Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
über die Augen.
Owen sank auf die Knie. Die Blisterpackung rutschte ihm aus den Fingern. Er fühlte sich, als wäre mitten in seinem Leib eine tiefe Kluft aufgerissen, ein Abgrund, in den sein Herz hineinstürzte. „Owen“, ertönte Jacks Stimme hinter ihm. Starke Hände umfassten seine Schultern und drehten ihn, bis er direkt in Jacks Augen sah. Jack kniete neben ihm, ebenso Gwen. „Owen, ich werde dich in Zukunft wieder darum bitten, Dinge zu tun, die dir schwerfallen. Was jetzt kommt, ist nicht das Schwerste, noch nicht einmal annähernd, obwohl es dir so vorkommen wird. Owen, ich möchte, dass du Mariannes Körper so schnell es geht aufschneidest und dieses Ding aus ihr herausholst. Es ist vielleicht noch am Leben, und wir müssen so viel wie möglich darüber herausfinden. Ich werde dich nicht bitten, es mir zuliebe zu tun, denn du wirst es auf jeden Fall tun. Verstehst du? Du
wirst
es tun.“
Owen nickte finster. Natürlich würde er es tun. Was konnte er sonst noch machen? Er war mal Arzt gewesen. Er hatte Menschen geheilt. Nun … nun konnte er nicht einmal sich selbst heilen, geschweige denn jemand anders.
Während Gwen ging, um eine Bahre zu holen, öffnete Jack die Zellentür. Er hatte seinen Webley im Anschlag, für den Fall, dass das Wesen …
Wie hatte er es gleich getauft? Paul? Falls das Wesen einen Ausbruchsversuch aus seinem Käfig aus totem Fleisch wagen würde, in dem es nun festsaß.
Owen sah einfach nur zu. Er kniete immer noch auf dem Boden, während die beiden anderen Mariannes rechten Arm von der Fessel an der Wand lösten. Sie legten ihre Leiche auf die Bahre, machten ihren rechten Arm los und legten ihn neben sie. Sein Herz sank in einen bodenlosen Abgrund mitten in seinem Körper. Er fühlte gar nichts. Es gab nichts mehr zu fühlen.
Dann lag Mariannes Leiche auf dem Autopsietisch aus Metall. Gwen und Jack sahen schweigend von der Galerie aus zu, wie er ihr vorsichtig die Kleider vom Körper schnitt. Er erinnerte sich dunkel, wie gern er sie nackt gesehen hätte, doch nun turnte ihn der Anblick ihres Körpers nicht mehr an. Das war nicht mehr Marianne. Mariannes Wesen hatte sich in der Art gezeigt, wie sie sich gab, wie sie ihren Kopf neigte, wie ihre Augen von Leben erfüllt waren, wenn sie über ihre liebsten Dinge sprach – das war Marianne gewesen. Und die gab es nicht mehr.
Mechanisch machte Owen einen tiefen V-förmigen Einschnitt von der Schulter über den Schwertfortsatz des Brustbeins bis zur abgefressenen Schulter. Am Schwertfortsatz setzte er dann erneut das Skalpell an und machte einen zweiten Schnitt bis in die Leistengegend, bei dem er Muskeln und gelbes Körperfett zerteilte. Aus den Einschnitten quoll verdicktes Blut hervor. Mit den Händen zog er die Schnittkanten auseinander und legte die inneren Organe frei. Normalerweise würde er nun Rippen und Knorpel zerschneiden, um Herz, Lungen und Luftröhre offenzulegen, aber er machte keine Autopsie – er suchte nach einer ganz bestimmten Sache.
Er sah zur Galerie hinauf. Ianto und Toshiko hatten sich zu Gwen und Jack gesellt und verfolgten seine Handbewegungen mit ernsten Mienen. Tosh drückte einen Knopf auf ihrer Fernbedienung, und das Bild von Mariannes Torso, das der Scanner generiert hatte, erschien auf dem HD-Bildschirm über dem Autopsietisch. Die verschiedenen Farben ließen nun ahnen, wo die Kreatur sich befand, oder sich zumindest befunden hatte. Owen tastete Mariannes Zwölffingerdarm ab und fand schnell das richtige Stück. Er konnte darin etwas erfühlen, das härter war als vorverdautes Essen. Es schien sich leicht unter seinen Fingern zu bewegen. Er streckte die Hand nach seinem Tablett aus und nahm ein paar Klammern, mit denen er die Enden des Organs vor und hinter der Kreatur sicherte. Ein paar Bewegungen des Skalpells und er hatte die gesamte Sektion abgetrennt. Es handelte sich um ungefähr einen Meter feuchtes, rosafarbenes Fleisch. Er hob es heraus und legte es in eine Schüssel auf dem Tisch neben Mariannes zerschundenem Körper.
Ianto hatte unaufgefordert ein großes Glas aus dem Lager geholt. Es hatte einen Deckel, der sicher darauf befestigt werden konnte, und Einfüllstutzen oben und unten, sodass Flüssigkeiten eingefüllt oder abgelassen werden konnten. Es hatte in etwa die Größe von Mariannes Kopf. Owen benutzte so etwas sonst für chemische Experimente, doch nun war es äußerst zweckdienlich. Er holte Salzsäure aus seinem Chemieschrank, füllte sie in das Glas und fügte noch
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