Topkapi
bewegte.
Er dachte einen Moment nach und nickte dann. »Möglich. Aber gehen wir weiter.« Er zitierte wieder aus seinen Papieren. »Sie sagten zum Kommandanten, Sie hätten den Verdacht gehegt, daß dieser Harper Rauschgiftschmuggler sei.«
»Ja, das stimmt.«
»Sie glaubten so fest daran, daß Sie kurz hinter Athen den Wagen durchsuchten?«
»Ja.«
»Aber Sie waren immer noch bereit, die Fahrt zu machen?«
»Ich bekam hundert Dollar.«
»War das der einzige Grund?«
»Der einzige.«
Er schüttelte den Kopf. »So kommen wir nicht weiter.«
»Aber ich sage die Wahrheit.«
Er nahm ein paar zusammengeheftete Blätter aus dem Umschlag. »Ihre Geschichte flößt nicht unbedingt Vertrauen ein.« Ich sagte nichts.
»Unser Dossier über Sie beginnt im Jahre siebenundfünfzig. Sie wurden auf Grund verschiedener Anschuldigungen verhaftet und in einem, allerdings geringfügigen Punkt der Anklage zu einer Geldstrafe verurteilt. Die anderen Anklagepunkte wurden aus Mangel an Beweisen fallengelassen.«
»Das hätte nie aktenkundig werden dürfen.«
Das ignorierte er. »Wir fragten bei Interpol nach, ob sie etwas über Sie wüßten. Sie wußten eine ganze Menge. Anscheinend waren Sie früher im Gaststättengewerbe.«
»Meine Mutter besaß ein Restaurant in Kairo. Ist das ein Verbrechen?«
»Betrug ist ein Verbrechen. Ihre Mutter war Teilhaberin eines Restaurants. Als sie starb, verkauften Sie es an einen Interessenten, der glaubte, es gehöre Ihnen ganz. Es gab aber noch zwei Teilhaber. Der Käufer verklagte Sie wegen Betrugs, zog aber seine Klage zurück, als die Polizei Ihnen die Möglichkeit gab, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.«
»Ich wußte nichts von der Existenz der anderen Teilhaber. Meine Mutter hatte mir nie gesagt, daß sie Anteile verkauft hatte.« Das entsprach der Wahrheit. Nur Mutter war für die Schwierigkeiten verantwortlich, in die ich geraten war.
»1931 stiegen Sie in einen kleinen Verlag in Kairo ein. Nach außen hin wurden ausländische Zeitschriften und Wochenzeitungen vertrieben. Das wirkliche Geschäft aber machten Sie mit der Herstellung von pornographischen Werken.«
»Das stimmt in keiner Weise.«
»Diese Information erhielt Interpol 1954 von Scotland Yard auf eine Anfrage der New Yorker Polizei. Scotland Yard muß Sie schon längere Zeit im Auge gehabt haben.«
Ich wußte, es würde mir nichts nützen, wenn ich wütend wurde. »Ich habe im Laufe der Jahre für eine ganze Anzahl von literarischen Magazinen als Herausgeber oder Autor gearbeitet«, sagte ich ruhig. »Manchmal mögen sie etwas gewagt gewesen sein, und verschiedene Zensurbehörden setzten sie auf den Index. Aber ich möchte Sie daran erinnern, daß Bücher wie Ulysses und Lady Chatterley , die einst von ebendiesen Behörden pornographisch oder obszön genannt wurden, jetzt als Kunstwerke gelten und in jeder Buchhandlung zu kaufen sind.«
Er blickte wieder in seine Papiere. »Im Januar fünfundfünfzig wurden Sie in London verhaftet. In Ihrem Besitz befanden sich Exemplare verschiedener obszöner und pornographischer Schriften, die Sie abzusetzen suchten. Darunter war ein Buch mit dem Titel Nur für Herren und ein monatlich erscheinendes Magazin namens Verzauberung , alle von Ihrem ägyptischen Verlag herausgegeben. Es wurde nach dem Paragraphen des britischen Gesetzes, der für solche Veröffentlichungen zuständig ist, Anklage erhoben, und gleichzeitig wurden Sie wegen Schmuggels angeklagt. Sie bekannten sich schuldig und wurden zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt.«
»Das war ein Fehlurteil.«
»Warum bekannten Sie sich dann schuldig?«
»Weil mein Rechtsanwalt mir dazu riet, genauer gesagt, der Inspektor von Scotland Yard. Er hatte mir so gut wie versprochen, daß ich mit einer Geldstrafe wegkommen würde, wenn ich mich schuldig bekannte.«
Einen Augenblick lang starrte er mich nachdenklich an, dann klappte er den Ordner zu. »Sie behaupten, Sie sagen die Wahrheit, aber wenn ich dieser Behauptung nachgehe, bekomme ich nur Gejammer und Proteste zu hören. Es interessiert mich nicht, wie Sie ihre Vergangenheit erklären und was für Illusionen Sie sich über Ihre Person machen. Wenn Sie mir in diesem Punkte nicht die Wahrheit sagen, dann kann ich Ihnen nichts glauben. Sie sind von den Briten erwischt worden, als Sie pornographische Schriften zu vertreiben suchten. Warum geben Sie das nicht zu? Wenn Sie mir jetzt sagen, daß Sie heute nachmittag nicht wußten, daß Sie Waffen und Munition schmuggelten,
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