Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
entgegnete Lucy. „Ich gehe dir lieber direkt an die Kehle.“
Sie bewegte sich vorwärts, und bevor Gwen überhaupt darüber nachdenken konnte, den Abzug zu ziehen, schlug Lucy mit der linken Hand die Waffe nach oben. Gleichzeitig griff sie mit der rechten nach Gwens Hals und zerrte ihn brutal zur Seite. Gwens Finger krampften sich zusammen und die Waffe feuerte mit einem ohrenbetäubenden Krachen in die Decke. Gips und Holzsplitter regneten auf sie herab. Lucys Daumen und Zeigefinger pressten sich in Gwens Fleisch, drückten ihr die Luftröhre zu und hinterließen tiefe Male. Irgendwo in Gwens Hals begann der Blutfluss in ihrer Halsschlagader zu stocken und wurde schließlich unterbrochen. Alles in Gwens Sichtfeld verdunkelte sich, als ob jemand vor dem Fenster geparkt hätte und das Licht von außen blockierte.
Mit allerletzter Kraft schlug sie Lucy die Waffe einmal, zweimal auf den Kopf und spürte, wie der Griff sich lockerte. Sie ließ beide Arme bis zur Hüfte sinken, zog sie schnell nach oben und nutzte den Schwung, um Lucys Arme auseinanderzuschlagen. Die Finger des Mädchens lösten widerwillig den Griff und Gwen sog laut und vernehmlich Luft in die Lungen, während sie zurückwich.
„Wehr dich nicht“, flüsterte Lucy und krümmte sich. Blut tropfte von ihrem Kopf herunter. „Durch einen Kampf spannen sich die Muskeln und saugen sich voll Blut, aber sie schmecken besser, wenn sie erschlafft sind.“ Ihr Blick blitzte zur Seite, zu den Überresten ihres Freundes auf dem Bett. „Er war so high, dass er nicht einmal gemerkt hat, dass ich ihn esse. Seine Muskeln schmeckten unvergleichlich. Und seine Augen … so, so süß.“
„Lucy, schau mich an.
Schau
mich an. Warum machst du das?“
„Hunger“, sagte sie bettelnd. „So großer Hunger. Die ganze Zeit. Mein Magen fühlt sich an, als ob er sich umgedreht hätte, und ist nie satt. Nie, nie satt. Ich muss die ganze Zeit essen, um weiterzuleben.“
„Aber nicht mich.“
„Du bist das einzige frische Fleisch hier“, sagte Lucy und sprang auf Gwen zu. Sie stieß gegen Gwens Brust und die Expolizistin taumelte rückwärts. Gwens Füße blieben in einem Stück Teppich hängen und sie stolperte. Lucys Gewicht drückte sie nach unten. Der Raum begann sich um sie zu drehen und brach sich in Lichtscherben, als sie mit dem Hinterkopf auf dem Boden neben dem Bett aufschlug. Lucy landete mit ihrem ganzen Gewicht auf ihrem Magen und die hart erkämpfte Luft entwich wieder aus Gwens Lungen. Das Mädchen setzte sich rittlings auf Gwens Brust und hielt sie unten, mit ihren Händen drückte sie Gwens Handgelenke zu Boden. Die Waffe rutschte aus Gwens gefühllosen Fingern.
Der Schmerz durchzuckte jede Faser ihres Körpers und hinterließ ein Brennen. Gwens Atem rasselte in ihrem geschwollenen Hals. Sie wand sich, aber Lucys Arme und Beine hielten ihren Körper fest in Position. Sie konnte sich nicht bewegen.
Lucy beugte sich vor. Ihr Atem stank. Blutige Hautfetzen hingen zwischen ihren Zähnen. „Wie romantisch“, fauchte sie. „Dein Fleisch und Rhys’ wird in mir wieder vereint. Der ultimative Dreier.“
„Warum Rhys?“, stieß Gwen hervor. „Ich dachte, du stehst auf ihn.“
„Das tue ich auch. Aber du verstehst den Hunger nicht. Alles verblasst neben dem Hunger. Er muss befriedigt werden.“
„Selbst wenn dein Freund deswegen sterben musste? Selbst wenn
Rhys
dann sterben muss?“
Lucy zuckte, ihre Augen schlossen sich, dann sah sie weg. „Es ist wie atmen“, wisperte sie. „Selbst wenn ich versuche aufzuhören, kann ich es nicht. Ich erwische mich dabei, wie ich mir Essen in den Mund stopfe, damit ich nicht schreien muss. Reis und Brot sind nicht genug. Ich brauche frisches Fleisch.“
„Aber nicht meins“, rief Gwen und drehte ihre Beine, sodass ein Fuß unter dem Bett Halt fand. Dann bäumte sie sich auf und es gelang ihr fast, Lucy von ihrer Brust herunterzustoßen. Lucy ließ eine von Gwens Händen los und griff nach dem Bettlaken, um nicht herunterzufallen. Gwen schlug mit einem Arm um sich, um nach der Waffe zu tasten. Ihre Hand blieb stattdessen an etwas Weichem, mit Stoff Bedecktem hängen. Verzweifelt hob sie es hoch und hieb damit nach Lucys Kopf. Als sie es an den Augen vorbeiführte sah sie, dass es ein Damenschuh war. Er war schwarz, wahrscheinlich ein Manolo-Blahnik-Imitat, mit einem sehr hohen Absatz.
Dieser Absatz traf Lucy an der linken Schläfe und hinterließ eine blutende Schramme. Sie fuhr schreiend zurück und
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