Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
– holt eure Kameras heraus und macht so viele Fotos, wie es geht.“
„Woher
wussten
sie es?“, fragte Owen, während er nervös in seinem Koffer kramte.
„Woher wusste das Weevil in der Basis Bescheid?“, antwortete Jack. Er stand vollkommen still und ließ seine Blicke von einer Seite des Lagers auf die andere schweifen. Gwen folgte seinen Blicken. Hinter sich hörte sie es klicken, nachdem Owen und Toshiko an die Leiche des Weevils herangetreten waren, um Fotos zu machen. Im Lagerhaus bewegte sich nichts, obwohl sie hätte schwören können, dass einige bleistiftdünne Sonnenstrahlen, die sich in der staubigen Luft gekreuzt hatten, jetzt von etwas blockiert wurden. An Stellen, an denen sie vorher noch hell geleuchtet hatten. Blockiert von Dingen, die sich nicht bewegten. Noch nicht jedenfalls.
Durch den großen, freien Raum des Lagerhauses zog ein Geruch zu ihnen herüber. Er war schwer, beißend, atembetäubend.
„Es ist Zeit zu gehen“, sagte Jack. „Wir sind hier nicht länger willkommen.“
Die Vier bewegten sich vorsichtig zur Tür und ließen den toten Körper mit ausgebreiteten Armen auf dem nackten, harten Beton liegen.
„Bist du dir sicher, dass sie uns gehen lassen?“, fragte Gwen.
Jack hatte sich so positioniert, dass er nun zwischen seinem Team und dem stand, was in der Dunkelheit lauerte. Sein Mantel umspielte seinen Körper und das Licht, das zur Tür hereinfiel, warf seinen Schatten auf den Boden. „Ich bin mir über nichts auf dieser Welt vollkommen sicher“, sagte er, „aber ich glaube, dass die jetzt anderes im Kopf haben. Lasst uns gehen, damit sie trauern können.“
Sie gingen, und die Weevils folgten ihnen nicht. Alles, was Gwen hören konnte, als sie ins Auto stieg, war ein trauriges Pfeifen, das aus dem Inneren des Lagerhauses kam.
Rhys atmete tief ein, wappnete sich und sah in den Spiegel.
Oh Gott. Das war kein schöner Anblick. Die Morgensonne flutete durch das Badezimmerfenster und warf ein harsches Licht auf sein Gesicht. Es entstanden Schatten an genau den falschen Stellen und es wurden Unebenheiten und kleine Falten sichtbar, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass sie vorhanden waren. Er hatte sich bereits ein paar Tage lang nicht rasiert und dachte – wenn er überhaupt nachgedacht hatte – dass es ihm etwas von einem draufgängerischen Colin-Farell-Look verlieh. Aber zusammen mit den Tränensäcken unter den Augen sah er lediglich aus wie ein Penner, der zu lange im Regen übernachtet hatte. Die Haut auf seinen Wangen und Schläfen war grobporig und er hätte schwören können, dass die Haut an seinem Hals – die gereizte rote Reibeisenhaut an seinem Hals – viel schlaffer war, als er sich erinnern konnte. Du lieber Himmel, er bekam Hängebacken! Er bekam
tatsächlich
Hängebacken!
Rhys schüttelte ungläubig den Kopf. Wann war das denn alles passiert? Wann war er alt geworden? Als er sich das letzte Mal so betrachtet hatte, war er jung, fit und unbeschwert gewesen, mit klaren Augen, reiner Haut und einem Bauch so flach und hart wie ein Brett.
Aber jetzt …
Er sah nach unten und wusste, dass es ihm nicht gefallen würde, was er sah. Und er hatte recht. Die Wölbung seines Bierbauchs war zwar nicht annähernd groß genug, um seine Füße zu verdecken, aber er war jetzt an dem Punkt angelangt, an dem er Fotos von seinen Kronjuwelen machen musste, um zu wissen, wie sie aussahen.
Dies war also das, was Gwen sah, wenn sie ihn anblickte? Er stöhnte. Kein Wunder, dass sie so viel Zeit auf der Arbeit verbrachte. Er sah furchtbar aus.
Sie hatten sich auf dem Rückweg vom Indian Summer lange ausgesprochen. Es war wahrscheinlich das ernsthafteste Gespräch gewesen, das sie je geführt hatten – mal abgesehen von dem zögerlichen „Du nimmst doch die Pille?“ „Nein – hast du Kondome?“ in der Nacht, in der sie sich begegnet waren. Sie sprachen unter anderem über Lucy und Rhys erklärte Gwen, dass sie einen sicheren Ort brauchte, an dem sie bleiben konnte. Gwen wich diesem Thema aus, indem sie einen sarkastischen Kommentar abgab. Dann begann sie damit, über sie beide zu sprechen und darüber, wie sich ihr gemeinsames Leben entwickelte. Rhys machte sich schon Sorgen, dass sie sich eventuell zu sehr in die Sache hineinsteigern und ihm gestehen würde, dass sie Kinder wollte. Aber glücklicherweise waren ihre Gedanken nicht so weit voraus in die Zukunft geschweift. Sie machte sich nur Sorgen, dass sie beide sich auseinanderlebten.
Wann waren sie
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