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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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den Schlüsselhalter ins Rohr und
setzte den Knopf wieder ein.
    Später wurde der
tote Briefkasten geleert, und die Nachricht fand ihren Weg zu dem
Geflügelhändler Jesus Morelos in Havanna.

 
    39
    Als das Band
abgelaufen war, standen alle auf und reckten sich. Kramer
drückte auf den Knopf, um die Posten hereinzurufen, und bat
sie, das Mittagsgeschirr abzuräumen und eine neue Kanne Kaffee
aufgießen zu lassen.
    Dr. Billings spulte
ein neues Band auf. »Eins, zwei, drei, vier«,
zählte er ins Mikrophon, um die richtige Lautstärke
einstellen zu können.
    In der zweiten Woche
des Verhörs war die Atmosphäre schon gelöster. Boris
Kuznetow fand die vier ININ-Leute inzwischen recht nett und erregte
sich immer weniger über die schnell abgefeuerten, knappen
Fragen von W. Smith. Wenn man schon sprechen mußte, war es
gewiß besser, wenn es unter solchen Umständen geschah.
Daß Andre Devereaux immer noch abwesend war, ärgerte
ihn, aber Michael Nordstrom hatte ihm persönlich versichert,
daß Devereaux in wenigen Wochen zurückkehren
werde.
    Einer nach dem anderen
kam aus dem nebenan liegenden Waschraum an den Konferenztisch
zurück, bereit für eine neue Runde des Verhörs. Dr.
Billings überflog seine Notizen und sagte: »Bei den
Säuberungen von 1937 und 1938 wurde der sowjetische
Geheimdienst, wie Sie uns sagten, schwer
gestört.«
    »Es war noch
viel schlimmer«, antwortete Boris. »1939 war der NKWD,
der Vorläufer des KGB, nur noch ein
Scherbenhaufen.«
    »Was taten Sie
damals?«
    »Ich war der
beste Schüler meiner Klasse im Gymnasium. Danach studierte ich
vier Jahre an der Universität Smolensk. Nach Abschluß
meines eigentlichen Studiums erhielt ich Gelegenheit zu weiteren
Studien an der Universität Moskau. Ich hatte gute
Empfehlungen.«
    »Wann gingen Sie
nach Moskau?«
    »1939, zum
Herbstsemester. Dort lernte ich auch Olga kennen. Sie hieß
damals Tscherniawsky. Sie stammte aus der Familie des
Sowjetgenerals Tscherniawsky - alles angesehene
Kommunisten.«
    »Was studierte
sie?«
    »Kunstgeschichte.«
    »Was studierten
Sie?«
    »Die
erforderlichen Kurse hauptsächlich. Keine
Spezialgebiete.«
    »In Smolensk
waren Sie bei den Jungkommunisten recht aktiv. Setzten Sie das in
Moskau fort?«
    »Ja.«
    »Eifrig, oder
nur weil es von Studenten gefordert wurde?«
    »Eifrig. Am Ende
des ersten Semesters wurde ich zum Führer der Komsomol-Einheit
gewählt. Das ist eine ungeheure Ehre für einen jungen
Studenten.«
    »War Olga in
Ihrer Einheit?«
    »Ja. Ein
sowjetischer Student muß sich die Zeit für das
Zusammensein mit seiner Freundin erkämpfen. Nach den
Komsomol-Zusammenkünften war eine ausgezeichnete Gelegenheit,
um … über Dialektik zu diskutieren,
natürlich.«
    Sie
lachten.
    »Ist es nicht
fürchterlich für junge Leute?« fragte Kramer.
»Keine eigenen Zimmer, eiskaltes Wetter draußen - oder
im Sommer die Parks mit plärrenden Reden erfüllt - keine
Autos zum Parken.«
    »Es ist
schwierig, aber wir kamen zurecht, so wie junge Burschen und
Mädchen überall auf der Welt. Sie dürfen nicht
vergessen, Revolutionäre neigen dazu, prüde zu sein. Wir
sind in unserer Moral recht viktorianisch.«
    »Und nach
Beendigung des ersten Semesters?«
    »Ich studierte
auf Staatskosten. Mein Gruppenführer…«
    »Erinnern Sie
sich an seinen Namen?«
    »Tomsk.«
    »Weiter!«
    »Tomsk wies mich
an, mich im NKWD-Hauptquartier vorzustellen. Ich wurde
aufgefordert, von der Universität Moskau auf die
Geheimdienstschule überzuwechseln. Zuerst gefiel mir der
Gedanke nicht, aber mir blieb kaum eine Wahl, und der Wiederaufbau
des NKWD war dringend - und Pflicht war Pflicht.«
    »Wann traten Sie
ein?«
    »Sofort.
Frühjahr 1940.«
    »Kurse?«
    »Politik -
unsere Politik, und Wirtschaftswissenschaft. Hauptsächlich
wurden wir im militärischen Nachrichtendienst und in Sabotage
unterrichtet. Jeder an der Schule war damals
Reserveoffizier.«
    »Welche
Ränge?«
    »Nur wenige
waren höher als Hauptmann. Sie müssen bedenken, daß
wir zum größten Teil junge Kommunisten waren, die
gemeinsam ausgebildet wurden, um nach den Säuberungswellen die
zukünftige Geheimdienstorganisation zu
übernehmen.«
    »Wieviel Jahre
dauerte die volle Ausbildung?«
    »Sie war auf
vier Jahre angelegt, aber der Krieg kam dazwischen, und der Bedarf
an militärischen Nachrichtendienstlern war ungeheuer
groß. Nach der ersten Belagerung Moskaus kam ich als
Hauptmann in die Rote Armee. Im Frühjahr 1942, am 15. April,
um genau zu sein, wurde ich mit dem

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