Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
Lederjacke.
„
Verdammt“
, rief Toshiko aus. „Ich habe gedacht, das wäre ein außerirdisches Wesen!“
„Da hattest du kein Glück“, sagte Jack und versuchte, das Mädchen davon abzuhalten, auf die Beine zu kommen. „Owen, hast du noch was von diesem Betäubungsmittel?“
„Ist alles verbraucht.“
„Überhaupt nichts übrig?“
Owen runzelte die Stirn und griff erneut in seine Jacke. Er zog eine weitere Druckluftspritze heraus. Sie war mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt.
„Ketamin?“, fragte er.
„Von mir aus gerne.“
Owen griff nach ihrem Arm und drückte den Abzug der Spritze. Es gab ein plötzliches Fauchen und die Flüssigkeit verschwand aus dem Röhrchen. Ein paar Sekunden später hörte das Mädchen auf zu zappeln. „Das versaut mir den Abend“, grummelte Owen.
„Sieh es doch mal von der positiven Seite“, sagte Jack beim Aufstehen. „Du hast hier ein Mädchen, das sich nicht bewegt, und musstest nicht mal Geld dafür hinblättern.“
Die vier versammelten sich um den bewusstlosen Körper der jungen Frau und blickten sie an. Sie bewegte den Kopf langsam hin und her, ihre Augenlider zuckten. Auf ihrer Bluse und Jacke waren Flecke. Toshiko dachte erst, dass es Blutflecke waren, aber sie erkannte darin Gewürze und Brotkrümel. Tomatensauce? Sie sah aus, als wäre sie in einen Unfall mit einem Pizzabringdienst verwickelt gewesen.
Jack kniete sich hin, diesmal neben sie. „Wie heißen Sie?“, fragte er freundlich.
„Marianne.“ Ihre Stimme klang belegt, wie mit einer Patina aus Schmerz und Sorge. „Marianne Till.“
„Okay, Marianne, wie geht es Ihnen?“
„Hunger.“
„Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen?“
„Ich esse ständig etwas. Ich kann gar nicht genug essen, um den Hunger zu stillen.“
„Was haben Sie heute Abend gegessen?“
„Etwas zum Mitnehmen vom Chinesen. Pizza. Ein paar Sandwiches, die ich in einer Mülltonne gefunden habe.“ Sie zögerte. „Eine Taube. Einen Hund. Ich habe versucht, diesen Typen zu essen, der mir in der Bar einen Drink ausgegeben hat, aber er ist weggelaufen. Es war Blut auf seinem Gesicht und er hat geschrien. Und … Kebab.“
„Einen Kebab“, brummte Owen. „Das ist ja krank.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Marianne. Mein Name ist Jack, das hier ist Gwen und das sind Toshiko und Owen. Wir sind jetzt Ihre Freunde und helfen Ihnen.“ Ohne den Kopf zu drehen oder seinen Blick von dem Mädchen zu wenden, sagte er zu Gwen: „Ruf Ianto an. Er hat um die Ecke geparkt. Sag ihm, dass er schnellstens kommen soll. Wir müssen Marianne zurück in die Basis bringen.“
Gwen trat zur Seite und hob das Handy ans Ohr. Während sie sprach, starrte Toshiko das Wesen einfach nur an. Das Mädchen. Marianne.
„Sie ist so jung“, sagte Toshiko. „Und so dünn! Wie kann sie so dünn sein, wenn sie so viel isst?“
Owen zuckte mit den Schultern. „Guter Stoffwechsel?“, sagte er. Er streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus.
Einen Moment lang glaubte Toshiko, er wolle ihr übers Haar streichen, aber stattdessen legte er ihr die Hand in den Nacken. „Die Blutung hat aufgehört. Du musst das auswaschen, wenn wir zurück sind. Ich gebe dir eine Salbe dafür.“
„Danke.“
Mit einem leisen Rumpeln fuhr das SUV neben ihnen vor. Die schwarze Oberfläche spiegelte das Lagerhaus wider und man konnte es nur sehen, weil die dunkle Umgebung an dieser Stelle leicht verzerrt wirkte. Die Fahrertür öffnete sich und Ianto stieg aus. Er ließ den Motor weiterlaufen. Wie immer trug er einen dreiteiligen Anzug und eine Krawatte. Seine Hemdaufschläge wurden von Manschettenknöpfen zusammengehalten. Er trug sogar eine Krawattennadel. Manchmal glaubte Toshiko, dass es so etwas wie ihn eigentlich gar nicht gab.
„Ich hoffe, ich komme nicht zu spät“, sagte er ruhig.
„Ianto, du kommst nie zu spät und nie zu früh.“ Jack stand auf und sah sich um. „Darum lieben wir dich. Also, Leute, wir müssen diese junge Lady zurück in die Basis bringen und herausfinden, was mit ihr nicht stimmt. Und nur für den Fall, dass die vielen Betäubungsmittel, die Owen ihr gespritzt hat, langsam nachlassen, schlage ich vor, sie zu fesseln. Ianto, hast du die Handschellen mitgebracht?“
„Ich hatte angenommen, dass du sie vielleicht brauchen würdest.“ Er hob den Arm und zeigte, dass er sie bereits in der Hand hielt. Es waren keine gewöhnlichen Handschellen, sondern dünne Metallbänder, die man um die Handgelenke und Knöchel eines
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