Gesicht sehen, nachdem
Andre gegangen war.
»Herrgott!«
stieß Nordstrom schließlich hervor. »Ich hoffe
nur, wir können es ihm eines Tages lohnen.«
25
Diesmal biß
Botschafter Rene d'Arcy seiner Zigarre ganz ohne Zeremonie die
Spitze ab, spuckte sie in einen Aschenbecher und zündete die
Zigarre unter kräftigen Zügen an. Der SDECE hatte sich
wegen Andres bevorstehender Reise nach Kuba an ihn gewandt, und das
französische Präsidialamt drängte ihn, Devereaux von
seinem Vorhaben abzubringen.
»Ich muß
sagen, Monsieur Devereaux, ich persönlich mißbillige
Ihre Absicht, nach Kuba zu gehen.«
»Mißbilligen Sie sie
offiziell oder inoffiziell?«
»Nun, im
wesentlichen ist dies doch eine Angelegenheit, die nur die Kubaner
und die Amerikaner angeht.«
»Vielleicht -
vielleicht auch nicht. Ich bin da anderer Ansicht, Monsieur
l'Ambassadeur. Offensichtlich existiert eine Bedrohung für
einen NATO-Verbündeten. Frankreich gehört noch der NATO
an, oder nicht? Wenn Sie nicht bereit sind, mir in dieser
Angelegenheit eindeutige Befehle zu geben, werde ich meine
Pläne in die Tat umsetzen.«
D'Arcy drehte die
Zigarre zwischen seinen dicken Fingern und blies kleine
Rauchwölkchen über den Schreibtisch.
Trotz Devereaux'
unglückseliger Einstellung würde man es sich doppelt und
dreifach überlegen müssen, bevor man ihn von seinem
Posten entfernte. Die gutfunktionierende Organisation, die er in
dieser Hemisphäre aufgebaut hatte, könnte in weniger
geschickten Händen zusammenbrechen. Ohne Zweifel war Devereaux
einer der fähigsten Geheimdienstoffiziere im SDECE.
Außerdem würden die Amerikaner einem neuen Mann nur die
kalte Schulter zeigen. Das Pendel hatte ausgeschlagen und
Schlüsselleute weggefegt, und auf dem Rückweg hatte es
Anhänger von La Croix mitgebracht. Andre Devereaux hatte die
Säuberungen überstanden, ohne Katzbuckelei vor einem
Präsidenten, der immer noch von persönlichen
Empfindlichkeiten beeinflußt war, über die er auch nach
fünfundzwanzig Jahren nicht hinwegkommen konnte. D'Arcy
verschränkte die Hände, löste sie wieder, klopfte
mit den Fingern auf die Tischplatte, schreckte zurück. Ein
großes Porträt von Pierre La Croix hing hinter ihm, das
finster auf seinen Rücken
heruntersah.
»Dieses ganze
Unternehmen liegt einzig und allein im Interesse der Vereinigten
Staaten. Ich will ganz offen sein, Devereaux.«
»Das wäre
etwas Neues.«
»Man hört
sowohl im SDECE als auch im Präsidialamt unangenehmes Grollen
über Ihre offen proamerikanische Haltung. Die ganze
Orientierung Ihres Amtes verlangt eine
Richtungsänderung.«
»Was für
eine Änderung schwebt Ihnen denn vor, Monsieur
l'Ambassadeur?«
»Eine
Anerkennung gewisser Fakten. Frankreich wird nicht die Amerikaner
über Leben und Tod entscheiden lassen. Frankreich hat sein
Schicksal selbst in der Hand.«
»Oder, besser
gesagt, Frankreich hat seine Zerstörung selbst in der
Hand.« Andre machte eine Handbewegung, um d'Arcys Widerspruch
zuvorzukommen. »Kein Land auf dieser Erde mit einer
Bevölkerung von fünfzig Millionen hat auch nur die
geringste Aussicht, sich ohne ein Bündnis mit einer der beiden
Großmächte selbst zu verteidigen. Ohne die NATO und
Amerika haben wir nichts, was die Sowjets von einem Angriff auf uns
abschrecken könnte.«
»Ist denn
unsere force
de frappe nichts?«
»Frankreich hat
einen atomaren Knallfrosch«, antwortete Andre
geringschätzig und jagte eine nicht vorhandene Fliege von
seinem Handgelenk. »Nicht ernst zu nehmen, trotz der
vergeudeten Milliarden.«
»Und ist die
westeuropäische Allianz nichts?«
»Ein
altmodischer Traum zweier alter Männer. Der Wunschtraum, in
Europa eine dritte Kraft zu bilden, zwingt uns mit den Deutschen in
ein Lager. Sind Sie bereit, sich mit den Deutschen zu
verbünden, nach allem, was sie Frankreich in diesem
Jahrhundert angetan haben? Ah, Monsieur d'Arcy, sogar wenn wir uns
einbilden, wir könnten eine französisch-deutsche Union
beherrschen, sind die Deutschen nicht so ohne weiteres bereit, sich
von Amerika zu lösen.«
Während Andre
Reden führte, die unter diesem Dach verabscheut wurden, fiel
ihm plötzlich Boris Kuznetow ein. Kuznetow hatte dafür
bezahlt, daß er es gewagt hatte, ehrlich zu sein. Wie lange
konnte er, Andre, es sich leisten, diese unpopulären Ansichten
zu vertreten?
»Die
Rückkehr zur Glorie einer Großmacht«,
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