Topas
und
Förderern in der Hauptstadt gewesen war, die den Sturz
Batistas beschleunigt hatten. Einen Monat nach der Befreiung
Havannas kam Hector de Cordoba auf dem Weg zu seiner ersten
diplomatischen Mission unter Castro bei einem Flugzeugunfall ums
Leben.
Raul, Fidel, Che
Guevara und Rico Parra weinten öffentlich, als dem
Täubchen die kubanische Flagge überreicht wurde, die den
Sarg ihres Gatten bedeckt hatte. Mit brüchiger Stimme nannte
Fidel Castro Hector de Cordoba einen Märtyrer der
Revolution.
Juanita zog sich mit
ihren beiden Söhnen in die aus rosa Marmor erbaute Villa in
Marianao zurück.
In den Tagen, die auf
Castros Sieg folgten, wurden große Besitzungen
rücksichtslos aufgeteilt, und den ehemaligen Eigentümern
wurde nur ein winziger Teil des wahren Wertes erstattet. Fidel
Castro setzte sich persönlich für Juanita ein und
sicherte ihr ein beträchtliches Einkommen aus den Besitzungen
der de Cordobas. Das Täubchen von Kuba gehörte zu jenen
Aristokratinnen, die von einem Regime zum anderen überwechseln
können. Sie wurde zu einer Aristokratin der
Revolution.
Als die Trauerzeit
vorüber war, erschien Juanita wieder in der
Öffentlichkeit und setzte die Wohltätigkeitsarbeit fort,
die seit ihrer Kindheit Teil ihrer Erziehung und ihres Erbes war.
Sie besuchte die Armen und kämpfte für die Waisen. Bald
geriet sie in den Strudel der Staatsfunktionen.
Sie war eine Frau, bei
der sich ein Mann wohl fühlte - wenn sie ihm das Glas
füllte oder seine Zigarre anzündete, wenn sie die ganze
Nacht mit ihm tanzte.
Sie kämpfte
für bessere sanitäre Einrichtungen in den
Dörfern.
Die Enttäuschung
über Fidel und die Revolution setzte beinahe sofort ein. Alte
Freunde und Bekannte wurden zusammengetrieben, und der Terror
füllte bald die Keller des Castillo del Morro und die
Gräben des Castillo de la Cabana. Und viele landeten im
Grünen Haus der G-2 an der Avenida Quinta, wo sie Castros
Großinquisitor Munoz ausgeliefert wurden.
Juanita de Cordobas
Reaktion auf die Vergewaltigung Kubas und die Ermordung ihrer
Freunde war ein grenzenloser Haß auf Castro. Und sie
beschloß, etwas zu unternehmen.
Viele Jahre vor seinem
Tod hatte Hector de Cordoba in Washington an einer Konferenz
über Zuckerlieferungen als Berater teilgenommen.
Andre Devereaux hatte
bei dieser Konferenz der französischen Abordnung
angehört, einmal weil er etwas vom Zuckerhandel verstand und
zweitens weil man dabei gut Informationen sammeln konnte. Im
Verlauf ihres täglichen Umgangs hatte sich zwischen Devereaux
und Hector de Cordoba eine Freundschaft entwickelt, ebenso zwischen
ihren Ehefrauen. Bei den folgenden Besuchen in Kuba pflegte Andre
seine Freundschaft mit den de Cordobas und versäumte nie, sie
in Marianao zu besuchen. Aus seinen Nachrichtenquellen in Havanna
erfuhr Andre, daß Hector heimlich für die
Castro-Rebellen arbeitete, die sich zu der Zeit noch in den
Camagüey-Bergen aufhielten.
»Ich muß
Sie warnen, Hector«, sagte Andre bei einem Abendtrunk auf der
Veranda. »Sie werden von diesem Castro böse
enttäuscht sein. Ich weiß, Sie hassen das
gegenwärtige Regime, aber diese Burschen in den Bergen sehen
mir sehr nach Kommunisten aus.«
»Andre! Was soll
ich mit Ihnen machen? Sie vermuten hinter jedem Busch, unter jedem
Blatt Kommunisten. Das ist eine Manie bei Ihnen. Ich kenne Raul und
Fidel seit unserer gemeinsamen Kindheit in Santiago. Fidel ist
radikal, sicher. Aber er ist kein Kommunist. Und, mein Freund, wenn
dieses Schwein Batista davongejagt ist, wird Kuba radikales Denken
brauchen.«
»Die
Castro-Brüder sind also reine Kubaner. Wie steht es mit diesem
südamerikanischen Teufel, mit Che? Und mit Rico Parra? Parra
kommt doch geradewegs aus dem Sowjetsystem.«
»Ja, Andre, und
wie ist es mit den Amerikanern? Die verdammten Yankees betreiben
Handel mit Perön, Trujillo, Batista und Jimenez; sieht aber
etwas nach einer notwendigen Reform aus, verurteilen sie es als
kommunistisch.«
Juanita hörte
ihnen zu, sagte nicht viel und sorgte unauffällig dafür,
daß ihre Gläser nicht leer wurden.
»Merken Sie
sich, was ich sage, Hector. Fidel Castro wird eine Gefahr werden.
Sogar die Amerikaner hören jetzt noch nicht auf mich, aber sie
werden ihre Erfahrungen machen.«
»Unsinn. Das
kubanische Volk wird nie den Kommunismus
wählen.«
»Wird nicht
nötig sein. Die Wahl wird jemand anders
treffen.«
Hector starb, bevor
die Prophezeiung in Erfüllung ging. Juanita hatte sich die
Worte des Franzosen
Weitere Kostenlose Bücher