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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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plötzlich auf, als hätte er meine Frage als Frechheit empfunden.
    Ich überlegte, was ich tun sollte. Auf keinen Fall das, was er mir gesagt hatte. Nur über den Wagen konnte ich mit den Leuten, an denen Tufan interessiert war, in Verbindung kommen. Wenn ich ihn mir so einfach abnehmen ließ, war ich aller meiner Trümpfe beraubt. Auch wenn ich nicht in Tufans Diensten gestanden wäre, hätte ich mich geweigert. Harper hatte mir das Geld und meinen Brief versprochen, sobald der Job erledigt war. Er mußte diese Bedingungen erfüllen, ehe ich den Wagen aus der Hand gab. Darüber mußte er sich auch klar gewesen sein. Nach dem, was in Athen passiert war, konnte er kaum glauben, daß ich mich auf seine Anständigkeit verließ. Und was war mit dem Gerede, daß ich für Miss Lipp fahren sollte, solange sie in der Türkei war?
    Ich versteckte das Carnet unter einer Lage Schrankpapier auf meinem Kleiderschrank und ging los. Ich brauchte etwa zehn Minuten zu Fuß bis zum Hilton.
    Ich ging mit raschen Schritten auf den Parkplatz zu und schwenkte die Schlüssel in meiner Hand. Ich nahm an, daß entweder der Mann, der angerufen hatte, oder jemand in seinem Auftrag auf die Ankunft des Lincoln warten würde.
    In Istanbul ist es nicht ratsam, auch nur den armseligsten Wagen unverschlossen und ohne Aufsicht für längere Zeit stehen zu lassen.
    Ich entdeckte ihn augenblicklich. Er stand am äußersten Ende der Zufahrt zum Hilton, rauchte eine Zigarette und starrte vor sich hin. Da ich ihn Tufan beschreiben mußte, sah ich ihn mir genau an. Er war etwa fünfundvierzig, untersetzt, mit einem Brustumfang wie ein Kleiderschrank und einem krausen grauen Haarschopf über einem schwammigen braunen Gesicht. Auch seine Augen waren braun. Er trug einen dünnen hellgrauen Anzug, gelbe Socken und Ledersandalen mit Riemen. Größe etwa ein Meter achtundsiebzig.
    Ich ging über den ganzen Parkplatz, um mich zu überzeugen, daß er der einzige war, der herumstand, ging auf der anderen Seite hinaus und kam auf der Straße zurück, um ihn mir noch einmal anzusehen.
    Er blickte auf die Uhr. Der Wagen hätte dort sein müssen, wenn ich die Anweisungen befolgt hätte.
    Ich ging direkt zum Parkhotel zurück. Als ich die Tür zu meinem Zimmer aufschloß, hörte ich drin das Telefon klingeln.
    Wieder die gleiche Stimme, diesmal aber sehr schroff.
    »Simpson? Wie ich höre, ist der Wagen noch nicht abgeliefert. Was tun Sie?«
    »Wer spricht?«
    »Der Freund von Miss Lipp. Beantworten Sie meine Frage. Wo ist der Wagen?«
    »Der Wagen ist in Sicherheit und wird dort bleiben.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Das Carnet ist im Hotelsafe, und der Wagen steht in einer Garage. Daran wird sich nichts ändern, bis ich ihn Mr. Harper oder jemandem mit einer Vollmacht von ihm übergebe.«
    »Der Wagen ist das Eigentum von Miss Lipp.«
    »Das Carnet ist auf den Namen von Miss Lipp ausgestellt«, sagte ich; »aber der Wagen wurde mir von Mr. Harper übergeben. Ich bin dafür verantwortlich. Ich kenne Miss Lipp nur dem Namen nach. Sie kenne ich nicht einmal dem Namen nach. Verstehen Sie die Schwierigkeit?«
    »Warten Sie.«
    Ich hörte, wie er sich an einen anderen wandte: »Il dit que …« Und dann hielt er die Hand über die Muschel.
    Ich wartete. Ein paar Sekunden später sprach er wieder. »Ich komme in Ihr Hotel. Bleiben Sie dort.« Ohne auf meine Zustimmung zu warten, hängte er ein.
    Ich ging ins Foyer hinauf und sagte dem Mann an der Anmeldung, ich sei auf der Terrasse, wenn jemand nach mir frage. Ich fand noch einen Tisch und bestellte einen Drink. Ich war durchaus bereit, den Kontakt herzustellen; aber der Mann am Telefon hatte mir nicht gefallen; ich zog es vor, ihm nicht allein in meinem Zimmer, sondern lieber hier entgegenzutreten.
    Ich hatte dem Ober meinen Namen genannt. Nach etwa zwanzig Minuten sah ich, wie er einem hochgewachsenen, leichenblassen Mann mit einem schmalen, völlig kahlen Schädel und großen, abstehenden Ohren meinen Tisch zeigte. Der Mann kam auf mich zu. Er trug ein braun- und elfenbeingestreiftes Sporthemd und dunkelbraune Leinenhosen. Er hatte eine lange, verdrießliche Oberlippe und hängende Mundwinkel.
    »Simpson?«
    »Ja.«
    Er setzte sich mir gegenüber. Braune Augen, ein Goldzahn am Unterkiefer links, goldener Onyx-Siegelring am kleinen Finger der linken Hand; ich notierte mir das im Geiste.
    »Wer sind Sie?« fragte ich.
    »Mein Name ist Fischer.«
    »Wollen Sie etwas trinken, Mr. Fischer?«
    »Nein. Ich möchte dieses

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