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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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ihnen
schon. Sie war nicht ganz nüchtern. Nicht gerade betrunken,
aber doch angeschlagen. Eine Menge Tränen und Gerede. Ich hab'
sie so noch nie gesehen. Ich habe mich eine ganze Weile bei ihr
aufgehalten.«
    »Du weißt,
was los ist. Er ist überlastet, sie klappt
zusammen.«
    »Was ist mit
seinen Freundinnen? Er scheint, er hat eine ganze
Menge.«
    »Eine Menge
nicht, aber genug. Wenn er auf Reisen ist, fühlt er sich
deprimiert, müde, einsam. Wie es einem Menschen eben geht. Das
hat überhaupt nichts mit der Liebe zur eigenen Frau zu
tun.«
    »Sie ist in
einem Alter, in dem sie sich ihrer selbst nicht sicher
ist.«
    »Herrgott, Liz,
was will Nicole? Sie mußte niemals Angst haben, daß
eine andere Frau ihre Stellung bedrohte. Andre ist diskret und hat
es nicht unter ihrer Nase getan. Nicole legt da viel mehr hinein,
als sie sollte.«
    »Ja, ich glaube,
das ist richtig.«
    »Richtig
für Nicoles Mann, aber nicht für deinen. Liz, wir haben
doch das gleiche verdammte Theater gehabt. Sie hat ihn dazu
gebracht, sich schuldig zu fühlen, wo er gar nicht schuldig
ist.«
    »Werden sie es
schaffen?«
    »Ich glaube es
nicht.«
    »Mein Gott, ich
wünschte, ich könnte etwas für sie
tun.«
    »Die Menschen
ändern sich nicht, Liz. Nach und nach verblassen die
Gründe für einen Fortbestand der Ehe. Die meisten
Ehepaare bleiben aus wirtschaftlichen Gründen zusammen. Dann
sind da die Kinder. Oder die Angst vor der Einsamkeit. Aber es gibt
eine Grenze, wo die Furcht nicht so schlimm ist wie die Qual einer
zerbrochenen Ehe. Ich glaube, sie hat ihn
aufgegeben.«
    »Nicole sagte
etwas sehr Merkwürdiges. Sie sagte, sie bekomme immer
stärker das Gefühl, Andre wünschte, sie solle sich
einen Liebhaber nehmen.«
    »Das erleben wir
alle«, antwortete er.
    »Mike, das
erschreckt mich. Ist zwischen uns alles in
Ordnung?«
    »Ja,
Liz.«
    »Es ist nicht
leicht zu lernen, aber ich weiß inzwischen, daß all das
andere nichts bedeutet, solange du mich nicht absichtlich verletzt.
Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, dir das Leben angenehmer
zu machen.«
    »Das hast du,
Liz.«
    Sie wurden durch das
gefürchtete Klingeln des Telefons unterbrochen. Liz erstarrte.
Sie meldete sich, gab ihm den Hörer, sah sein Gesicht hart
werden und hörte ihn sagen, er werde sofort hinunterkommen.
Oh, verdammter Kram! Warum konnten sie ihn nicht wenigstens einen
Sonntag in Frieden lassen?
    »Es ist was
Wichtiges. Ich weiß nicht, wann ich
zurückkomme.«
    »Natürlich.«
    »Geh du nur ins
Kino! Ich kann mir das Essen aufwärmen.«
    »Nein, ich werde
auf dich warten, Mike.« Sie legte den Arm um ihn und
drückte ihren Kopf an seine Brust. »Wenn es geht, sieh
zu, daß du nicht zu müde bist, wenn du
heimkommst!«

 
    29
    Sanderson Hooper kam
zur gleichen Zeit im Marinehospital Bethesda an wie Nordstrom.
Gemeinsam eilten sie durch den Korridor zu dem bewachten
Flügel, in dem Kuznetow mit seiner Familie untergebracht war.
Boris Kuznetow saß im Bett, dicke Kissen im Rücken. Er
lächelte schwach, als sie eintraten. Es schien ihm viel besser
zu gehen, er war nicht mehr ganz so blaß im Gesicht.
»Mit Bedauern muß ich Ihnen berichten, daß ich
ausgezeichnete Fortschritte mache«, sagte er, »obgleich
das amerikanische Fernsehen nichts hilft. Es ist ziemlich
schlecht.«
    Nordstrom zog einen
Stuhl dicht ans Bett, damit sich Boris beim Sprechen nicht so
anstrengen mußte. Sanderson Hooper wollte gerade die Pfeife
aus der Tasche holen, als ihm einfiel, daß er sie ja nicht
anzünden durfte.
    Kuznetow sah beide
ernst an. »Ich bin zu einem Entschluß gekommen«,
sagte er. »Zuerst war da nur dieser schreckliche Schmerz,
dann Dunkelheit. Unter dem Sauerstoffzelt wachte ich auf. Als die
Tage vergingen, ohne daß ich etwas anderes tun konnte als
nachdenken, wurden mir viele Dinge zum erstenmal ganz klar. Ich
erkannte, daß ich in erster Linie für meine Familie
dasein mußte, wenn ich am Leben bleiben würde. Und ich
wollte nicht sterben - ich wollte einfach nicht sterben. Ich liebe
Rußland noch immer.« Er hielt inne, und bei der
Erwähnung seines Heimatlandes liefen ihm Tränen über
die Wangen.
    »Es ist auch
nicht recht, dieses Land als neue Heimat zu wählen und es von
Anfang an zu hintergehen. Nordstrom, Sie dürfen stolz sein.
Ich werde Ihnen alles erzählen.« Er blinzelte ein
bißchen und wartete, um seinen schwachen Kräften Zeit
zur Erneuerung zu lassen. »Sie können mit Ihrem
Amerikanisierungsprogramm für Olga und Tamara
beginnen.«
    »Ich

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