TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
dass sie sich diese Fragen überhaupt stellte.
„Was ist?“, fragte Tom, der sie aufmerksam beobachtet hatte. „Denkst du wieder an Phoebe?“
„Nein, ausnahmsweise nicht. Sag mal, hat Cassidy sich gemeldet?“
„Nein. Aber Rip.“
„Rip? Der hat Nerven! Was wollte er?“
„Keine Ahnung. Er hat aufgelegt, als er meine Stimme gehört hat.“
„So ein Feigling!“ Zoe starrte vor sich hin. „Weißt du was … Es tut gar nicht weh. Ich meine, dass Rip mit Jackie fremdgegangen ist. Im ersten Moment war ich geschockt, als ich sie zusammen gesehen habe. Dann war ich gekränkt und enttäuscht.“
Sie senkte den Blick. „Und das bin ich auch noch. Aber ich habe keinen Liebeskummer. Vielmehr finde ich die Sache grotesk – und peinlich. Das sah so daneben aus …“
Tapfer sah sie ihn an. „Wenn ich es mir genau überlege, haben Rip und Jackie einander wohl verdient. Für beide zählen nur Medienrummel und Geld. Für mich ist das nicht das Wichtigste auf der Welt. Ich meine, natürlich schmeichelt es mir, wenn ich mein Gesicht auf dem Cover der Vogue sehe. Und es ist super, dass ich als Model viel Geld verdiene, weil meine Mom und ich keine finanziellen Sorgen mehr haben. Anfangs fand ich auch noch die Partys und die VIPs toll. Aber wenn man die meisten Promis privat kennenlernt, entpuppen sich viele als langweilig. Und die Partys sind nur dazu da, um gesehen zu werden.“
„Wie alt bist du? 19 oder 49?“, fragte Tom herausfordernd. „Pass auf, dieser Job lässt dich um Jahre altern. Du klingst schon richtig weise … wie eine alte Lady.“ Er lächelte sie an. Dann zog er ihr spielerisch an einer ihrer Haarsträhnen. „Es ist gut, dass du das Showbiz nüchtern siehst und dich nicht vereinnahmen lässt. Die Branche ist ja auch nicht mehr als eine Seifenblase. Wenn sie zerplatzt, bleibt nichts übrig … außer Schleim.“
Er drückte ihr zärtlich einen Kuss auf die Stirn. „Du bist klug. Du wirst diesen Albtraum überstehen.“
„Hoffentlich.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie.
In diesem Moment hörte Zoe ihr Handy vibrieren.
Tom holte das Telefon aus dem Wohnzimmer und reichte es ihr.
Ohne zu zögern, las Zoe die SMS, die sie von Cassidy erhalten hatte. Er schrieb: „Arme Zoe! Tut mir echt leid, solche schrecklichen Nachrichten zu hören. Bin jederzeit für dich da.“
Zoe starrte auf die kurzen Zeilen. Sie fragte sich, ob er ernst meinte, was er geschrieben hatte. Immerhin schwebte sie in Lebensgefahr, und ihr Exfreund nahm sich nicht einmal die Zeit, sie anzurufen.
Müde ließ Zoe das Handy sinken und ließ sich wieder auf die Kissen fallen.
Ihre freien Tage verbrachte Zoe im Bett. Sie sah viel fern, allerdings keine Nachrichtensendungen mehr. Denn die Presse schlachtete den Mord an Phoebe sensationslüstern aus. Sicher nicht zuletzt, weil Phoebe in unmittelbarer Nähe von Hollywood-Stars gestorben war. Brad und einige andere zeigten sich von der Tat erschüttert und schickten Beileidsbekundungen an Phoebes Eltern.
Zum Glück war noch nicht durchgesickert, dass der Mordanschlag eigentlich Zoe gegolten hatte. Dafür hatte Detective Abraham gesorgt. Auch lag noch kein Obduktionsergebnis von Phoebes Leiche vor. In Ermangelung echter Fakten spekulierten die Reporter darüber, warum ein schönes, erfolgreiches Model sterben musste. Dabei ging die Fantasie mit ihnen durch. Von Liebeskrieg, Drogensucht und Sex-Exzessen war die Rede. Und Phoebe wurde als zügelloser Koksvamp verunglimpft.
Zoe widerte die Berichterstattung an, und sie wünschte, der Stalker wäre statt auf sie auf die verleumderischen Schreiberlinge fixiert. Sie zog sich zurück, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden und Kraft zu sammeln.
Sie telefonierte oft mit ihrer Mom und Jason. Doch die meiste Zeit unterhielt sie sich mit Tom. Mit der Zeit fand sie, dass er der interessanteste Mann war, den sie je kennengelernt hatte. Er war zielstrebig, charakterstark, für ihn gab es kein Vielleicht, sondern nur Ja oder Nein. Er war witzig und schaffte es, sie selbst aus dem finstersten Tief herauszuholen. Wenn sie um Phoebe trauerte und weinte, war Tom an ihrer Seite, hielt ihre Hand und trocknete ihre Tränen.
Während dieser Zeit dachte sie selten an Rip – und wenn, dann war sie wütend. Allerdings in erster Linie auf sich, weil sie auf einen Menschen wie ihn hereingefallen war.
Natürlich rief Rip nicht wieder an. Er verklagte Tom auch nicht wegen Körperverletzung. Zumindest darüber war Zoe erleichtert. Denn sie
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