Topchter der Köingin Tess 1
äh …« Ich warf Jeck einen Blick zu. »… vor allen anderen«, beendete ich den Satz.
Kapitän Borlett schob den fleckigen Hut von einer Hand in die andere. »Euer Hoheit. Bitte verzeiht, was ich vorhin über meine unbedeutende Flagge gesagt habe. Wenn sie Euch gefällt, suche ich mir eine andere.«
Die Prinzessin warf mir einen Blick zu, und auf mein leichtes Nicken hin streckte sie die Hand aus.
»Nehmt sie ruhig«, flüsterte ich Kapitän Borlett zu, der hastig gehorchte. Ich musste mich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Eine derart ungeschliffene Audienz hatte ich noch nie erlebt. Keiner von beiden wusste, was er zu tun hatte.
»Es freut mich, Euch kennenzulernen, Kapitän«, sagte die Prinzessin. »Ich bin sicher, wir können die Leute überreden, Eure Flagge wieder abzunehmen, wenn sie Tess erst an meiner Seite gesehen haben, wo sie hingehört.«
Kapitän Borlett ließ nervös ihre Hand los. »Es ist doch nur ein Stück Stoff, Euer Hoheit.«
Ich gab einen unauffälligen Wink mit den Fingern, und die Wachen traten weiter von ihm zurück. Contessa sah die Bewegung, und ich lächelte, als sie sie nachahmte, als wollte sie sich die Geste einprägen.
»Vielleicht könnt Ihr mir behilflich sein«, sagte sie und achtete bewusst auf eine deutliche Aussprache. »Da Ihr ja aus der Seefahrt kommt. Ich habe Tess eben gebeten, meine Botschafterin zu werden. Bedauerlicherweise ist dies ein ganz neu geschaffener Posten, dem noch die gewisse Ausstattung fehlt. Sie wird ein schnelles Schiff brauchen. Mit wenig Tiefgang, damit es auch einige Flüsse befahren kann. Und da die Strandläufer – «
»Einverstanden«, unterbrach er sie und errötete dann ob seiner eigenen Dreistigkeit. Mein Herz machte einen Satz. Mein eigenes Schiff, mit dem ich segeln konnte, wohin ich wollte. »Das heißt, sofern ich meine Geldgeber ausbezahlen kann und die Prinzessin – äh – Eure Schwester hier …« Er musterte mich mit gerunzelter Stirn. »Also, sofern Tess einverstanden ist«, sagte er. »Wir haben uns ihr gegenüber nicht gerade wie vornehme Herren benommen. Meine Mannschaft, meine ich. Aber Tess und ich haben einen angenehmen Abend beim Kartenspiel verbracht«
Ich sah Kavenlow nicht an, erkannte seine Missbilligung jedoch an seiner leicht veränderten Haltung.
»Dann ist es abgemacht«, sagte Contessa sichtlich erfreut. »Ich werde Eure Geldgeber auszahlen. Die Strandläufer wird allein der Botschafterin zur Verfügung stehen. Mein Kanzler wird sich um Euer Palastgehalt kümmern, Kapitän.«
Ich strahlte Kavenlow an – mein eigenes Schiff! –, und er runzelte die Stirn. Er sah in etwa so begeistert aus wie damals, als ich auf eine Klippe hatte klettern wollen, um mir mein eigenes Wanderfalken-Küken zu holen.
Die Prinzessin beugte sich zu Thadd vor. »Wie lange haben wir noch Zeit, bis wir gehen müssen?«, flüsterte sie.
Er blickte zu einer ihrer Statuen auf und schätzte das Licht ab, das darauf fiel. »Etwa drei Stunden«, sagte er und erhob sich. »Ich sorge dafür, dass die Kutsche bereitsteht.«
Sie berührte ihn am Arm, und er hielt inne. Selbstsicher machte sie eine dezente Handbewegung, und der Gardist, der der Tür am nächsten stand, verschwand. Sofort nahm ein anderer seinen Platz ein. Schoh, dachte ich, erfreut und bestürzt zugleich, weil sie so schnell begriffen hatte, wie man das machte.
»Also genug Zeit, um Prinz Garrett von seiner Heimreise zu unterrichten«, sagte sie. »Oder es zumindest zu versuchen.«
Kapitän Borlett trat von einem Fuß auf den anderen. »Madam, äh, Euer Hoheit?«, stammelte er. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, sollte ich lieber zu meinem Schiff zurückkehren, ehe meine Männer anfangen, die Schiffe in Brand zu stecken, an deren Masten meine Flagge hängt.«
Contessas Augen weiteten sich, und ich nickte hastig bei der Vorstellung, wie Haron den Befehl gab, brennendes Pech in alle Richtungen zu schleudern. »Aber natürlich«, sagte die Prinzessin und wies auf Kavenlow. »Mein Kanzler hier wird Euch die Mittel zur Verfügung stellen, die Ihr brauchen werdet, um Euer Schiff für seine neue Aufgabe auszustatten. Und willkommen im Palast, Kapitän Borlett.«
Die Augen des Kapitäns leuchteten in plötzlicher Gier auf. Er verneigte sich ungeschickt vor der Prinzessin und winkte Kavenlow zu sich heran. »Mir fehlt da wirklich so einiges«, sagte er.
Kavenlow warf mir einen gequälten Blick zu, folgte aber gehorsam Kapitän Borlett nach draußen. Der gedrungene Mann
Weitere Kostenlose Bücher