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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Andre
Devereaux gern, aber manchmal bedauerte er seine Besuche auf Kuba.
Die Geheimdienstarbeit machte ihn nervös Der Botschafter ging
in den Salon zurück, wischte sich den Schweiß von der
Stirn und nickte Andre zu, der sich angeregt mit dem Chef der
sowjetischen Kulturmission unterhielt.
    An diesem Abend schien
Rico Parra durch die elegante Atmosphäre eingeschüchtert
zu sein. Es war geradezu bewundernswert, wie er sein Verlangen
zügelte, mit Juanita de Cordoba zu sprechen. Schließlich
wählte er diskret einen Augenblick, in dem sie außer
Hörweite der anderen auf den Balkon hinaustreten
konnten.
    Juanita bemerkte seine
nachdenkliche Stimmung. Ihr war bewußt, daß Rico Parra
kein Narr war. Viel von seiner Polterigkeit war für die
Öffentlichkeit bestimmt und sollte seinen Untergebenen Angst
einflößen. Hinter dieser ruppigen Fassade verbarg sich
ein Mann von enormen Fähigkeiten und natürlicher
Intuition.
    »Wenn ein Mann
wie ich, Rico Parra, an die Macht kommt«, sagte er mit
ungewohnt leiser Stimme, »ist er geneigt zu glauben, er
könne alles verlangen und jede Frau bekommen. Das ist es,
weshalb Sie so ein Rätsel für mich sind,
Juanita.«
    »Sie sind
bezaubernd offen heute abend«, gab sie
zurück.
    »Sehen Sie,
Täubchen, ich habe die Aristokratie immer aus einem bestimmten
Blickwinkel gesehen. Als ich ein Junge war und in den
Zuckerrohrfeldern schuftete, kamen die eingebildeten Töchter
des Fincabesitzers auf ihren Araberpferden vorbeigaloppiert. Ich
sehe sie noch deutlich vor mir. Wie es sich für einen guten
armen Bauern gehörte, nahm ich die Mütze vom Kopf und
verbeugte mich, wenn sie vorbeikamen. Aber sie fügten mir
einen Schmerz zu - hier, in meinem Herzen -, den ich nie
überwinden werde. Wenn man ein Affe im Zoo hinter Gittern ist
und plötzlich befreit wird, wünscht man sich, alles in
der Hand zu halten, was einem vorher verweigert wurde.« Er
griff nach einer Zigarette, überlegte es sich dann aber
anders. »Wissen Sie, was ich in Wirklichkeit von Juanita de
Cordoba will? Außer Ihrer Schönheit - außer all
dem Ansehen?«
    »Vielleicht.«
    »Ich will Ihre
Macht. De Cordoba und Parra. Das ist Macht… ja, ich
weiß, ich widere Sie an. Ich bin ein Tier. Die meisten Frauen
ekeln sich vor mir.«
    »Sie sind heute
gar nicht Sie selbst, Rico. Was wollten Sie mir eigentlich sagen,
als Sie mich hier herausführten?«
    Der Kubaner brachte
ein Lächeln zustande. »Sieh einer das Täubchen an!
Sie durchschaut mich. Ich kann Sie als Mann nicht gewinnen. Aber
vielleicht könnte ich Sie auf eine feinere Art davon
überzeugen, daß eine Freundschaft zwischen uns gar nicht
so von der Hand zu weisen wäre.«
    »Sprechen Sie
weiter!«
    Rico Parra ging auf
dem Balkon auf und ab. Die ganze Durchtriebenheit und
Gefährlichkeit des Mannes wurde ihr bewußt. Die
Eigenschaften, die ihn zu einem hervorragenden und brutalen
Guerillakommandeur gemacht hatten, waren nicht zu
unterschätzen. Er wählte seine Worte mit
äußerster Sorgfalt.
    »Castro«,
sagte er, »hat mich auserwählt, um ein Auge auf gewisse
ausländische Diplomaten zu werfen, die oft ein- und
ausreisen.« Er hielt inne und sah ihr gerade in die Augen.
»Castro läßt mir Handlungsfreiheit und hat mich
bevollmächtigt zu tun, was ich in einer gegebenen Situation
für notwendig halte.«
    Juanita bewahrte ihre
Haltung. Rico Parra war von ihrer Gewandtheit beeindruckt. Es war
eine Gewandtheit, die er sich sichern wollte, die für ihn
arbeiten sollte. »Ich muß sagen, daß Fidel Sie
mit einer enormen Verantwortung betraut hat.«
    »Ich
wußte, Sie würden mich verstehen«, sagte Rico
Parra.
    *
    Andre öffnete den
Reißverschluß von Juanitas Kleid, hielt sie von sich
und betrachtete ihren Rücken. Er war ungemein schön. Die
meisten Frauen waren entweder knochig oder eckig oder fleischig
oder hatten unreine Haut. Juanita war makellos.
    »Ricos Benehmen
war ungewöhnlich«, sagte sie.
    »Ich bin ganz
bezaubert von deinem Rücken.«
    »Wir hatten
unser Gespräch. Er war zur Abwechslung einmal nicht
laut.«
    »Wie ging
es?«
    »Nichts Neues,
Liebster. Parras alter Unsinn auf neue Art serviert. Ich glaube, er
ist ein vollkommener Trottel.«
    Andre ließ seine
Hände von ihr gleiten und überlegte. »Parra ist
kein Trottel. Fehler - ja. Aber kein Trottel! Ich habe den Eindruck
gewonnen, daß er einen Teil der Verantwortung für die
G-2 übernommen hat. Ich glaube, er hat seine Nase in unserem
Geschäft.«
    »Ich konnte
nichts davon bemerken«, sagte

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