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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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galt ganz allein mir, Stick und dem Rest unserer kleinen Schar. Sie waren meine Familie, so seltsam das auch sein mochte. Ich konnte mich nicht um die Nöte jedes einzelnen Saumbewohners kümmern. Nein danke, ich hatte selbst genug um die Ohren.
    »Vielleicht …« Stick zögerte. »Vielleicht ist sie jetzt ja … glücklicher«, fuhr er schließlich fort. »Vielleicht ist es etwas Gutes, in die Innere Stadt verschleppt zu werden. Die Vampire werden sich dort besser um sie kümmern, meinst du nicht?«
    Ich verzichtete auf ein abfälliges Schnauben. Sie sind Vampire, Stick , wollte ich sagen. Monster. Sie sehen in uns nur zwei Dinge: Sklaven und Nahrung. Blutsauger bringen nie etwas Gutes, das weißt du doch.
    Aber wenn ich Stick das sagte, würde er sich nur noch mehr aufregen, also tat ich so, als hätte ich nicht zugehört. »Wo sind die anderen?«, fragte ich, während wir uns einen Weg zwischen Mauerbrocken und Glasscherben hindurch bahnten. Missmutig stapfte Stick hinter mir den Gang entlang, schlurfte mit den Füßen und kickte bei jedem Schritt kleine Steine und Putzbrocken vor sich her. Ich hatte Lust, ihm eine runterzuhauen. Marc war ein anständiger Kerl; obwohl er registriert war, behandelte er uns Unregistrierte nicht wie Ungeziefer, sondern unterhielt sich sogar manchmal mit uns, wenn er seine Runden an der Mauer drehte. Außerdem wusste ich, dass Stick etwas für Gracie empfand, auch wenn er in dieser Hinsicht niemals etwas unternehmen würde. Schließlich war ich diejenige, die ihr Essen mit ihm teilte, weil er normalerweise zu feige war, um selbst plündern zu gehen. Undankbarer kleiner Scheißer! Ich konnte mich nicht um alle kümmern, und das wusste er ganz genau.
    »Lucas ist noch nicht zurück«, murmelte Stick schließlich, als wir mein Zimmer erreichten, einen der vielen leeren Räume in diesem Gang. Im Laufe der Jahre hatte ich es so gut wie möglich hergerichtet. Die zerbrochenen Fensterscheiben waren mit Plastiktüten abgedeckt, um Regen und Feuchtigkeit draußen zu halten. In einer Ecke lag eine alte Matratze, darauf meine Decke und mein Kissen. Es war mir sogar gelungen, einen Klapptisch, ein paar Stühle und ein Plastikregal aufzutreiben, auf dem dies und das aufgereiht war, diverse Kleinigkeiten, die ich gerne behalten wollte. Ich hatte mir eine gemütliche kleine Höhle eingerichtet. Aber das Beste daran war, dass sich meine Tür noch immer von innen abschließen ließ, sodass ich etwas Privatsphäre haben konnte, wann immer mir danach war.
    »Was ist mit Rat?«, fragte ich und öffnete die Zimmertür.
    Das Quietschen der Tür scheuchte einen drahtigen Jungen mit strähnigen braunen Haaren auf, der bei dem Geräusch erschrocken herumfuhr und die dunklen Knopfaugen aufriss. Er war älter als Stick und ich, hatte ein kantiges Gesicht und einen Schneidezahn, der wie ein Fangzahn aus seinem Mund hervorragte und es so aussehen ließ, als würde er ständig höhnisch grinsen.
    Rat fluchte, als er mich sah, was mich sofort auf hundert achtzig brachte. Das war mein Zimmer, mein Territorium. Er hatte kein Recht, hier zu sein. »Rat.« Mit einem wütenden Fauchen stürmte ich in den Raum. »Was schnüffelst du in meinem Zimmer herum? Suchst du nach Sachen, die du klauen kannst?«
    Als Rat den Arm hob, wurde mir übel. In seiner schmutzigen Hand hielt er ein altes Buch mit vergilbten, zerknitterten Seiten, dessen Deckel schon halb abgefallen war. Ich erkannte es sofort. Es handelte sich um eine erfundene Geschichte, ein fantastisches Abenteuer von vier Kindern, die durch einen magischen Kleiderschrank in eine seltsame, neue Welt gelangten. Ich hatte sie öfter gelesen, als ich zählen konnte, und auch wenn die Vorstellung eines magischen Landes mit freundlichen, sprechenden Tieren mir lediglich ein müdes Lächeln entlockte, so wünschte ich mir hin und wieder klammheimlich so eine verborgene Tür, die uns alle von hier fortbringen würde.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Rat, während er das Buch hochhielt. Da ich ihn auf frischer Tat ertappt hatte, ging er sofort in die Offensive. »Bücher? Warum sammelst du denn so einen Schrott? Als ob du überhaupt lesen könntest!« Er schnaubte abfällig und schleuderte das Buch auf den Boden. »Ist dir eigentlich klar, was die Vampire mit uns machen, wenn sie das rausfinden? Weiß Lucas von deiner kleinen Müllsammlung hier?«
    »Das geht dich gar nichts an«, fauchte ich und ging drohend auf ihn zu. »Das ist mein Zimmer, und hier kann ich

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