Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
konnte sich nicht erinnern, dass er auf dem Pott gewesen war, seit er die Pille eingenommen hatte. Aber die Muskeln sahen mit Sicherheit definierter aus und die Speckschwarten, die an der Seite über seinen Gürtel quollen – Gwen nannte sie Hüftgold – traten nicht so sehr hervor wie sonst.
Verdammt, diese Pillen waren ihr Geld wert.
Und damit kam ihm ein anderer Gedanke – er war hungrig. Eigentlich war er sogar hungrig wie ein Wolf. Trotz aller gut gemeinten Vorsätze, sich bei den Kohlenhydraten zurückzuhalten, fünf Mal am Tag eine Portion Obst oder Gemüse zu essen und zwischen Sonnenauf- und -untergang einen Liter Wasser zu trinken, war er hungrig.
Rhys’ Beine trugen ihn aus dem Badezimmer, über den Flur und ins Esszimmer, bevor er überhaupt wusste, wie ihm geschah. Die Reste des Abendessens standen noch da. Ihr zügelloser Sex und der darauffolgende erbitterte Streit hatten sie das Wegräumen total vergessen lassen. Das Hühnchen war trocken, der Spargel schlaff, der Parmaschinken dunkler und hart. Trotzdem schaufelte Rhys es sich in den Mund und genoss den Geschmack von der Orangen-Limetten-Marinade. Sein Kiefer arbeitete fieberhaft, zerkaute das Essen zu einem Brei, damit er es hinunterschlucken konnte. Alle Gedanken an seinen dicken Bauch waren vergessen, verschwammen und wurden überlagert vom Bedürfnis, seinen riesigen Hunger zu stillen.
Er hatte seine Portion jetzt aufgegessen und machte sich an Gwens. Er hob den Teller an den Mund und schob das Essen mit der Gabel hinein. Die unterschiedlichen Geschmäcker mischten sich in seinem Mund: Spargel, salziger Schinken und eine Andeutung von Zitrus beim Hühnchen. Es war wunderbar. Es war himmlisch.
Und es war nicht genug.
Gwen hatte ein Dessert erwähnt und Rhys taumelte in den Küchenbereich, um es zu suchen. Er fand es im Kühlschrank. Es waren zwei Keramiktöpfchen, die eine dicke Vanillecreme enthielten und nur darauf warteten, dass man sie mit Zucker bestreute und zum Karamellisieren unter den Grill stellte. Scheiß auf den Zucker. Er nahm einen Löffel vom Trockengestell auf der Spüle und schaufelte sich das süße, cremige Zeug in den Mund. Als er mit dem ersten Töpfchen fertig war, machte er sich an das zweite. Es war innerhalb von Sekunden alle.
Rhys stand splitterfasernackt in der Küche, der Saft des Hähnchens und des Spargels tropfte auf seine Brust und die Überreste der Crème brûlée klebten an seinem Mund. Er dachte nicht an sein Aussehen, an seine Diät, er dachte nicht einmal an Gwen.
Er dachte einzig und allein an das restliche Essen im Kühlschrank.
Gwen schloss die Augen und seufzte. Jack hörte sich nicht wütend an und das machte es irgendwie noch schlimmer. Es bedeutete, dass er sie bereits die ganze Zeit in Verdacht gehabt hatte. „Ich habe es ausgeborgt, damit ich Informationen von einem Polizeikontakt bekommen konnte“, sagte sie. „Er hat es nicht angefasst und konnte nichts daraus schließen. Soweit er weiß, ist das nur ein Dekorationsgegenstand. Im Gegenzug ist es mir gelungen, das Videomaterial aus dem Club zu bekommen.“
„Unternehmungsgeist. Riskant, aber es zeugt von großem Unternehmungsgeist. Was sonst?“
„Und dann … habe ich es mit in meine Wohnung genommen. Ich dachte, wenn Tosh recht hat und es ein Emotionsverstärker ist, dann könnte ich es vielleicht ausprobieren. Ich wollte sehen, ob zwischen Rhys und mir … ob es unsere Bindung stärkt. Damit wir glücklicher sind.“ Es fühlte sich wie Verrat an, Jack das zu erzählen. Nicht wie ein Verrat an ihm oder Torchwood, sondern Verrat an ihr und Rhys.
„Ich nehme an, es hat nicht geklappt.“
Sie zögerte, hörte dem entfernten Blubbern zu, das die Aquarien am Laufen hielt, und beobachtete die blinden, desinteressierten Augen der Tiefseefische. „Es hat nicht geklappt. Es hat alles nur noch schlimmer gemacht. Ich verstehe jetzt, wie der Streit im Nachtclub zustande gekommen ist. Ich verstehe, warum diese Kids gestorben sind. Es war einfach nur etwas Triviales, das aus dem Nichts eskaliert ist.“
„Aber das wussten wir doch schon“, sagte Jack. „Tosh hat es herausgefunden.“
„Ja“, sagte Gwen. „Aber es gibt einen Unterschied zwischen Wissen und
Verstehen
.“
„Wo ist die Weisheit, die wir im Wissen verloren haben“, zitierte Jack leise. „Wo ist das Wissen, das wir in der Information verloren haben?“
„T. S. Eliot?“
„Verdammt. Ich dachte, es wäre A. A. Milne.“
Gwen lachte. Das war für Jack ein
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