Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
berühren und niemand blickte ihm in die Augen. Es war, als hätte er aufgehört zu existieren.
Er wollte in eine Bar in der Bute Street, denn er war sich absolut sicher, dass sie ihm immer weiter Drinks servieren würden, bis er vollkommen fertig war. Er begann mit Bier und einem Whisky obendrauf, weil er wusste, dass das schnell und effektiv war. Während er trank, versuchte er alle bewussten Gedanken von sich abfallen zu lassen. Gefühle übermannten ihn und schwanden wieder. Die einzigen Dinge, die jetzt eine Rolle spielten, waren der rauchige Geschmack des Whiskys und das kühle Bier, das seinen Hals hinunterfloss.
Als er merkte, dass er nicht mehr wusste, wie viel er getrunken hatte, ging er in eine andere Bar und dann in noch eine. Überall um ihn herum gabelten sich die Leute gegenseitig zu flüchtigem Sex auf oder begannen sich zu streiten. Niemand versuchte ihn anzusprechen. Es lag etwas Totes in seinen Augen oder in seiner Seele, das sie abschreckte. Das Leben verrann einfach so um ihn herum.
Irgendwann ging er dann doch zurück. Wo sollte er schon hin?
Die Basis war ungewöhnlich leer, daher steuerte Owen direkt auf den Autopsiesaal zu.
Ianto stand davor und schaute nervös um die Ecke.
„Wo sind denn alle?“, fragte Owen.
„Gwen ist zu ihrem Freund gegangen“, antwortete Ianto. „Jack hat gesagt, wenn sie ihn davon überzeugen kann, die ‚Stopp‘-Pille zu nehmen, lässt er es ihr durchgehen. Jack und Tosh suchen nach Doktor Scotus und ich verbringe mein Leben zwischen hier und den Zellen.“
„Und was machst du?“
„Ich beobachte, wie sich die Kreatur Paul entwickelt, und ich sehe nach Lucy Sobel. Die Dinge, die eigentlich deine Aufgabe wären.“
Owen hätte Ianto am liebsten eine reingehauen. „Was ist denn los?“, fragte er stattdessen. „Warum drückst du dich hier draußen rum?“
„Äh, wir hatten ein kleines Problem mit Paul“, sagte Ianto. „Ich glaube, wir haben die Nährlösung vielleicht etwas zu schnell hineintropfen lassen. Er scheint zu viel in zu kurzer Zeit absorbiert zu haben.“
Owen schob ihn aus dem Weg und schaute in den Saal.
Der Autopsiesaal sah noch so aus, wie Owen ihn verlassen hatte, abgesehen von der Tatsache, dass das Paul-Glas umgekippt und in tausend Scherben zerbrochen war.
Paul saß nun auf dem Autopsietisch und er war kein Wurm mehr. Er hatte jetzt ungefähr die Größe einer Ratte, aber noch immer einen langen schwarzen Körper mit blauen Streifen, der sich an beiden Enden zu einer bösartig wirkenden Spitze verengte. Zwei hauchdünne Flügel, die aus seiner Körpermitte herausgewachsen waren, schlugen in der Luft.
„Verfluchte Scheiße“, sagte Owen. „Das ist Paul McCartney mit Flügeln!“
Das SUV glitt wie ein schwarzer Geist durch die Straßen von Cardiff, während sich in dessen polierter Oberfläche die Autos und Gebäude spiegelten, an denen es vorbeirauschte. Ab und zu, wenn Jack um die Ecke eines verspiegelten Bürogebäudes lenkte, konnte Toshiko aus dem Fenster einen Korridor von vervielfachten Spiegelbildern erkennen, der sich bis in die Unendlichkeit erstreckte. Die Spiegel spiegelten sich in sich selbst.
So wie Jack fuhr, während sie das Gerät hielt, begann Toshiko sich zu wünschen, dass sie nicht mit ihrer großen Idee aufgetrumpft hätte.
„Wie geht es dir?“, brüllte Jack nach hinten.
„Ich fühle mich unwohl“, rief sie, um das Motorengeräusch zu übertönen. „Und müde. Und beschwingt. Und gelangweilt.“
„Aber nicht hungrig?“
„Nicht mehr als sonst.“
Sie nahm die Karte von ihrem Schoß und hob das außerirdische Gerät etwas höher, um damit mehr oder weniger gerade aus dem Fenster zu zielen. Es handelte sich dabei um das außerirdische Gerät, das sie in dem Nachtclub gefunden hatten. Es schien bereits Wochen her zu sein, seit sie Craig Sutherlands Leiche umgedreht und es dort liegen gesehen hatte, doch tatsächlich war es erst vier oder fünf Tage her. Alles ging so schnell.
Ein Gefühl unterdrückter sexueller Begierde durchfuhr sie wie ein Blitz, und ihr Herz fühlte sich an, als wolle es zerspringen. Dann war es fort und sie schauderte und fühlte nur noch Leere. Sie stöhnte.
„Okay?“
„Es ist … schwierig. So viele Gefühle.“
„Ich weiß. Aber wir müssen weitermachen, Tosh.“
„Ja, müssen wir.“
Toshiko hatte das Gerät so gut sie konnte darauf eingestellt, dass es entfernte Gefühle verstärkte und zu ihr weiterleitete. Das Problem war, dass sie auf der Fahrt durch
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