Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
schluchzte sie.
Das Empfangsfeld des Geräts passierte einen Mann mit einem lumpigen Mantel und kaputten Hosen. Er schob einen Einkaufswagen vor sich her, der mit alten Zeitungen gefüllt zu sein schien. Toshiko schreckte zurück, weil sie erwartete, dass sich der Wahnsinn in ihrem Bewusstsein breitmachen und jeden Aspekt ihres Denkens umschlingen würden. Stattdessen schienen sich die Farben des Himmels, der Straße und der Autos zu intensivieren, als wäre ein Regenbogen vom Himmel herabgestiegen, der alles mit seinem Licht flutete. Sie wollte sich am liebsten aus dem Fenster beugen und sich vom Wind das Haar zerzausen lassen, während sie den Menschen zurief, wie wunderschön die Welt war, wenn man ihr nur sein Herz öffnete.
Das Auto fuhr weiter und ließ den Vagabunden hinter sich. Die Wolke seines Glücks zerstreute sich und Toshiko war nach Weinen zumute, so stark spürte sie den Verlust. Einen Moment lang hatte sie sich gefühlt, als hätte sie das Geheimnis des Lebens in der Hand gehalten, und dann war es ihr plötzlich entrissen worden.
Ein rasendes Hungergefühl regte sich auf einmal in ihrem Magen, und ihr Mund füllte sich augenblicklich mit Speichel. Sie konnte Fleisch riechen und es brachte sie an den Rand des Wahnsinns. Sie wollte es gerade Jack sagen, als sie merkte, dass das Gerät auf ein mexikanisches Restaurant auf der anderen Seite der zweispurigen Fahrbahn zeigte. Sie musste den Hunger der Gäste darin aufgefangen haben und richtete das Gerät nun auf einen anderen Teil der Stadt.
Es war, als wäre sie von einer Klippe gefallen und würde in einen Abgrund des Verhungerns stürzen. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihre Hände begannen zu zittern. Sie konnte nicht mehr klar denken: Jeder Anblick, jedes Geräusch und jeder Geruch erinnerte sie, dass sie unbedingt etwas essen musste.
Sie bewegte das Gerät zur Seite, der Schweiß stand ihr auf der Stirn, doch das Gefühl war verschwunden. Wenn das, was sie beim Vorbeifahren am Restaurant gespürt hatte, Hunger gewesen war, dann war das gerade eine ganze Hungersnot gewesen, die sich hundertfach verstärkt angefühlt hatte.
Toshiko berechnete schnell einen Kurs für die Richtung, aus der das Gefühl gekommen war. Sie zog eine Linie über die Karte, die bei der Position des Autos begann und sich in Richtung der Stadt erstreckte. Sie wandte sich an Jack und sagte: „Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Es kommt von Osten.“
„Stark?“
„Fast überwältigend.“
„Okay.“ Er wendete das SUV in einer Rechtskurve. „Entschuldige bitte, Tosh, dass ich dir das antue, aber wir müssen das Signal triangulieren. Scanne weiter, bis du etwas empfängst. Hoffen wir mal, dass es das ist, wonach wir suchen.“
Oh Scheiße
, dachte Gwen. „Die zweite Pille wird nicht aus den gleichen Pflanzenextrakten hergestellt“, sagte sie vorsichtig. „Es ist eher so etwas wie ein Standardmedikament, wie Paracetamol. Aber es spült die … Verunreinigungen aus dem Körper. Es sensibilisiert die Leber für das Zeug, das in der ersten Pille war und hilft dem Körper, es zu eliminieren. Das Gesundheitsministerium hat ihr ein einwandfreies Zeugnis ausgestellt.“
„In Ordnung. Dann mache ich’s“, sagte er. „Ich nehme die zweite Pille, sobald wir nach Hause kommen, wenn du es so willst.“
Gwen angelte in ihrer Tasche und zog die Blisterpackung hervor, die sie aus dem Badezimmerschrank genommen hatte. „Hier – nimm sie jetzt.“
„Oha. Das ist dir ganz schön wichtig, was?“
„Ich mache mir Sorgen um dich.“
Er lächelte. „Wirklich? Weil es mir gefällt, wie du dich sorgst.“
„Nimm die Tablette, Rhys.“
Er steckte sie in den Mund und schluckte sie sofort runter. Gwen hatte keine Ahnung, wie er das ohne ein Glas Wasser schaffte. War das ein Männer-Ding? Übten sie das mit Aspirin, damit sie Mädchen mit ihrer Pillen-Schluckfähigkeit beeindrucken konnten?
„Erledigt“, sagte Rhys. „Was passiert denn mit Lucy?“
„Sie steht unter medizinischer Beobachtung. Die Pille hat sie ziemlich schlimm beeinflusst.“
„Ja.“ Er schüttelte den Kopf. „Jetzt hat sie so viel abgenommen, da sollte sie endlich diesen blöden Freund abschießen. Der macht nichts als Ärger. Ich sage ihr das schon lange.“
„Ich glaube, sie hat das jetzt genügend durchgekaut“, sagte Gwen und wandte sich ab, damit er nicht sah, wie sie beim Gedanken an ihren Fund in Lucys Wohnung erschauderte. Sie musste noch mit Jack darüber reden, was sie mit Lucy
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