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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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entsprach nicht gerade dem, was ich normalerweise als offiziell bezeichnet hätte, aber ein wenig Freundlichkeit kann nie schaden, und deshalb erhob ich mich, um sie zu begrüßen. Der erste Mann hatte ungefähr meine Größe – war also etwa einen Meter achtzig groß, aber kräftig gebaut und hatte schon den Ansatz einer Wampe. Sein Haar und seine Augen waren hell, er hatte einen leichten Sonnenbrand und schwitzte außerordentlich. Sein Gefährte war kleiner, mehr von der Sonne gebräunt und hatte einen dichten, dunklen Haarschopf, den er sich aus dem Gesicht strich, als er auf mich zukam. Er war kräftig und machte einen durchtrainierten Eindruck. Beide trugen eher Stadtals Wanderschuhe, und auch der fehlende Kopfschutz fiel mir sofort als außergewöhnlich auf.
    „Sind Sie Fred Cassidy?“ fragte der erste Mann, der mit wenigen raschen Schritten bei mir war, sich dann aber mehr für die Wand und meine Ausrüstung zu interessieren schien.
    „Ja“, sagte ich. „Das bin ich.“
    Er holte ein überraschend feines Taschentüchlein hervor, mit dem er sich das Gesicht abtupfte.
    „Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?“ fragte er.
    „Ich suche nach nichts Speziellem“, sagte ich.
    Er kicherte. „Sie scheinen aber jede Menge Arbeit in diese Suche nach nichts Speziellem zu investieren.“
    „Das ist lediglich eine Probegrabung“, sagte ich ihm.
    „Wonach graben Sie denn?“
    „Wie wäre es denn, wenn Sie mir erst einmal sagen würden, wer Sie sind und weshalb Sie das wissen wollen?“
    Er ignorierte meine Frage und ging zu meiner Grabungsstätte. Er schritt daran entlang, blieb hin und wieder auch stehen, um hinunterzuspähen. Während er das tat, ging der andere Mann zu meinem Zelt hinüber. Ich stieß einen Schrei aus, als er sich meinen Rucksack schnappte, aber er kippte ihn trotzdem aus.
    Als ich ihn erreichte, machte er sich gerade an meinem Beutel mit Waschutensilien zu schaffen. Ich hielt seinen Arm fest, aber er schüttelte mich ab. Als ich es noch einmal versuchte, stieß er mich weg, und ich stolperte. Noch bevor ich auf dem Boden aufschlug, wußte ich, das waren keine Bullen.
    Anstatt zur nächsten Runde wieder aufzustehen, blieb ich liegen und trat zu; mein Absatz beförderte ihn nun seinerseits kopfüber hinunter. Es war nicht ganz so spektakulär wie damals, als ich Paul Byler in den Unterleib getreten hatte, aber ich fand es trotzdem noch recht zufriedenstellend. Dann schnellte ich sofort wieder auf die Beine und knallte ihm eine deftige Linke unter das Kinn. Er brach zusammen und rührte sich nicht mehr. Nicht schlecht für einen einzigen Hieb. Wenn ich das auch ohne einen Stein in meiner geschlossenen Faust schaffen würde, dann könnte ich blankes Entsetzen verbreiten.
    Mein Triumph dauerte allerdings nur wenige Sekunden. Dann wurde mir ein Sack voll Kanonenkugeln auf den Rücken gehauen. Zumindest fühlte es sich so an. Ich wurde in sehr unsportlicher Weise von hinten angegriffen. Der Schwergewichtige war wesentlich behender als seine Erscheinung einem das glauben machen wollte. Als er nun meinen Arm umdrehte und sich mit seiner anderen Hand in meinem Haar festkrallte, da erkannte ich, daß nur ein sehr geringer Prozentsatz seiner Masse aus nonfunktionellem Fettgewebe bestand.
    „Also gut, Fred“, sagte er. „Schätze, es ist Zeit für eine kleine Unterhaltung.“
     
    Sternentanz …
    So daliegend, mit meinen Blutergüssen, Kratzwunden, meinen Kopfschmerzen und meiner Verwirrung, kam ich zu der Überzeugung, daß Professor Merimee jenem kalten Zentrum der Dinge, wo jede Definition unmöglich ist, sehr nahekam. Die Art, wie eine tote Hand ausgestreckt war, mir die Finger zu reichen, war aber auch wirklich zu absurd.
    So daliegend, subvokal fluchend, als ich für den Augenblick wieder klare Gedanken fassen konnte, wurde ich peripher eines kleinen, pelzigen Wesens gewahr, das sich an meinen südlichen Fesseln entlangbewegte, schnupperte, sich wieder bewegte. Zweifellos etwas Fleischfressendes, entschied ich. Ich rang mit einem Erschauern, kämpfte es aber zu einem Achselzucken nieder. Es war zwecklos zu schreien. Vollkommen zwecklos. Aber es konnte zu einem billigen Triumph führen, alles zu erdulden.
    Daher bemühte ich mich, meinen Stoizismus zu kultivieren, während ich mich gleichzeitig bemühte, das Biest besser sehen zu können. Es berührte mein rechtes Bein, ich zuckte erschrocken zusammen, aber es tat nicht weh. Nach einer Weile ging es zum linken Bein hinüber. Hatte es gerade

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