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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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angetan war von diesem starken Arm.
    »Wir behalten diese Leute natürlich im Auge«, fuhr er fort. »Sie sind bei ihren Plänen auf jeden Fall auf Hilfe von außen angewiesen. Sie sagen, Harper hatte nicht nur Dollar, sondern auch westdeutsche DM und Schweizer Franken?«
    »Ja.«
    »Möglich, daß dies hier nur ein kleiner Teil eines viel größeren Planes ist. Wenn ja, dann steckt viel Geld dahinter. Dieser Harper hat es sich in jeder Hinsicht etwas kosten lassen, das Material durchzubringen. Vielleicht …«
    Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab. Es war sein Gespräch mit Istanbul. Er erstattete seinem Chef Bericht; soviel war leicht zu verstehen. Mein Name wurde mehrmals genannt. Danach hörte er meist zu, warf gelegentlich nur ein evet ein zum Zeichen, daß er verstand. Ich konnte das leise quakende Sprechgeräusch des anderen Teilnehmers hören. Endlich brach es ab. Tufan stellte noch eine Frage und bekam eine knappe Antwort. Das war alles. Tufan gab einen ehrerbietigen Ton von sich, legte auf und schaute zu mir herüber. »Schlechte Nachrichten für Sie, Simpson«, sagte er. »Der Direktor fühlt sich nicht in der Lage, Ihnen irgendwie zu helfen. Er betrachtet die Anschuldigungen gegen Sie als zu schwerwiegend.«
    Was sollte ich dazu sagen? Ich trank noch einen Raki , um meinen rebellischen Magen zu beruhigen.
    »Er ist der Meinung, daß Sie uns nicht ausreichend unterstützt haben. Ich konnte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen.«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    »Das ist nicht genug. Wir brauchen mehr. Über Harper, seine Mittelsmänner und Kontaktpersonen, über dieses Fräulein Lipp, den Bestimmungsort von Waffen und Munition, ihren Verwendungszweck.«
    »Die einzige Möglichkeit, zu derartigen Informationen zu kommen, wäre, als sei nichts geschehen, nach Istanbul zu fahren, ins Parkhotel zu gehen und darauf zu warten, bis jemand, wie vorgesehen, Kontakt mit mir aufnimmt.«
    Er sah mich lange an. »Mein Direktor hat Zweifel, ob wir Ihnen trauen können. Er denkt an Ihr Strafregister.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Angenommen, Sie warnen diese Leute. Vielleicht würden Sie eine Belohnung bekommen.«
    »Ich eine Belohnung?« Ich lachte laut auf. »Eine Belohnung, wenn ich ihnen sage, daß sie unter Beobachtung stehen? Meinen Sie das im Ernst? Sie sprachen von Leuten, die so eisern entschlossen sind, daß sie sogar ihr Leben aufs Spiel setzen. Angenommen, irgend jemand wird sich bei mir melden. Was kann ich tun? Ihm ›Fliehe, alles entdeckt‹ ins Ohr flüstern und erwarten, daß er mir ein Trinkgeld gibt, bevor er verschwindet? Seien Sie doch nicht lächerlich! Sie wüßten doch sofort, daß sie nicht weit kämen, weil Sie mich wieder aufgreifen und zum Reden bringen würden. Belohnung? Ich könnte von Glück sagen, wenn sie mich leben ließen.«
    Er lächelte. »Der Direktor fragte sich, ob Sie so viel Verstand hätten, das einzusehen.«
    Ich war viel zu wütend über das, was ich für seine Dummheit hielt, um ganz zu erfassen, was er damit gemeint hatte. Es war mir gleichgültig, ob er mich verstand oder nicht. Ich sagte: »Was haben Sie zu verlieren? Wenn ich morgen nicht in Istanbul bin, dann wissen diese Leute, daß etwas schiefgegangen ist. Sie haben nur ein paar Namen, mit denen Sie nichts anfangen können, ein paar Namen und einen gebrauchten Lincoln. Mich haben Sie natürlich auch, aber was ich weiß, wissen Sie bereits. Und Sie werden eine verdammt komische Figur abgeben, wenn Sie vor Gericht beweisen wollen, daß ich einen Ein-Mann-Staatsstreich plante. Ihr Direktor mag einer von den Feinen, Aufrechten, Ehrbaren sein, die glauben, jeder, der nicht zum Himmel stinkt vor purer Gesetzestreue, komme nicht in Betracht. Aber er müßte doch wissen, daß er mir trauen muß. Eine andere Möglichkeit hat er nicht.«
    Tufan nickte ruhig und schob die Rakiflasche etwas aus meiner Reichweite. Dann sagte er: »Das war in etwa auch die Meinung des Direktors.«

IV
    Ich wachte am nächsten Morgen in meinem Hotelzimmer mit einem Kater auf; und das nicht nur wegen des Raki . Auf Aufregungen reagiere ich immer so. Ein Wunder, daß ich überhaupt hatte schlafen können.
    Das »anständige Essen«, das Tufan bestellt hatte, war Joghurt – den ich verabscheue – und Schafskäse gewesen. Ich hatte nur etwas Brot gegessen, während Tufan telefonierte.
    Der Lincoln stand noch draußen beim Grenzposten in Karaagac. Tufan mußte den Kommandanten aus dem Bett holen lassen. Ein Fahrer

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