Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
her, seit er mit jemand anders im Bett gewesen war. Er konnte sich einfach nicht mehr erinnern, ob Mädchen sich unter der Decke alle anders oder alle gleich anfühlten. Er wollte die Frau – welche es auch war – am liebsten an sich heranziehen und umdrehen, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Aber wenn das Lucy war, wollte er es lieber nicht wissen. Das würde nur eine ganze Menge Ärger heraufbeschwören.
Er streichelte die Hüfte noch einmal. Aus dem Nichts heraus schloss sich eine kleinere Hand um seine Finger.
„Müde“, sagte eine schläfrige Stimme. „Bin spät zurückgekommen. Muss Schlaf nachholen.“
Erleichterung flutete seinen Körper wie ein Sturzbach. Es war Gwen! Danke, Gott, es war Gwen. Das bedeutete, dass Lucy auf der Couch schlief. Und es war Sonntag, was wiederum bedeutete, dass er nicht aufstehen und zur Arbeit gehen musste. Gott saß oben im Himmel und der Welt ging es gut.
Er glitt unter der Decke hervor, versuchte Gwen nicht zu stören und zog seinen schäbigen alten Bademantel an. Es war ihm unangenehm, dass Lucy ihn so sehen würde, aber Rhys wollte auch nicht nackt in der Wohnung herumstolzieren, wie er es sonst tat. Jedenfalls nicht, solange Lucy bei ihnen zu Gast war. Das wäre ein Desaster. Vorsichtig zog er die Tür einen Spalt auf und spähte hinaus.
Im Wohnzimmer war es dunkel. Ein dünner, silberner Licht-streif fiel durch die Lücke zwischen den Vorhängen und schien auf das Sofa. Eine Seite der Gästebettdecke lag auf den Sofakissen, die andere Hälfte schmiegte sich an Lucys ruhenden Körper. Eine zerzauste Masse aus schwarzen Haaren und einem Fragment einer bleichen Stirn war alles, was von ihr hervorschaute. Am vergangenen Abend hatte sie noch an den Nachwirkungen des Schocks gelitten, durchlebte immer noch den bizarren Versuch, sie zu entführen. Der primitive und reuelose Teil von ihm fragte sich, wie sie wohl unter dieser Bettdecke aussah. Trug sie Höschen und ein T-Shirt, oder war sie nackt? Wie sah ihr Körper jetzt, seitdem sie so viel abgenommen hatte, wohl ohne Kleider aus? Wie groß war wohl die Chance, dass sie sich umdrehen und wieder so in die Decke einkuscheln würde, dass er ihren nackten Rücken und ihren Arsch sehen konnte? Waren ihre Brüste aus der Nähe betrachtet wirklich so phänomenal?
Rhys schaltete seine Gedanken schnell auf einen anderen Kanal um. Er schlich geduckt am Sofa vorbei in den Küchenbereich der Wohnung. Dort suchte er sich zwei Tassen, spülte die Espressokanne aus und holte den Kaffee aus dem Tiefkühlfach. Gwen bestand darauf, ihn dort aufzubewahren. Dann befüllte er die Kanne mit drei Löffeln Kaffee.
Echter Cinchona Kaffee
stand auf dem Paket. Rhys hatte keine Ahnung, ob das ein Hinweis auf die Qualität sein sollte, aber er schmeckte stark und sehr würzig. Der Kaffee tropfte langsam in die Kanne und setzte einen wunderbaren Duft frei, dunkel und komplex, kräftig und aromatisch. Er fühlte sich durch den bloßen Geruch schon wacher.
Er goss eine Tasse für sich und eine für Lucy ein und schüttete Milch aus einem Karton im Kühlschrank dazu. Er passte auf, dass die Weinflaschen in der Kühlschranktür, die seit gestern Abend deutlich dezimiert waren, nicht beim Schließen klapperten. Gwen hatte sich angehört, als würde sie noch ziemlich viel Schlaf brauchen. Er konnte später immer noch eine Tasse in der Mikrowelle für sie aufwärmen. Sie musste ungefähr zu Sonnenaufgang wiedergekommen sein und das kam in letzter Zeit immer öfter vor. Was Torchwood auch war, es nahm sie völlig in Anspruch. Sie war wie besessen. Noch nie zuvor hatte sie so viel gearbeitet, in keinem ihrer bisherigen Jobs bei der Polizei.
Oder vielleicht war es gar nicht der Job. Vielleicht war es ihr mysteriöser Boss. Jack. Diesen Namen erwähnte sie ab und zu. Vielleicht hatte er irgendeine Macht über sie.
Rhys trug Lucys Tasse in den Wohnbereich. Er bückte sich und stellte sie auf den Couchtisch. Nahe genug bei ihr, dass sie sie erreichen und weit genug weg, damit sie sie nicht aus Versehen umstoßen konnte. Er entdeckte ihre Sachen, die ordentlich gefaltet auf dem Boden aufgestapelt lagen. Jeans. Bluse. Schwarzer Spitzen-BH, Verschluss vorne, Bügel. Rhys konnte die Größe nicht erkennen, aber er schnappte nach Luft und ihm wurde heiß. Dann stand da noch ein Paar Turnschuhe sittsam neben den Kleidern. Rhys war immer der Meinung gewesen, dass Trainingsschuhe groß und klobig waren, aber diese hier wirkten so klein und an ihnen blitzten
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