Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
das Weevil wäre entkommen. Dann sah sie genauer hin und beruhigte sich. Das Weevil war immer noch da und lehnte zusammengekauert an der Wand.
Die kurze Entspannungsphase wich einer tieferen Sorge.
Das Weevil lehnte an der Wand, die am weitesten von Mariannes Zelle entfernt lag und sein Kopf war weggedreht. Es schien sich gegen das Mauerwerk zu pressen. Toshiko hatte noch nie gesehen, dass es so reagierte. Es hatte Angst. Es hatte furchtbare Angst.
Was hatten sie da nur in die Basis gebracht?
Der Morgen kam langsam, wie eine Welle aus bernsteinfarbenem Licht, die über einen Strand spülte. Rhys erwachte nur schrittweise und driftete zwischen Tiefschlaf und Wachzustand hin und her. Ab und zu rutschte er wieder in einen Traum zurück, doch irgendwann gelang es ihm, sich seinen Weg in die Welt der Wachen zu bahnen. Er öffnete die Augen und drehte sich auf den Rücken.
Der Morgen und das Erwachen ließen seine Träume verblassen. Er versuchte sich an sie zu erinnern, doch es blieben nur Gefühlsfetzen und zerfledderte Bilder in seinem Gedächtnis hängen. Er erinnerte sich an irgendetwas darüber, schwanger zu sein. Er selbst? Rhys stolperte ungeschickt und tollpatschig in der Wohnung umher und stieß dabei die Sachen aus den Regalen. Das war echt merkwürdig. Selbst in diesem halbwachen Zustand war ihm klar, dass er das besser nicht Gwen erzählte. Das Thema Kinder hatten sie bisher vermieden und er wollte es auch dabei belassen. Da waren außerdem noch Fragmente einer Geschichte über eine Bohnenranke oder eine Weinrebe, die schneller wuchs, als er sie emporklettern konnte. Er war weiter und weiter geklettert, obwohl er das Gefühl hatte, dass dort oben etwas war, was er lieber nicht sehen wollte. Vielleicht war es ein Riese. Gott allein wusste, was
dieser
Traum wohl bedeuten sollte. Gwen würde den Traum vermutlich so deuten, dass er einen Weg eingeschlagen hatte, dem er nicht so ganz traute. Er glaubte nur, dass der Traum bedeutete, dass er am Abend zuvor viel zu viel Käse gegessen hatte.
Der Gedanke an Käse und die vorangegangene Nacht löste plötzlich eine Reihe von Erinnerungen aus, die er im Schlaf vor seinem Bewusstsein verborgen hatte. Rhys zuckte zusammen, als er sich daran erinnerte, dass Lucy und er gegessen hatten, nachdem Gwen aufgebrochen war. Erst Dinner, dann Dessert, dann Käsetoast als Snack, während sie
Newsnight
anschauten. Zwei Flaschen Wein hatten sie auch noch vernichtet. Gott, er sollte doch eigentlich noch versuchen, abzunehmen! Das Dumme war, dass er jetzt doppelt so hungrig war wie vorher. Lucy war auch keine Hilfe: Sie konnte genauso schnell Essen in sich hineinschaufeln wie er. Das Tragische daran war, dass sie so dünn blieb wie eine Giraffe.
Vorsichtig ließ Rhys seine Hand an seiner Brust bis zum Bauch hinabgleiten und erwartete ihn vor lauter Essen aufgebläht vorzufinden. Zu seiner großen Erleichterung und Überraschung war er flacher, als er seit seiner Collegezeit je gewesen war. Da gab es sogar eine Spur von Muskelentwicklung unter dem Fett. Er ließ beide Hände dort liegen, während sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Was das auch für eine Pille aus der Scotus-Klinik war, es sah so aus, als ob sie wirkte. Ein dreifaches Hoch auf die Amazonas-Orchideen!
Jemand rührte sich neben ihm im Bett. Rhys drehte seinen Kopf, während seine Hände noch immer besitzergreifend auf seinem Bauch ruhten. Er konnte nur eine Beule unter der Decke erkennen. Kein Kopf auf dem Kissen. Kein Haar, das unter der Bettdecke hervorschaute. Plötzlich überkam ihn Panik. Gwen war zu einem Polizeieinsatz gerufen worden, bevor er ins Bett gegangen war, und er erinnerte sich nicht daran, ob sie zurückgekommen war. Bitte, Gott, mach, dass das nicht Lucy ist! So niedlich, wie sie war, und so gern ein primitiver und reueloser Teil von ihm sie am liebsten durchvögeln wollte, dass die Schwarte krachte, war das weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Nicht in Gwens und seinem Bett, um Himmels willen! Nicht gerade jetzt, wo die Dinge zwischen ihnen langsam wieder ins Reine kamen! Aber er konnte sich doch nicht so dermaßen betrunken haben?
Zaghaft streckte er eine Hand unter der Decke aus und spürte eine Hüfte. Wenn man nach der Art, wie seine Finger in die Wölbung passten, urteilen konnte, lag der Besitzer dieses Knochens mit dem Rücken zu ihm. Er streichelte sie sanft.
Die Wärme fühlte sich an wie bei Gwen, die Form fühlte sich an wie bei Gwen. Aber es war lange
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