TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
kaum geschlafen, sondern in Toms Armen geweint. Erst in den frühen Morgenstunden war sie eingenickt. Jetzt musste es weit nach Mittag sein, so hell wie die Sonne in ihr Apartment schien. „Wie spät ist es?“
„Viertel nach zwei.“
„Oh Gott! Ich bin zu spät. Ich muss zum Shooting!“ Sie stellte die Kaffeetasse mit Schwung auf den Nachttisch, sodass die heiße Flüssigkeit überschwappte, warf die Bettdecke zurück und schwang die Beine über den Bettrand.
„Sch … sch …“ Mit sanfter Gewalt zwang Tom sie zurück auf das Bett. „Dein Boss hat angerufen und Bescheid gegeben, dass er deine Termine für die nächsten zehn Tage abgesagt hat.“
„Freiwillig?“ Sie sah Tom staunend an.
„Na ja, so wie ich ihn verstanden habe, hat Detective Abraham ihm die Mitschuld an Phoebes Tod gegeben, weil er trotz des Säureanschlags deine anderen Auftritte nicht abgesagt hat. Ich vermute, das hat David zu denken gegeben. Er klang eingeschüchtert. Außerdem schien er wegen Phoebe sehr betroffen zu sein. Allerdings konnte er sich nicht verkneifen zu sagen, dass ihr Tod nicht nur privat, sondern auch geschäftlich ein großer Verlust sei.“
„David kann es nicht lassen! Er ist so ein unsensibler Holzkopf!“ Zoe kämpfte mit den Tränen.
„Nicht weinen!“ Tom nahm sie in den Arm. „David Calhourn bekommt eines Tages auch noch einen Denkzettel. Übrigens lässt Detective Abraham dir über David ausrichten, dass er dir Personenschutz anbietet.“
„Hm, ich weiß nicht“, murmelte Zoe. „Ich möchte keinen Fremden um mich haben. Ich will lieber, dass du bei mir bleibst.“
„Bist du sicher? Gestern habe ich kläglich versagt.“
„Hast du nicht. Oder muss ein Bodyguard auch Vorkoster sein?“ Sie schluckte. „Entschuldige, das war nicht witzig.“
Tom zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte Zoe die Tränen von den Wangen. „Apropos Essen: Hast du Hunger?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Dann hole ich dir einen neuen Kaffee.“
„Nein, ich trinke den hier. Der Rest reicht, um die Kopfschmerztablette herunterzuspülen.“
„Brauchst du ein Beruhigungsmittel?“
„Auf keinen Fall. Ich halte nichts davon, den Schmerz zu betäuben. Dann kommt er später genauso heftig wieder.“
Tom lächelte sie an. „Du bist sehr mutig und sehr stark.“
„Das finde ich überhaupt nicht. Gestern Abend stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“ Sie dachte an Phoebes grausamen Tod und Rips Betrug … Was danach geschehen war, war wie ein Nebel an ihr vorbeigezogen. Am liebsten wäre Zoe aus dem Kino nach Hause geflüchtet, aber sie hatte auf die Polizei warten müssen. Detective Abraham und die Beamten vom New York Police Department waren binnen einer Viertelstunde dort gewesen. Der Tatort war gesichert worden, Phoebes Leiche war in die Gerichtsmedizin gebracht worden. Keiner der Gäste hatte das Kino verlassen dürfen. Sogar Brad war befragt worden, weil er als Letzter mit Phoebe gesprochen hatte.
Detective Abraham bat Zoe um die Telefonnummern und Adressen ihrer Freunde und Verwandten in Barstow. Bisher hatte er nur ihre New Yorker Verbindungen überprüft. Aber für ihn war jeder verdächtig und glaubte, dass der Stalker Zoe vielleicht über Dritte kannte oder Helfer aus Zoes großem Bekanntenkreis hatte.
Zoe rief noch in der Nacht ihre Mutter und ihre Freunde an, damit sie sich keine Sorgen um sie machten und nicht allzu schockiert waren, wenn die Polizei sie kontaktierte. Ihre Mom und Jason baten sie, sofort nach Hause zu kommen. Jason bot sogar an, nach New York zu fahren und sie abzuholen.
Megan reagierte seltsam. Erst schien sie sehr betroffen zu sein und um Zoes Leben zu fürchten. Dann meinte sie aber: „Ach, das wird schon gut gehen. Jemand wie du wird doch bevorzugt behandelt – auch von den Cops.“
Zoe war so perplex und verletzt, dass ihr keine passende Antwort einfiel. Abrupt beendete sie das Telefonat.
Cassidy erreichte sie nicht. Sein Handy war ausgeschaltet, deshalb hinterließ sie ihm eine Nachricht und bat, sie umgehend zurückzurufen. Doch nachdem Megan bereits so abweisend gewesen war, ging Zoe davon aus, dass Cassidy sie nicht zurückrief. Vermutlich waren beide böse auf sie. Cassidy, weil er Zoe verdächtigte, seinen Einstieg in Rips Band verhindert zu haben. Und Megan, weil Zoe sie an keinen Modelagenten vermittelt hatte.
Sollten ihre Freunde sie aus Neid fallen lassen? Vor allem zu einem Zeitpunkt, da ihr Leben bedroht wurde? Zoe konnte nicht fassen,
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