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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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mußte mit dir
sprechen - und dir sagen, daß ich dich sehr, sehr lieb
habe.«
    »Ich danke dir,
Michele. Vielleicht können wir später einmal zusammen
verreisen.« Aber das waren leere Worte, denn er würde
sie nur wieder enttäuschen, wie schon so oft. Wie viele
Enttäuschungen durfte er ihr noch zumuten? Er ließ sich
auf das Kissen zurückfallen, ohne das Licht auszuschalten.
Dann öffnete er leise Nicoles Tür, ging zu ihrem Bett und
griff in der Dunkelheit nach ihrer Hand. Sie war wach, aber es lag
wenig Wärme in ihrer Erwiderung. Wieder einmal kam ihm der
verrückte Gedanke, daß ihm ganz recht geschähe,
wenn ein anderer Mann sie ihm wegnähme. Er konnte sich genau
ausmalen, wie sie sich in den Liebesnächten verhalten und sie
genießen würde. In diesem Augenblick hatte er nichts
gegen das Gefühl, das ihn durchflutete. Er wollte, daß
es schmerzte, und er wollte bestraft werden für Juanita de
Cordoba und alle die anderen. - Er ging in sein Zimmer
zurück.
    *
    Andre Devereaux und
Brigitte Camus gingen auf den Durchgang der National Airlines zu, als die Maschine
nach Miami angesagt wurde. Er murmelte Anweisungen, die sie schon
auswendig wußte. Sie wartete, bis er im Flugzeug saß
und außer Sicht war, dann fing sie an zu weinen. Zwölf
Jahre lang war Andre abgereist und angekommen, und immer hatte
Nicole sich am Flugplatz von ihm verabschiedet. Diesmal hatte Andre
vergeblich nach ihr Ausschau gehalten, und als die Maschine angesagt wurde, sah
Brigitte, wie ihn Verzweiflung erfaßte. Verfluchte Nicole
Devereaux! Weißt du nicht, daß er tun muß, was er
tut?
    *
    »Cocktail,
Sir?«
    »Bourbon,
bitte.«
    Er beobachtete die
Küste unter sich. Der Aufenthalt in Miami bis zum Abflug der
KLM-Maschine nach Havanna würde nur kurz sein. Es war nicht
mehr schön, dorthin zu reisen. Havanna war über Nacht alt
geworden, wie eine schöne Frau, die eine schwere Operation von
der Hand eines Schlächters hinter sich hat.
    Aber Juanita de
Cordoba würde warten. Schöne Juanita …

 
    27
    Schon von Kindheit an
war sie La Palomita, »das Täubchen«, genannt
worden. Sie hieß Juanita Avila de Cordoba.
    Ihr Großvater
war Manuel Avila, erster unter den Mitstreitern des Befreiers
Marti. Während des zehnjährigen Krieges, in dem sich Kuba
die Unabhängigkeit von Spanien erkämpfte, wurde Manuel
Avila in seinem Volk unsterblich als der »Dichter der
Revolution«.
    Juanita Avila de
Cordobas Vater, Jorge Avila, war Kubas größter Komponist
und ein weltberühmter Gitarrist. Seine Komposition
»Weine nicht, Täubchen!«, ein Wiegenlied für
sie, gab ihr den Namen, den sie ihr Leben lang behalten
sollte.
    Als Hector de Cordoba,
Sproß einer großen begüterten Adelsfamilie, das
Täubchen zur Frau nahm, war das ein Ereignis, von dem man in
Kuba so lange sprach wie von einer königlichen Hochzeit. Das
Paar gehörte zur Aristokratie, sowohl nach Vermögen als
auch nach Verdiensten. Hector de Cordoba zog das abwechslungsreiche
Leben in Havanna, in den internationalen Arenen der Diplomatie und
den Sportstätten der Welt der Seßhaftigkeit auf dem
Familienbesitz in Santiago vor. Als aufrechter, unabhängiger
Denker und schwarzes Schaf der Familie zeigte Hector kein
großes Interesse für die Familienangelegenheiten.
Tatsächlich stand er mit seinen Verwandten dauernd auf dem
Kriegsfuß, beklagte die Ausbeutung der Bauern und die anderen
sozialen Ungerechtigkeiten, die es der Familie ermöglicht
hatten, sich ihren großen Besitz anzueignen und zu
erhalten.
    Das Hin und Her in der
kubanischen Politik ist immer ein gefährliches Spiel gewesen.
Hector de Cordoba, ein Liberaler in den Tagen der Reaktion, erwarb
sich so großes Ansehen, daß er über das kleine
Heer von Zänkern hinauswuchs und einer der größten
Diplomaten Kubas wurde, hauptsächlich als Botschafter und
Unterhändler. Seine Bedeutung war so groß, daß sie
ihn auch unter Batista über Zeiten der Ungnade hinwegrettete,
obwohl seine Beziehungen zu dem Diktator eine Zeitlang sehr frostig
waren. Er wies einen Versuch Batistas zurück, ihn bei einer
weitentfernten, unbedeutenden diplomatischen Mission kaltzustellen,
und zog es vor, in der Heimat de facto im politischen Exil zu
leben. Er hatte eine Anwaltspraxis in Marianao, einem Vorort einige
Meilen westlich von Havanna.
    Als Castro von den
Höhen der Sierra Maestra nach Havanna herunterkam, war es
Hector de Cordoba, der ihn unter dem Denkmal Martis umarmte. Man
erfuhr jetzt, daß Hector einer von Castros Helfern

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