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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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wirklich dankbar sein, dass sie da ist. Was hätten wir bloß ohne sie gemacht?
    Sie rieb sich die Augen. Auf der Uhr am Ende des Gangs war es Viertel vor vier. Stockdunkle Nacht. Sie stützte den Kopf auf die Hände und versuchte zu dösen.
    Das Quietschen von Schuhsohlen auf Linoleum weckte sie. Lilith trug zwei dampfende Pappbecher in der Hand. »Krankenhaus-Cappuccino«, meinte sie achselzuckend. »Das Beste, was ich kriegen konnte.«
    Dankbar nahm Ravenna ihren Becher entgegen und trank einen Schluck. Der erste Kaffee seit … sie legte den Kopf in den Nacken und fing an zu rechnen. Gestern war sie noch … verflixt, wo war sie eigentlich gestern um diese Zeit gewesen? Allmählich verlor sie den Faden. Ich muss mir ein Hexentagebuch zulegen, dachte sie. Ein Buch der Schatten. Oder besser: das Buch der Tore.
    »Fünf Tage«, stellte sie fest. »Fünf Tage ohne Kaffee. Das ist unvorstellbar. Früher dachte ich, ich würde einen Vormittag ohne Koffein nicht überleben.«
    »Der Meinung bin ich noch immer.« Lilith lachte. Sie musterte Ravenna über den Rand ihres Bechers hinweg. »Du warst großartig«, sagte sie leise. »Wie du die Show gemeistert hast, das war … wirklich, du warst einfach umwerfend. Ich hätte dir den Sieg so sehr gegönnt.«
    »Tatsächlich?« Ravenna verzog das Gesicht und nahm noch einen Schluck. »Ich dachte nämlich, ich hätte gewonnen. Zumindest ließ Beliar es so aussehen.«
    Lilith ließ die braune Flüssigkeit im Becher kreisen. »Mit der Ansicht steht er ziemlich allein da. Er hätte dich nicht nochmal vor die Wahl stellen dürfen. Diese Schlussszene auf der Terrasse – das war echt der Hammer.«
    »Sagt wer?«
    »Das sagen alle, die das Finale verfolgt haben.«
    Ravenna seufzte und zog die Schultern hoch. Der Kaffee wärmte ihre Hände.
    »Aber er hat wohl nicht mit der Reaktion der Zuschauer gerechnet.« Lilith klang grimmig. »Mit unserer Reaktion. Zuerst hat er noch erklärt und dementiert und zu beschwichtigen versucht. Seit Mitternacht herrscht Funkstille. Beliar hat sich in seinem Büro eingeschlossen und spricht mit niemandem. Heißt es zumindest.«
    Erstaunt schaute Ravenna sie an. »Woher weißt du das alles?«
    »Na ja … aus dem Internet.« Lilith schmunzelte. »Du ahnst nicht, was momentan in den Foren, Blogs und Chatrooms abgeht. Deine Fans sind außer sich, Ravenna, und das sind mittlerweile wirklich viele.« Sie zog die Worte andächtig in die Länge.
    »Die meisten Leute sind total empört und beschweren sich über den Sender. Beliar hat es echt vergeigt. Im Grunde genommen hat er sich doch über alle Hexen und Magier lustig gemacht. Über uns , verstehst du?«
    Ravenna nickte. Witchdotcom, dachte sie. Und wie die Hexenseiten noch so hießen. Beliar hatte die magische Internetgemeinde gegen sich aufgebracht. Hexen wie Lilith. Ihre und vermutlich auch Vadyms Fans.
    »Du hast wirklich jede Aufgabe gelöst, auf jede Frage eine Antwort gewusst«, fuhr Lilith fort. »Auch auf die unmöglichen. Was will er jetzt noch von dir? Wieso zieht er deine Schwester da mit rein durch dieses … dieses unmögliche Interview? Jedenfalls fordern wir eine Wiederholung der letzten Runde.«
    »Eine Wiederholung?« Ravenna ächzte entsetzt. »Bloß nicht. Ich kann keine alchemistischen Kästchen, Fragekärtchen oder Hexentürme mehr sehen!«
    Lilith war richtig hübsch, wenn sie lachte. Und wenn sie nicht dieses komische Gothic-Rock-T-Shirt trug. »Keine Sorge. Das wird wohl auch nicht passieren. Der Sender denkt eher darüber nach, die Show abzusetzen. Zu teuer, heißt es offiziell. Aber ganz im Vertrauen: Anscheinend finden auch die Verantwortlichen das WizzQuizz zu gefährlich. Dieser Unfall am Zieleinlauf des Rennens … was ist da eigentlich genau passiert?«
    »Das willst du nicht wissen«, murmelte Ravenna. Sie rieb sich die Stirn. »Es hatte jedenfalls nichts mit der Show zu tun. Es war eine persönliche Angelegenheit.« Zwischen dem König und seinem Schatten, dachte sie. Nun war Constantin tot und Velasco ins Reich der Dämonen zurückgekehrt. Das hoffte sie jedenfalls.
    Dann straffte sie die Schultern. Einen Vorteil hatte die ganze Angelegenheit: Vielleicht würde es so bald kein WizzQuizz mehr geben. Und das war gut so.
    »Oh! Da kommt er!« Hastig stellte Lilith den Becher mit dem Kaffeerest ab. Als Lucian durch die Glastür trat, wurde sie rot bis unter die Haarwurzeln.
    »Ich glaube, ich lasse euch dann mal besser allein.«
    Sie stand auf und gab Ravenna die

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