TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
wollte auf keinen Fall, dass Tom ihretwegen Schwierigkeiten bekam. Schließlich war er inzwischen ein wahrer Freund für sie geworden, auf den sie sich in ihren dunkelsten Stunden verlassen konnte.
David meldete sich überraschenderweise gar nicht. Dafür stand er am zehnten Tag mit einem Blumenstrauß vor ihrer Tür.
„Zoe, Liebes, wie geht es dir?“ Er küsste sie rechts und links auf die Wangen und machte ein betrübtes Gesicht.
Zoe freute sich über seinen Besuch und bot ihm an, sich auf ihr Sofa zu setzen.
Höflich erkundigte er sich nach ihrer Mom und erzählte dann, dass er mit Phoebes Eltern gesprochen hatte. Die Beisetzung sollte im Familienkreis in ihrem Heimatstädtchen Petal stattfinden.
„Ich habe gefragt, ob du kommen darfst“, meinte er zu Zoe. „Aber das haben sie abgelehnt. Ihr Vater hat wortwörtlich zu mir gesagt, er und seine Frau gäben der ‚verteufelten Modebranche und ihren Jüngern‘ die Schuld an Phoebes Tod. Was kann man dazu sagen?“ David zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid, dass du nicht mehr von ihr Abschied nehmen kannst.“
„Phoebe wusste, wie gern ich sie hatte“, erwiderte Zoe. „Ich muss nicht dabei sein. Aber danke, dass du es versucht hast.“
„Ist doch selbstverständlich.“ David winkte ab. „Äh … Schatz, ich habe auch noch ein Anliegen.“ Er lächelte unsicher, als wüsste er, dass er mit dem nächsten Satz Zoes Unmut auf sich ziehen würde. „Armani und Marc Jacobs fragen nach dir. Sie wollen dich unbedingt bei ihren nächsten Schauen dabeihaben. Glaubst du, du fühlst dich in der Lage dazu? Wenn es bei deiner Entscheidung hilft: Es geht nach Europa. Mailand und Paris erwarten dich!“
Zoe sah ihn mit leerem Blick an. Noch vor wenigen Wochen – ach was, vor wenigen Tagen – hätte sie sich über dieses Angebot gefreut. Europa, Paris, Mailand. Jetzt seufzte Zoe nur müde. Sie fühlte sich ausgebrannt.
„Der Stalker wird dir bestimmt nicht über den großen Teich folgen“, fügte David hoffnungsvoll hinzu.
„Ich überlege es mir“, antwortete Zoe langsam.
„Gut. Das ist gut“, erwiderte David. Aber sie sah ihm an, dass er mit einer Zusage gerechnet hatte und eine bekommen wollte, bevor er das Apartment verließ. „Natürlich spreche ich … sprechen du und ich … deine Reise nach Europa mit Detective Abraham ab. Und selbstverständlich begleitet Tom uns. Wenn es sein muss, nehmen wir auch noch einen New Yorker Polizisten als Schutz für dich mit“, ergänzte er unterwürfig.
„Ich überlege es mir“, wiederholte Zoe und dachte: David versucht mal wieder, mich unter Druck zu setzen.
„Ich will dich zu nichts drängen. Aber jeder von uns hat Verpflichtungen. Ich … du … ‚Model Inc.‘ muss im Geschäft bleiben. Mit Phoebes Tod habe ich eins meiner vielversprechendsten Mädchen verloren. Bleiben nur noch Jackie und du.“
„Dann nimm Jackie mit nach Europa. Sie brennt doch nur darauf.“
„Ach, Jackie! Sie feiert zu viel und ist eine Skandalmaus!“
„Du sagst doch immer: Auch schlechte Presse ist gute Presse“, konterte Zoe.
„Du weißt genau, dass alle dich wollen und nicht Jackie! Nun halte mich nicht länger hin!“ David presste die Lippen aufeinander und ballte die Fäuste. „Meine Agentur steht auf dem Spiel.“
„Stopp!“ Tom hob die Hand und stellte sich vor Zoe und David. „Genug Drama, Mister Calhourn, Sie werden kaum pleitegehen, wenn Zoe nicht an den Pariser und Mailänder Modeschauen teilnimmt.“
„Was weißt du schon!“, entgegnete David, wagte aber keinen weiteren Widerspruch. Toms beeindruckender Körperbau schüchterte ihn offensichtlich ein.
„Zoe ruft Sie an“, meinte Tom freundlich und reichte David seinen Mantel. „Ich begleite Sie noch zum Ausgang. Es war sehr nett, dass Sie vorbeigekommen sind.“
„Du … äh … Sie bekommen von mir Ihren Gehaltscheck, Tom!“, protestierte David aufgebracht.
„Wenn du ihn nicht weiter bezahlen willst, übernehme ich das“, rief Zoe ihrem Boss amüsiert zu. Tom hatte David schachmatt gesetzt und sich mal wieder auf ihre Seite gestellt.
Nachdenklich betrachtete sie Toms durchtrainierte Figur und sein maskulines Profil. Er sah zehnmal besser aus als Rip oder Cassidy. Sie wusste, dass er keine Freundin hatte. Er hatte in einem ihrer Gespräche erwähnt, dass er seit fast zwei Jahren als Single lebte. Wie es wohl war, mit ihm zusammen zu sein? Während Cassidy ihr erster Versuch gewesen war, und sie mit Rip nur Sex verband, konnte Zoe
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