Topchter der Köingin Tess 1
hätte dich durchsucht.«
»Das dachte Kavenlow auch.«
Ich runzelte die Stirn und steckte das Messer in die breite Schärpe um meine Taille, wo es hingehörte. Es fühlte sich beruhigend an. »Deine Messer sind bei meiner ehemaligen Leibdienerin. Ich hole sie, sobald ich kann.«
»Das wäre sehr freundlich.«
Wir gingen weiter. Verwundert und zornig lief ich neben ihm her, Garrett ein Stück vor uns. Jeck holte tief Luft, als wir an einem Fenster vorübergingen, und blickte den Flur hinauf und hinunter. An beiden Enden waren Wachen postiert, aber sie befanden sich außer Hörweite. »Hat Kavenlow dir die … die Sache mit deinen Händen erklärt?«, fragte er, und ich fuhr zusammen, so sehr ärgerte mich sein plötzlicher Themenwechsel.
Ich schwieg und beobachtete Garrett besorgt, als der plötzlich mit weit aufgerissenen Augen stehen blieb. Jeck hielt ebenfalls an, und als Garrett weitergehen wollte, riss Jeck ihn zurück und stieß ihn grob gegen die Wand. Die Augen des jungen Prinzen wurden schmal, doch er wehrte sich nicht.
Stirnrunzelnd nahm Jeck seinen albernen Hut ab, und sein Blick huschte über meine Schulter hinweg zu den Wachen, die gehorsam außer Hörweite stehen blieben. »Es ist nur …« Er zögerte. »Ach, zur Hölle damit«, brummte er. Meine Augen weiteten sich, als er die freie Hand zur Faust ballte. Er holte aus und schlug sie Garrett mit einem leisen Ächzen ins Gesicht – eine Bewegung, so glatt und lieblich wie Honig.
Ich schnappte nach Luft. Der Prinz sah den Schlag kommen, hatte aber keine Zeit mehr auszuweichen.
Jecks Faust krachte gegen sein Kinn. Garretts Kopf flog nach hinten und knallte mit einem hohlen Schlag an die Wand. Entsetzt raffte ich meine Röcke und wich zurück, als der Prinz zusammensackte.
Jeck strahlte tiefe Befriedigung aus, als er die schmerzende Faust ausschüttelte. »Du ahnst ja nicht, wie lange ich mich schon danach gesehnt habe.«
Mein Blick richtete sich auf die Wachen, die auf uns zu rannten. »Ist schon gut«, rief ich, und sie zögerten. »Es geht schon wieder. Prinz Garrett fehlt nichts. Danke.« Unsicher blieben sie stehen. »Geht nur wieder zurück.«
Sie lachten und scherzten untereinander und nahmen schwatzend wieder respektvollen Abstand ein. Ich sah Jeck fest ins Gesicht, und in meinem Magen flatterte es vor Aufregung, während ich darauf wartete, zu erfahren, was Garrett offenbar keinesfalls hören durfte.
Jeck rieb sich die Hand und begegnete mit gesenktem Kopf unter seinem schwarzen Schopf hervor meinem Blick. »Tess, Kavenlow ist dein Meister. Es ist offensichtlich, dass du ihm am Herzen liegst. Aber er …« Er trat von einem Fuß auf den anderen und zog die Schultern an. »Hat er dir gesagt, weshalb deine Hände kribbeln?«, fragte er.
»Er …« Ich zögerte. »Er hat gesagt, dass ich von der Schwelle des Todes mit der Fähigkeit zurückgekehrt sei, zu heilen.«
Er nickte, und seine Anspannung ließ ein wenig nach. »Hat er dir auch gesagt, dass du mit diesen summenden Händen töten kannst?«
Ich wich einen Schritt zurück. Als Jeck mein erschrockenes Gesicht sah, nickte er, als hätte ich ihm etwas bestätigt. »Nein. Das hat er nicht«, sagte er.
»Warum erzählst du mir das?«, fragte ich mit weichen Knien und einem flauen Gefühl im Magen.
Er beugte sich vor, und in seinen braunen Augen lag eine gerissene Erwartung, die mich frösteln ließ. »Ich sage, Kavenlow ist dein Meister, aber dabei muss es ja nicht bleiben.«
Schockiert darüber, dass er es wagte, dieses Angebot zu wiederholen, wich ich zurück. »Kavenlow ist mein Lehrmeister. Ich mag jung sein, Hauptmann. Dumm bin ich nicht.«
Mit stolz gerecktem Kinn wandte ich mich ab und schnappte nach Luft, als er mich am Oberarm packte. »Warte«, forderte er.
Ich erstarrte vor Angst, als ich das leise Gleiten von Metall auf Leder hörte. Es kam nicht von Jeck, sondern von den Wachen am Ende des Flurs. Ich schluckte schwer, löste mich aus Jecks Griff und bedeutete den Wachen, auf ihren Posten zurückzukehren. Ich zitterte innerlich, aber wenn ich diese Unterhaltung schon führen musste, war ich froh, sie in der Nähe zu haben.
Jeck trat einen Schritt zurück und warf einen Blick zu den Wachen hinüber. »Tess, hör mir zu«, sagte er leise, während Garrett noch immer zusammengesunken zwischen uns an der Wand lehnte. »Du bist jung, und du strotzt nur so vor Talent. Ich verstehe sehr gut, warum Kavenlow dich als Schülerin ausgesucht hat. Aber mehr bist du nicht. Eine
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